Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
Zeugen eine gemeinsame Basis mit den Interessierten geschaffen, von der aus im Sinne der eigentlichen Zielsetzung weiter fortgeschritten werden kann.
Es folgt dann der – immer gleiche - Lösungsvorschlag, dass Gott selbst für die Beseitigung aller Schwierigkeiten sorgen werde. Und das schon recht bald. Zumeist ist diese Lösung zugleich der eigentliche Knackpunkt. Zeigt sich der Interessierte auch in dieser Hinsicht zumindest offen, wird versucht, mit ihm in ein sogenanntes Bibelstudium einzutreten. Sogenannt, weil in Wahrheit nicht die Bibel, sondern eine Publikation der Wachtturmgesellschaft unter Anleitung von zwei Zeugen mit dem Interessierten studiert wird.
Vorgeblich nur eine Hilfe zum Verständnis der Bibel, die man ohne diese nicht verstehen könne. Tatsächlich jedoch werden in diesen Publikationen ausschließlich die Dogmen und Annahmen der WTG in den Lösungsvorschlägen wiedergegeben und nur auf diejenigen Bibelstellen Bezug genommen, die diese Ansichten unterstützen. Als beispielhaft für diese Feststellung können die Besonderheiten in der WTG-Lehre von der Rolle der 144.000 auserwählten Mitregenten von Jesus, der Bedeutung der Organisation für Jehova Gott, der von allen Zeugen verlangte Predigtdienst von Haus zuhause, usw. gelten.
Alles Themen, bei denen man auf der Grundlage der Bibel durchaus zu unterschiedlichen Positionen gelangen könnte, was bei einem Bibelstudium der Zeugen Jehovas jedoch nicht der Fall ist. Es gibt immer nur eine Lösung und immer nur eine richtige Antwort, nämlich die von der WTG vorgegebene Lösung. Und das ist regelmäßig eine Interpretation, die die Lehren der WTG unterstützt. Alle anderen Antworten sind von vornherein falsch und werden nicht weiterbehandelt.
In der Praxis eines solchen „Bibelstudiums“ wird solange „studiert“, bis der Bibelstudent alle vorgegeben Lösungen akzeptiert und zu seiner Auffassung gemacht hat. Erst dann geht man zum nächsten Paragrafen über. Und das Ganze geht solange weiter, bis die Publikation in ihrer Gänze auf diese Weise studiert worden ist.
So bildet sich langsam, aber sicher, bei dem angehenden Zeugen das bereits angesprochene Schwarz – Weißbild aus. Es gibt immer nur eine richtige Lösung, selbst für die komplexesten Sachverhalte. Es gibt keine Vielfalt und keine Kompromisse. Und vor allem keine Mehrdeutigkeiten. Auf teilweise kindlicher Ebene werden auch die schwierigsten Themen, moralische Bewertungen und biblische Auslegungen auf einen ganz und gar einfachen Nenner gebracht: Auf der Seite der Organisation und ihren Bibelinterpretationen ist alles richtig, alle anderen Positionen sind falsch, bzw. werden erst gar nicht erwähnt. Schon, um keine Verwirrung aufkommen zu lassen.
Die, die ihnen anhängen, vor allem die Angehörigen der „abtrünnigen Amtskirchen“, aber auch alle anderen Menschen, die diese Lehren ablehnten, würden in letzter Konsequenz in Harmagedon umkommen.
Diese letzte Konsequenz wird dem Bibelstudenten aber nur langsam und behutsam und mehr indirekt vermittelt. Schließlich will man ihn ja nicht abschrecken, sondern gewinnen.
Entscheidend für einen Erfolg im Sinne der WTG ist, dass es dem Studienleiter gelingt, die Ansichten der Organisation mit den richtigen Bibelstellen zu belegen und der Bibelstudent davon überzeugt wird, dass alles, was er gelernt und erfahren hat, sich solide auf die Bibel gründet.
Vom Studienleiter werden für seine Aufgabe keine besonderen Fähigkeiten und schon gar keine fundierte Vorbildung benötigt. Auch die notwendige Vorbereitung ist nicht besonders umfangreich. Er braucht weder die Fragen noch die erwarteten Musterantworten zusammenstellen. Diese Arbeit hat ihm ja die WTG bereits weitgehend abgenommen, indem sie die ihrer Auffassung in Betracht kommenden Passagen mit Fragen und Antworten bereits ausgewählt hat.
Anderslautende Bibelstellen werden nicht benötigt und daher auch nicht ermittelt. Man will ja eine eindeutige Aussage und auch das Pensum, das von der Organisation jeweils für eine Stunde festgelegt worden ist, nach Möglichkeit einhalten. Theoretische Diskurse und Abschweifungen vom Thema sind auch aus diesen Gründen weniger erwünscht. Auf diese Weise brauchen weder der Studienleiter noch der Bibelstudent eine intellektuelle Arbeit leisten, die diesen Namen verdient hätte.
Alles läuft im Regelfall auf eine Zustimmung zu den vorgegeben Texten hinaus und das nicht ohne Absicht. Auf diese Weise wird von dem Studierenden sukzessive
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