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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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sich halblaut Gedanken über die Zukunft. Dieses Fleckchen Macao hatte sich so an seine Existenz als schläfrige Kolonie eines nur wenig muntereren europäischen Kleinstaates gewöhnt, daß der Staat sozusagen kaum noch eine Rolle in den Gedanken der Leute spielte, lediglich die Lebensweise war es, die zählte.
    Inzwischen waren die Grenzen zum Mutterland ohnehin so unbedeutend geworden wie die ständig wechselnden politischen Parolen. Man ließ sie, ohne sich viel Gedanken zu machen, an den Ohren vorbeigleiten, und selbst den Posten an den Schlagbäumen schien inzwischen egal geworden zu sein, ob der oder jener, der da ins gloriose Mutterland einreiste – für einen Tag oder für einen Monatstrip –, Opa Mao vielleicht für einen Vollidioten hielt, für ein Genie, einen Frauenschänder oder einen Entendieb.
    Man hatte sich daran gewöhnt, daß andere Leute andere Meinungen hatten und hielt sie sich nicht mehr täglich vor, um recht zu behalten. Auf diese Art hatte man es fertigbekommen, in den letzten Jahren auf erträgliche Weise miteinander auszukommen. Sogar voneinander zu profitieren. Macao würde ein Jahr nach Hongkong zum Mutterland zurückkehren. Eine Horrorvorstellung war das eigentlich nicht mehr. Wenngleich auch hier Wohlbetuchte ihre Konten auf die Bahamas verlegt hatten oder sonstwohin und sich zuweilen einen Zweitpaß besorgten. Für alle Fälle sozusagen.
    Â» Angst? « Sung Loh schüttelte den Kopf mit dem Bürstenhaar, dann wollte er wissen: »Was wirst du machen? Weiter detektieren?«
    Â»Ich versuche es. Hast du jemanden bei Henry’s , mit dem man vertraulich reden kann?«
    Â»In dem Restaurant in der Avenida da Republica?«
    Â»Ja. Unten, an der Südspitze. Ponta da Barra.«
    Er schimpfte: »Wie ich diesen verlausten Sohn eines Perlflußpiraten um den Platz dort beneide! Und – ich hätte das Ding kaufen können. Es stand zum Verkauf. Ich habe zu lange gezögert. Wollte nicht so recht an den hohen Bankkredit heran, den ich gebraucht hätte. Er hat ihn übernommen. Heute ist das eine der Kneipen, die stets überfüllt sind, und er wird den Kredit gar nicht mehr spüren.«
    Â»Mit anderen Worten, du bist ein Zögerer gewesen. Verpaß bloß nicht mal den Zeitpunkt, zu dem ein Chop Suey vom Feuer muß!«
    Er fuhr wie elektrisiert von seiner Leber hoch: »Hast du Chop Suey gesagt?«
    Ich bestätigte ihm grinsend: »Man spricht in Hongkong darüber, daß es das jetzt im Lisboa auch gibt!«
    Er knallte die Gabel auf den Teller. »Diese verdammten McDonald-Imitatoren! Weil wir immer mehr amerikanische Pensionäre als Gäste bekommen, müssen wir diese Pampe servieren, die sie in Kalifornien für chinesisches Essen halten! Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke!«
    Â»Hör auf, dran zu denken«, riet ich ihm, »es wäre schade um die Leber. Mit wem kann ich im Henry’s über einen Gast reden, der dort war, und erfahren, wer ihn begleitete?«
    Â»Das Horn«, sagte er zwischen zwei Gabeln Gemüse.
    Â»Das Horn?«
    Â»Sie nennen ihn alle so. Heißt eigentlich Alphonso Bustaveras.«
    Â»Klingt wie ein Baron.«
    Â»Ist er nicht. Er hat auf der Stirn so einen Höcker. Ist gar nicht so schlimm, aber weil er gemischt ist, haben die Kerle immer ihre Späße über ihn gemacht. Ihn ›Horn‹ genannt. Wegen dem Höcker eben. Hat bei uns gekellnert. Wurde gefeuert, weil er einen Gast in die Fresse gehauen hat.«
    Â»Ein gewalttätiger Kellner!«
    Â»Irrtum. Der ist zahm wie ein kastrierter Dachs. Aber der Gast hatte was am Essen auszusetzen, spuckte in den Teller und klatschte ihn Alphonso ins Gesicht.«
    Das erklärte die Sache. »Ich hoffe, er hat sich danach gewaschen.«
    Sung Loh war nicht so recht bei der Sache. Nach einer Weile meinte er: »Unterschätze das Horn nicht. Er ist ein zuverlässiger Mann. Wenn der helfen kann, wird er das so tun, daß du staunst. Beruf dich auf mich.«
    Ich hatte Sung Loh vor einiger Zeit helfen können, als es hier eine Reihe rätselhafter Morde gab, die auf Vergiftung mit Fugu, der großartigen Fischdelikatesse beruhten, für deren Herstellung Sung Loh als einer von wenigen Köchen eine Lizenz besaß und einen Ruf zu verlieren gehabt hätte.
    Dieser Fugu muß wie ein rohes Ei behandelt werden, wenn man ausschließen will, daß er sich

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