Schwarze Blüte, sanfter Tod

Beziehungen besaß.
    Von der Mutter schien er die Augenlider und die kleine Nase geerbt zu haben. Der Rest erinnerte an Portugal. Er strich sich über sein stoppeliges Bürstenhaar, als ihn Mu Erh begrüßte, und eine Weile parlierten sie auf portugiesisch, bis ich Hortos einfach die Hand hinhielt und mich vorstellte.
    Â»Ich weiß«, sagte er gelassen. »Wieviel ist drin?« Ein Geschäftsmann, der offenbar keine komplizierten Verhandlungen schätzte. Mu Erh schaltete auf englische Rede um und schlug, ohne mich zu befragen, vor: »Ich denke, fünfhundert Dollar wären angemessen.«
    Bevor ich überhaupt zu Worte kam, wollte Hortos wissen: »Hongkong?«
    Â»US«, informierte Mu Erh ihn und mich zugleich. Der Elektroniker verzog nicht einmal das Gesicht, als er seelenruhig bemerkte: »Unter einem Braunen spielt sich nichts ab.«
    Ein »Brauner« war ein Tausend-Dollar-Schein. Eine Menge Geld. Unlängst hatte der kleine Bengel Lum in Aberdeen mir einen Handzettel zugesteckt, der sicherte mir für einen Tausender zu, daß, je nach Wahl, jemandem mindestens drei Knochenbrüche zugefügt würden (ohne Lebensgefährdung), ein Auto in die Luft gesprengt, oder daß eine Schwiegermutter auf einer Insel im Gebiet um Port Shelter herum ausgesetzt würde, wo nur alle vier Wochen eine Fähre anlegt. Auch die Herbeischaffung einer minderjährigen Jungfrau (mit ärztlichem Zertifikat) aus Laos war möglich.
    Â»O.k.«, hörte ich Mu Erh zu Hortos sagen, während ich noch über die laotische Jungfrau nachdachte. Vermutlich hatte der Shalali-Mann recht, je länger wir handelten, desto höher würde Hortos den Preis treiben. Doch wofür eigentlich? Mu Erh erklärte es mir, während Josü Hortos sich zu einem Schrank am Ende seiner Werkstatt zurückzog, wo er in einem Packen Papier zu wühlen begann.
    Â»Er ist der absolute Spezialist für jede Art von elektronisch gesteuerten Alarmanlagen. Die bei Victor Choi hat er selbst mit gebaut, als er noch bei der Firma Casa Secura Chefmonteur war. Jetzt ist er selbstständig ... Guter Freund von mir. Kein Risiko.«
    Nun gut, es war nicht mein Geld, sondern das von Emerson Choi.
    Der Elektroniker war in der Tat sehr selbstständig, denn es dauerte knapp zehn Minuten, und er hatte einen Schaltplan gefunden, den er kurz betrachtete, worauf er ihn in den Haufen Papiere zurückschob und wieder zu uns kam.
    Â»Wann?«
    Als Mu Erh »Heute abend« sagte, verzog er nicht einmal das Gesicht. Wollte nur wissen: »Wie lange braucht ihr?«
    Â»Drin? Vielleicht eine Stunde.« Der Shalali-Mann blickte mich fragend an. Aber ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung, wonach wir eigentlich suchen sollten. Trotzdem nickte ich automatisch.
    Â»Tresor?«
    Â»Sicher«, gab Mu Erh dem Elektroniker Auskunft. Ich erinnerte mich, einen gesehen zu haben. »Allerdings kenne ich die Marke nicht.«
    Josü Hortos bemerkte gleichmütig: »Ich kenne sie. Den Privattresor auch?«
    Â»Hat er einen?«
    Â»An der Westseite, zum Wasser hin, wo seine Privaträume liegen.«
    Â»Nun gut, dann diesen auch.«
    Â»Und das alles in einer Stunde?«
    Mir fiel dazu nichts ein. Aber eine Stunde war viel Zeit, wenn man sie richtig nutzte. Also nickte ich wieder. Hoffte nur, daß das Abendessen, zu dem Victor Choi seine Schwägerin sicher ausführen würde, wenigstens eine Stunde dauerte.
    Â»Wer spannt?«
    Es war ein Gespräch unter Fachleuten, eigentlich wäre ich völlig überflüssig gewesen.
    Mu Erh gab zurück: »Den besorgst du!«
    Â»O.k.«, sagte Hortos, »aber der kostet nochmal zweihundertfünfzig.«
    Ein Blick von Mu Erh zu mir. Ich nickte. Was hätte ich sonst machen sollen!
    Der Elektroniker hielt mir eine bemerkenswert saubere Hand hin, schweigend.
    Ich zählte eintausendzweihundertfünfzig Dollar ab, aus der Reserve, die ein Mann wie ich, der zuweilen auf ungewöhnliche Dienstleistungen angewiesen ist, bei sich hat. Damit war das Geschäft verabredet.
    Wir trafen uns, nachdem Victor Choi, wie ich es gehofft hatte, mit seiner Schwägerin zu einem Restaurant in nördlicher Richtung abgefahren war, auf einem der Parkplätze, von dem aus man nicht nur gute Sicht über die Lagerhallen und das Bürogebäude der Air-Sea-Dreams hatte, sondern auch über die kleine Bucht, in die die Piers wie ausgestreckte Finger ragten.
    Der