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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Vermutung von Befangenheit von vornherein wirksam zu kontern. Meinetwegen. Die Leute sollten merken, daß Lim Tok sich auch durch ungünstige politische Konstellationen keineswegs davon abhalten ließ, die Wahrheit herauszufinden!
    Bobby wirkte nicht sonderlich glücklich, als er mir versicherte, es werde von unserer Abmachung nie jemand etwas erfahren, alles würde so laufen, daß die Polizei offiziell Ermittlungen führte, während ich, als ein von der Familie engagierter Detektiv, unabhängig an dem Fall arbeitete. Außerdem, so versicherte er mir, sei es nicht seine Idee, sie käme vom Gonganbu. Aber er konnte mir nicht weismachen, daß der Gonganbu von sich aus auf mich gekommen war, da hatte jemand einen Tip abgegeben, und zwar jemand, der mich so gut kannte wie Bobby!
    Als ich ihm das unter die Nase rieb, dementierte er nicht einmal, er sagte nur: »Sie wollten vermeiden, daß es in der Anfangsperiode gleich einen Skandal gibt, der zum Himmel stinkt ...«
    Â»Aber du willst mir hoffentlich nicht einreden, Mister Tung Chee-hua persönlich, unser neuer oberster Regierungschef, hat darauf bestanden, daß ausgerechnet Lim Tok, der Windhund, die Sache ausbaldowert!«
    Er spürte, daß er mich an der Leine hatte, grinste, und dann sagte er, leicht die Schultern bewegend: »Vielleicht hatte Mrs. Chan die Idee!«
    Die Drachenlady. Anson Chan, die gutaussehende und stets exzellent gekleidete Dame, war schon Mister Patten, dem letzten britischen Gouverneur, bei seinem Ausflug in das, was die Hongkonger belustigt Kolonialdemokratie nannten, zur Hand gegangen. Eine gestandene, intelligente Frau, an der Peking in Zukunft nicht so leicht vorbeikommen würde.
    Als Bobby dazu nichts sagte, schlug ich ihm vor: »Lassen wir das. Jedenfalls soll vermieden werden, daß jemand aus diesem Mord ganz schnell eine brandheiße politische Schlammschlacht bastelt. Ist mir klar.«
    Er meinte: »Ich weiß nicht, wie ich es begründen soll, aber ich habe den Eindruck, daß wir es hier mit einer Privatsache zu tun haben ...«
    Â»Raubmord?«
    Â»Wer weiß! Warum nicht?«
    Ich mußte lachen. »Einer schießt einem der reichsten Männer Hongkongs in den Schädel und nimmt nicht einmal seine Brieftasche mit, als er türmt. Von einem Tresor gar nicht zu reden ...?«
    Meine Zweifel beeindruckten Bobby. Aber er blieb dabei, daß der Mord zwar leicht zu einem erstklassigen politischen Skandal führen könnte, daß er aber nicht aus diesem Grunde verübt worden war. Nicht ganz abwegig, dachte ich.
    Die Geschichte war heiß, keine Frage. Nur konnte ich nicht leugnen, daß sie mich langsam zu interessieren begann, egal wer sie zu welchem Zweck eingefädelt hatte und wer, wenn nicht Bobby, hinter dem Vorschlag steckte, daß ausgerechnet ich das aufklären sollte.
    Â»Ich habe Lust auf ein Bier«, gestand ich meinem Freund deshalb, und damit war eine Prozedur beendet, die für ihn vermutlich viel unangenehmer gewesen war als für mich.
    Wir hielten auf der Rückfahrt am Aberdeen Park und setzten uns mit zwei Büchsen Star, die wir an einer Imbißbude kauften, auf eine Bank. Dann, bevor ich mich zu Pipi aufmachte, die ihren freien Tag hatte und bei der ich das Versprechen einlösen mußte, mit ihr in die Einkaufsmeile Park Lane zu fahren, drüben in Kowloon, weil das der neue Geheimtip war, besonders für Leute, die sich gern zur Anschaffung einer Menge unnützer Dinge verleiten lassen, versprach ich Bobby: »Gut, ich mache es.«
    Er deutete in den Himmel, wo sich rauchige Wolkenballen übereinander türmten. »Ich vergaß dir zu sagen, daß wir eine Unwetterwarnung haben«, gab er mir mit auf den Weg. »Es wird wohl gut sein, wenn ihr den Regenschirm nach Kowloon mitnehmt ...«
    Ich konnte erkennen, daß er erleichtert war.
    Â»Wirst du dich mit dieser Sache nicht in Schwierigkeiten bringen?« hielt mir Pipi vor, während wir mit der Fähre über das trübe Wasser nach Kowloon glitten, unter einem immer drohender werdenden Himmel, der den Wettervorhersagen recht zu geben schien, die inzwischen einen Taifun ankündigten.
    Ich versuchte, Pipi klarzumachen, daß es sich bei dem Fall, den Bobby Hsiang mir zugespielt hatte, auch nicht um viel mehr als eine Routineermittlung handelte, und daß ich mich ohnehin nur auf das Herausfinden von Fakten beschränken würde – die politischen

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