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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Es ist eine kriminelle Angelegenheit, keine politische.«
    Â»Aber der Polizei ist sie eben zu politisch, oder?«
    Â»Du sagst es.« Der Ausdruck der Besorgnis in seinem Gesicht machte einem gemütlichen Grinsen Platz.
    Â»Und deshalb beauftragt die Polizei diesen Idioten Lim Tok, Ermittlungen anzustellen, weil ihr selbst das zu heiß ist!«
    Â»Und weil der Polizei meistens auch keiner was glaubt.« Er sagte es gelassen und ohne Groll. Ein Mann mit einem nüchternen Sinn für Selbsteinschätzung.
    Â»Wer bezahlt?«
    Â»Das erledigen wir. Vorausgesetzt du schweigst.«
    Â»Mein übliches Honorar?«
    Er nickte. Ich sagte: »Ich habe eine Bedingung.«
    Â»Pack sie aus ...«
    Â»Ich kann jederzeit aus der Sache aussteigen. Wenn sie mir zu heiß wird. Oder wenn ich auf eine Spur komme, die deinen neuen politischen Partnern nicht paßt.«
    Â»Das kannst du.«
    Â»Und – ich möchte mit den Leuten vom Gonganbu nichts zu tun haben. Ich nehme von ihnen keine Weisungen entgegen. Kenne sie überhaupt nicht!«
    Â»Das ist schon die zweite Bedingung. Was sagst du, wenn ich dir verrate, daß sie aber dich kennen?«
    Â»Mich kennt mancher, von dem ich nichts weiß. Also?«
    Â»Sie werden einverstanden sein«, sagte er. »Zieh dir was an, im Morgenrock kannst du nicht mit mir in die Wyndham Street fahren!«
    Pipi zog einen Flunsch, als ich mich verabschiedete. Eigentlich hatten wir als Einstieg in die neue gesamtchinesische Zukunft einen faulen Tag miteinander verbringen wollen. Aber ich versprach ihr, nicht länger als unbedingt nötig zu bleiben. Worauf sie in respektloses Gelächter ausbrach. Sogar der Mann, der uns im Wassertaxi hinüber zum Kai brachte, bekam es mit.
    In der Wyndham Street, im Schatten des New World Towers, hatte ich vor längerer Zeit zu tun gehabt, als dort ein bekannter indischer Elfenbeinhändler erpreßt wurde. Dabei stellte sich heraus, daß es fanatische Naturschützer waren, die ihn in Schock versetzen und dazu bringen wollten, den Elfenbeinhandel – auch den mit antiken Schnitzereien – völlig einzustellen.
    Wenn ich mich recht entsinne, waren die Leute damals ziemlich milde bestraft worden, weil sie von Greenpeace ein paar einschlägig erfahrene Rechtsanwälte gestellt bekamen, die mehr Tricks kannten als die Richter.
    Als wir jetzt da ankamen, gab es den üblichen Vormittagsbetrieb. Leute beim Einkaufen, Kinder, die in Schulbussen zum Unterricht fuhren, klirrende Straßenbahnen – sogar die Straßenreinigung war bereits dabei, die aussichtslos erscheinende Aufgabe zu bewältigen, den Abraum der Eingemeindungsfeier der letzten Nacht wegzuräumen.
    In den Eingängen der Geschäfte standen die Kaufleute, mit etwas mürrischen Gesichtern, wie mir schien. Aber das war am frühen Morgen immer so, mit den ersten Kunden änderte sich das, dann hellten sich die Mienen auf, in Erwartung guter Einnahmen.
    Die Doppelstockbusse schlingerten auf ihrem Zickzackweg durch die Häuserschluchten, vorbei an allen möglichen Hindernissen; sie muteten an wie Ozeandampfer im Sturm, nur halb besetzt, was für unsere Verhältnisse ungewöhnlich war, allerdings nicht alarmierend, weil jeder Verständnis dafür aufbrachte, daß die Leute nach der Jahrhundertfeier erst einmal das Bedürfnis hatten, auszuschlafen, statt quer durch die Stadt zu fahren.
    Die fliegenden Händler waren schon unterwegs, mit Dim Sum in den Thermoskästen oder Colaflaschen. Von der Pedder Street her, wo das Gebrumm von Motoren verriet, daß der Verkehr dicht rollte, kam ein Trupp japanischer Touristen, die wie durch ein Wunder nach der turbulenten Nacht frisch und fröhlich waren, ohne eine Winzigkeit müde zu erscheinen. Sie schwenkten ihre Fähnchen mit dem japanischen Sonnenball oder den chinesischen Sternen, und wieder einmal regten sie mich zum Nachdenken darüber an, wie man das nur macht, nach all dem Trubel, sicher ohne Schlaf gefunden zu haben, so aufgekratzt zu erscheinen. –
    Im Näherkommen registrierten wir, daß vor dem Gebäude, in dem sich die Redaktion und die Druckerei der Pacific Voice befanden, außerdem im letzten Obergeschoß die Privatwohnung des Mister Yueh Po-chai, die Schlange der kleinen Lieferautos parkte, die täglich dieses Boulevardblatt mit den aufrührerischen Schlagzeilen abholten, zusammen mit einer kaum übersehbaren Menge von

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