Schwarze Blüte, sanfter Tod
Road, und drückte der Sängerin das Gerät in die Hand.
Ich hatte richtig getippt, der Anrufbeantworter lieà uns wissen, daà Mià Hsu Kwan leider ... und nach dem Pfeifton, bitte ...
Die Sängerin stellte sich sehr geschickt an. Es gelang ihr, in fehlerfreiem Englisch mit einer Prise Eindringlichkeit genau das zu sagen, was ich ihr eingeschärft hatte.
»Hören Sie mir bitte genau zu, ich habe nicht viel Zeit! Man hat Chao Yan verhaftet. Für diesen Fall trug er mir auf, bei Ihnen anzurufen und Ihnen mitzuteilen, daà die ominöse nichteheliche Tochter von Yueh Po-chai, von der im Island Guardian die Rede war, im Zusammenhang mit einem geänderten Testament, in der Zeitung Yueh Po-chais selbst arbeiten soll. Sie soll dort eine respektable Position bekleiden. Ihre Identität war bisher nicht festzustellen. Da Chao Yan die Dauer seiner Inhaftierung nicht abschätzen kann, bittet er Sie die für solche Fälle vorgesehenen MaÃnahmen zu treffen ...«
Der Piepston, der sie unterbrach, kam gerade zur rechten Zeit. Ich lobte Mrs. Moreano für die Glaubwürdigkeit, mit der sie gesprochen hatte. Aber ihre Freude hielt sich in Grenzen. Was hatte ich erwartet? Daà es ihr Vergnügen bereiten würde, dem Bruder ihres Mannes zu schaden?
»Ich werde wohl bald nach Mexiko zurückgehen«, überlegte sie. Wir standen am Eingang des Etablissements und waren dabei, uns zu verabschieden, weil der Zeitpunkt ihres Bühnenauftritts herankam.
»Ich habe hier viele Verbindungen«, machte ich sie aufmerksam, »und ich kann Sie in einigen Häusern unterbringen, die für Ihre Darbietungen keinesfalls schlechter bezahlen als das Suzie Wong .«
Sie sah plötzlich müde aus, als sie sich für mein Angebot bedankte. Und als ich ihr entgegenhielt, ich sei es wohl, der sich zu bedanken habe, bei ihr, da lächelte sie nur und blickte auf die Uhr. Hielt mir die Hand hin und war gleich darauf im Saal verschwunden.
Ich blieb da stehen, denn sie sang »Die traurige Gitarre«.
Was war es, das mich diesen nicht einmal sonderlich geistvollen Song so gern anhören lie� Produkt einer Branche, in der besser bezahlt wurde, als im privaten Ermittlungsgeschäft. Ich fand es nicht heraus, während Marietta Moreano sang. Aber mir schien, sie sang um eine Nuance trauriger als zuvor. Oder täuschte ich mich da?
Ganz schnell, bevor ich in Richtung Tunnel abfuhr, rief ich noch Pipi im Excelsior an, um mich zu entschuldigen, weil ich sie so lange weder besucht noch angerufen hatte. Aber sie überraschte mich mit der versöhnlich klingenden Mitteilung, sie habe so viel Arbeit um die Ohren gehabt, daà sie kaum auch nur an mich hatte denken können, in den letzten Tagen. Die Touristen, die sich immer noch in Hongkong aufhielten, nach der Eingemeindungsfeier, lauerten darauf, daà etwas ganz Schlimmes passierte, und das wollten sie auf keinen Fall verpassen. AuÃerdem hätten sie die unglaublichsten Wünsche. Gerade sei einer an der Rezeption gewesen, der wollte von echten Hongkonger Gangstern überfallen werden. Seine Frau würde das mit der Videokamera festhalten, für Zuhause, man möchte es den Kindern vorspielen und den Freunden. Wenn es den Herren Gangstern lieber sei, eine Frau zu überfallen, würde der Gatte eben die Filmaufnahmen machen ...
Ich war erleichtert. Riet Pipi nur noch, nicht auf die Dschunke zurückzukehren, bevor ich mit ihr gesprochen habe. Sie meinte, so schnell käme sie nicht, man habe sie in Abwesenheit der Nachtfrau zu durchgehendem Dienst an der Rezeption verdonnert, wenigstens noch für einige Tage ...
Dann war Mià Alma Tsao an der Reihe. Würde das klappen, was ich mit Bobby Hsiang zusammen ausgebrütet hatte, um die Gegenspieler aus ihrer Verwirrung heraus den entscheidenden Fehler machen zu lassen?
Die Dame des Hauses empfing mich im Chefbüro.
Für sie war die Regelung, daà nach dem Ableben des Erben die Redaktion alles übernahm, um die Tradition der Pacific Voice weiterzuführen, bereits in Kraft getreten. â
Ihr Haar war frisch getönt. An Kleidung trug sie heute Markenjeans, die wie eine zweite Haut saÃen und eine Bluse mit militärischem Schnitt. Sah aus wie jene amerikanischen Militärärztinnen aus den Vietnamkriegsfilmen, die ein paar langersehnte Urlaubstage in Bangkok verbrachten. Oder eben in Hongkong.
Während sie Tee orderte, konnte ich
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