Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
Polizei?«
    Â»Ja.«
    Â»Ist das nicht der Wirt?«
    Â»Mein Schwager, ja.«
    Ich schüttelte betroffen den Kopf. In Betroffenheit war ich schon immer gut gewesen. Bei der Polizei, wenn es darum ging, jemandem die traurige Nachricht vom Tode eines Angehörigen zu überbringen, hatte selbst Bobby damals schon gefunden, gäbe es keinen besseren Betroffenheitsmimiker als mich.
    Â»Verdächtigen sie ihn auch, daß er mich versteckt hält?«
    Sie sah mich an, als wolle sie mir sagen: Halt mich nicht für völlig beschränkt. Aber sie sagte nicht das, sondern: »Ich gäbe viel darum, wenn mir einer erklären würde, was hier eigentlich vorgeht!«
    Dann leerte sie ihr Glas, und ich beeilte mich, es neu zu füllen.
    Â»Keine Ahnung, was der Fisch mit den drei Punkten bedeutet?«
    Darauf sagte sie gar nichts. Wir tranken schweigend.
    Das Mädchen mit dem anatomisch korrekten Hintern trat ab. An einem dieser elektronischen Orchestervortäuscher begann ein knallbunt aufgedonnerter Stenz, der vermutlich Liberace nachahmen wollte, mich aber eher an einen schwulen Frisör in Wanchai erinnerte, den wir als Halbwüchsige schon nach Kräften veralbert hatten, Sleepy Time Down South zu intonieren.
    Eine Weile beobachtete ich, wie er immer wieder mit einer ruckartigen Kopfbewegung eine störende Haarsträhne aus der Stirn schnippte. Die Stimmung im Saal stieg. Irgendeiner von den Gästen mußte den Spieler kennen, er rief ihm zu: »Nimm Brillo, Bruder, das hilft!«
    Ein anderer fügte an: »Aber die parfümierte Sorte, bitte, huch!«
    In das Gejohle, das sich in das nicht einmal untalentiert gespielte Lied mischte, sagte Mrs. Moreano: »Ich weiß nicht, weshalb sie Chao Yan festgenommen haben. Wissen Sie es?«
    Ich versuchte einen Scherz: »Vielleicht, weil sie im Keller eine Leiche gefunden haben ...«
    Sie blieb ernst. »Das hätte sehr leicht geschehen können.« Dabei sah sie mich an. Sie war in einer nicht sehr erfreulichen Lage. Der Bruder ihres verstorbenen Mannes hatte sie hier aufgenommen und half ihr über eine gewiß nicht gerade einfache Zeit hinweg. Aber sie konnte nicht übersehen, daß eben dieser Schwager in einer Geschichte steckte, die sich nicht so leicht als nebensächlich beiseite schieben ließ. Da hatte sie, aus einem Impuls heraus, mir zur Flucht aus Chao Yans Keller verholfen, nachdem sie wohl durch einen Zufall erfahren hatte, daß ich da eingesperrt war. Als ich sie nun drängte, mir zu sagen, warum sie das getan hatte, gab sie eher widerwillig zurück: »Es war eben eine dieser Entscheidungen ... ich hörte ein Gespräch der Männer, in dem Ihr Name fiel und die Rede davon war, daß Sie da unten brummen sollten, bis ... nun ja, ich weiß nicht wie lange. Da griff ich mir in einem günstigen Augenblick den Schlüssel ...«
    Â»Und das Küchenbeil!«
    Â»Warum eigentlich das alles?« Ihre großen dunklen Augen, mit denen sie mich anblickte, unterstrichen die Frage. Und sie bestätigten auch meine Vermutung, daß Mrs. Moreano mit der Sache nichts zu tun hatte.
    Ich erzählte ihr, was geschehen war. Sie nahm es schweigend zur Kenntnis, nippte ab und zu von dem Sekt, und dann, schließlich, wollte sie wissen: »Weshalb kommen Sie hierher zurück?«
    Ich überhörte die Frage und erkundigte mich höflich: »Würden Sie mir einen Gefallen tun? Einen zweiten gewissermaßen?«
    Â»Sie vermissen Ihre Papiere und Ihr sonstiges Eigentum, das Ihnen abgenommen wurde, wie? Ich kann es Ihnen zurückgeben, es liegt in einer unverschlossenen Lade ...«
    In dem Büro, in das sie mich führte, hing noch kalter Tabakrauch. Die Polizei hatte es wohl nur oberflächlich durchsucht, denn meine Papiere, auch mein Handy waren nicht mitgenommen worden. Angeblich war die Tür versiegelt gewesen, aber irgend jemand hatte das Siegel inzwischen abgerissen.
    Ich gestand der Sängerin: »Eigentlich wollte ich Sie um etwas anderes bitten. Es könnte helfen, Licht in die Sache zu bringen, um deretwegen ich auch in den Keller da unten geriet ...«
    Sie blickte auf ihre Uhr. »In genau zwölf Minuten muß ich wieder auf die Bühne.« Wir schafften es knapp. Ich erklärte ihr, worum es mir bei dem Gefallen, den ich mir von ihr erbeten hatte, ging. Dann wählte ich auf meinem Handy die Nummer von Miß Hsu Kwan, der Galeristin in der Hollywood

Weitere Kostenlose Bücher