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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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des Chefarztes ablieferte, der Dr. Nieh hieß, wie auch an der Tür stand. Trotz der Eile hatte ich nicht vergessen, mir den Namen auf dem Schild einzuprägen.
    Ein Mann, dessen Kinder bereits auf einer Universität sein konnten, erhob sich hinter seinem Schreibtisch und kam mir entgegen. Schüttelte mir die Hand. Stellte sich vor. Wollte Tee kommen lassen, was ich gerade noch verhindern konnte, und dann, als wir beide saßen, sah er mich erwartungsvoll an, und ich begann vorsichtig: »Doktor, ich suche eine Schauspielerin, die kürzlich in dieses Haus eingeliefert wurde. Es wird nicht leicht sein, sie ausfindig zu machen, aber wenn Sie mir helfen wollen ...«
    Er unterbrach mich: »Schauspielerin? Sie meinen Miß Yang Mou?«
    Auf gut Glück sagte ich: »Ja ... allerdings ...«
    Wieder kam er mir zuvor: »Künstlername Bessie Young, ist das so?«
    Das war der Name, den Bao An mir in Shanghai genannt hatte! Ich nickte eifrig, um meine Überraschung zu verbergen. Der Arzt holte tief Luft, als müsse er sich überwinden, weiterzusprechen. Aber dann erzählte er mir schließlich, wie Miß Yang Mou vor einiger Zeit bei ihm eingeliefert worden war, im Zustand einer akuten Geistesverwirrung, wie er mir das Medizinerlatein lächelnd übersetzte, als er an meinem Gesicht sah, daß ich nicht ganz mitkam.
    Es war, als würde dieser Arzt die Geschichte fortsetzen, die Bao An mir in der Shanghaier Krawallbude erzählt hatte. Und ich begriff plötzlich, daß ich bisher zwar unbewußt, eher aus Routine wohl in der richtigen Richtung gesucht hatte, die tatsächlichen Zusammenhänge mir aber nicht aufgegangen waren.
    Â»Sie war, wie wir inzwischen von ihrem bisherigen Arbeitgeber erfuhren, vor längerer Zeit schon aus Shanghai hierher geflüchtet. Hatte als Schauspielerin hier nicht landen können. Aber drüben in Macao bekam sie nach einigen Gelegenheitsjobs eine Anstellung, die ihr über die Runden half. Eines dieser Etablissements, in denen abends Shows laufen, von lebenden Bildern bis zu Schwertschluckern, wenn Sie wissen, was ich meine, stellte sie an ...«
    Ich wußte so ungefähr, was er damit meinte. Abendunterhaltung in Macao, wo ich in meinen Jugendjahren Lehrling in einem der größten Hotels gewesen war, hatte viele Gesichter.
    Â»Als was?«
    Er lächelte. »Ich habe es nie gesehen. Nur in der Krankenakte gelesen, die wir über sie angelegt haben. Sie trat als chinesische Prinzessin oder so etwas Ähnliches auf, voll kostümiert, und sang eine Arie aus einer dieser alten Opern. Als sie davon hörte, daß es in Hongkong eine chinesische Operntruppe aus dem Mutterland gab, die Aufführungen veranstaltete, kam sie herüber, und sie wurde von der Truppe angestellt. Der Chef dieser Leute sagte mir, er kenne sie bereits aus Shanghai. Mister Keng Do-lin. Er war übrigens vorhin zu Besuch da. Dann muß es, einige Zeit später, plötzlich ein Ereignis gegeben haben, das diese Verwirrung, von der ich sprach, auslöste ...«
    Â»Was vermuten Sie?«
    Er zuckte die Schultern. »Wir wissen es nicht. Auch ihr Chef hat keine Antwort. Oder er will keine haben.«
    Als ich wissen wollte, seit wann Miß Yang unter seiner Obhut war, sagte er mir das Datum der Aufnahme. Ich notierte es.
    Er gestand mir: »Ich wünschte, ich wüßte etwas mehr über ihr früheres Leben. Manchmal hat eine Krankheit wie die ihre Ursachen, die weit in die Vergangenheit zurück reichen. Kennt man die, kann man da ansetzen. Ich vermute, in Miß Yangs Vergangenheit gab es ein traumatisches Ereignis, das in ihr durch irgendeinen aktuellen Vorgang plötzlich wieder lebendig wurde. Aber vorerst tappe ich noch im dunklen herum ... nichts Greifbares ... Haben Sie vielleicht einen Hinweis? Auch wenn er noch so vage wäre, er könnte helfen ...«
    Ich zögerte, und er merkte es. Er ermunterte mich: »Wenn ich Ihnen versichere, alles was Sie mir mitteilen werde ich keinesfalls jemals ...«
    Â»Gut, gut, Doktor«, entschloß ich mich. »Es geht um die Aufklärung einiger Vorfälle, die bis jetzt noch nicht zu einem Mord geführt haben, aber die Gefahr liegt sehr nahe. Und vielleicht kann ich ja mit Ihrer Hilfe ...«
    Dann erzählte ich ihm, was ich von Bao An in Shanghai erfahren hatte. Ich erwähnte auch, ohne den Namen preiszugeben, daß es diesen ehemaligen Freund und jetzigen Kinostar gab, den

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