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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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sozusagen einen geschäftlichen Vorschlag genau in dem Augenblick, als der Schuß fiel ...«
    Â»Keine Erpressung?« Er sah mich so drohend an, daß es echt wirkte.
    Ich wehrte ab: »Absolut nicht! Ich war von der Gesangskunst der Miß Lee überwältigt. Seit meiner Kindheit habe ich nicht mehr so ...«
    Â»Gut, das reicht!« stoppte er mich. Ich hatte den Eindruck, er mußte sich ein Grinsen verbeißen. Zu Thi gewandt, sagte er: »Also, ich höre!«
    Zögernd bequemte sich Thi, dem Detektiv etwas mehr von der Geschichte aufzudecken, als er es mir gegenüber aus Versehen getan hatte. Es gäbe da jemanden, so habe ihm Miß Lee erzählt, der sie mit gewissen Einzelheiten aus ihrer Vergangenheit unter Druck zu setzen versucht habe. Aber Genaues sei ihm nicht bekannt. Sie sei oft verstört gewesen und habe nach einer Lösung gesucht.
    Tamasaki hörte sich das gelassen an, auch etwas gelangweilt, wie es mir vorkam, und er gab nicht zu erkennen, ob er Thi abnahm, daß er nur so wenig davon wußte. Am Schluß strich er sich über sein Bürstenhaar und erkundigte sich: »Sie war aus Saigon, ja?«
    Â»Richtig, Sir.«
    Â»Vielleicht war sie bei den Vietcong und hat jemanden erschossen?«
    Thi schüttelte den Kopf. »Miß Lee konnte während dieses Krieges noch gar kein Gewehr halten. Sie war ein junges Mädchen. Lebte in der Stadt und trat dann in Clubs auf. Soviel ich weiß, war das so. Ich selbst habe es nicht miterlebt, ich komme aus Cam Ranh. Nein, so etwas wie Tätigkeit bei den Vietcong war Miß Lee gewiß nicht zuzutrauen ...«
    Er sagte es akzentuiert, aber mir fiel auf, daß er dabei Tamasaki forschend anblickte, als wolle er herausfinden, ob der ihm auch glaube. Tamasaki massierte weiter sein Bürstenhaar. Er dachte nach, schien aber zu keinem Ergebnis zu kommen.
    Schließlich sagte er gelassen: »O.K., mich interessiert nicht, was jemand im letzten Krieg auf dem asiatischen Festland gemacht hat. Ist nicht mein Geschäft. Die Dame hat sich öffentlich erschossen, also liegt kein Mord vor. Damit erlischt mein Interesse. Ich werde erst wieder tätig werden, wenn jemand Anzeige wegen Erpressung erstattet. Das heißt, die dafür zuständige Abteilung wird sich der Sache dann annehmen. Mister Thi, mein herzliches Beileid!«
    Er drehte sich einfach um und ging. Ohne mich noch einmal anzublicken. Das war mir allerdings ganz recht.
    Im Vorbeigehen winkte er den Leuten, die mit ihm gekommen waren, sie sollten die Leiche wegschaffen.
    In der rosa Halle verbreitete sich nach der Aufregung nun eine triste Stimmung, von der ich annahm, sie werde den Geschäftsgang in der Luxusherberge nicht gerade beflügeln.
    Ich rief Laureen an und teilte ihr die Neuigkeit mit. Sie war das, was Politiker gern »betroffen« nennen. Das heißt, sie registrierte die Nachricht ohne nennenswerte innere Bewegung, obwohl sie schon äußerlich traurig erscheinen wollte. Zu sagen hatte sie nichts weiter. Sie hatte das Mädchen von Fotos gekannt. Von einer Party. Keine persönliche Verbundenheit.
    Ich blieb gleich am Telefon und rief im Polynesischen Kulturpark in Laie an. Spielte die Amtsperson, die unbedingt wegen eines Todesfalles sofort Hana Teoro an den Apparat haben mußte.
    Die Leute glaubten mir offenbar, und Hana Teoro, nachdem sie meine Mitteilung über den Tod von Miß Lee gehört hatte, schwieg eine ganze Weile, bevor sie mir eröffnete: »Mister Jones, ich muß wieder zum Auftritt. Aber ich möchte mit Ihnen reden.«
    Â»Sehr gern«, bot ich ihr an, »wo könnten wir uns treffen?«
    Â»Ich bin, wie vorgesehen, morgen mittag zurück in Honolulu. Dann rufe ich Sie im Royal an.«
    Es gelang mir gerade noch, ihr den Anruf auszureden, und ich schlug ihr vor, mich im Surf Room zu treffen, ich würde ab zwölf Uhr dort auf sie warten. Denn sie hätte guten Grund gehabt, sich zu wundern, daß es einen Musikproduzenten Clifford Jones im Royal Hawaiian nicht gab, wenn sie anrief. Ein Treffen im Surf Room würde überhaupt die geeignete Gelegenheit sein, meinen kleinen Schwindel aufzuklären.
    Später, als ich über mein Vorgehen in Ruhe nachdachte, fiel mir jener Mister Imai ein, der Mann, dem Southern Islands gehörte, und ich erinnerte mich, daß ich beim Frühstück in der Lokalzeitung gelesen hatte, der bekannte Inhaber einer der großen Tonträgerfirmen von

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