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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Rippchendinner die Einladung einer Dame zu froher Unterhaltung zu riskieren, gingen die riesigen Kronleuchter an der Decke des Foyers an. Rosa.
    Die Band ließ sich auf der Bühne nieder. Endlich einmal Leute, die nicht in Hosenträgern und ausgefransten Jeans auftraten.
    Sogleich begannen sie zu spielen. Ohne das Ohr zu beleidigen. Sie boten Musik, keinen Lärm, was mir angenehm auffiel.
    Ein junger Mann erschien nach dem ersten Schauer und erzählte ein paar Minuten lang etwa das, was ich über Francis Lee bereits von Laureen erfahren hatte. Ich besah mir diesen Burschen mit Interesse, der fraglos aus Saigon stammte, ein entsprechendes Englisch von sich gab, sonst aber keinen so schlechten Eindruck machte. Auf dem Flugzettel war er als Mister Thi, Manager, verzeichnet.
    Die Künstlerin, derentwegen ich die Veranstaltung besuchte, erschien nach einigen belanglosen Nummern in der Kleidung, in der Tausende von Saigoner Mädchen jahrelang Hunderttausende von GI’s fasziniert hatten, dem hochgeschlitzten Seiden-Cheong-sam und den weiten Pyjamahosen darunter. Ich fand sie sympathisch, auch noch, als sie sang, und dann nahm meine Sympathie für sie noch zu. Vermutlich weil das, was sie vortrug, die sentimentale Ader in mir anschwellen ließ, die ich stets leugne. Und weil Francis Lee – ähnlich wie Hana Teoro, die ich in diesem Kulturzentrum erlebt hatte – keine akrobatischen Verrenkungen auf der Bühne vollführen mußte, weder mit dem Bauch noch mit dem Hintern zu wackeln hatte, um ihrer Darbietung Pfiff zu verleihen.
    Nein, ihre Stimme genügte. Den Rest besorgten die Texte, die man im Gegensatz zu denen anderer Sängerinnen, die zu erleben ich die Qual gehabt hatte, verstehen konnte. Wort für Wort. Und jedes Wort lohnte sich. Das führte dazu, daß die Schiffsladung Vietnam-Veteranen, von denen die meisten sie wohl in Saigon schon einmal gehört hatten, alsbald in lärmende Begeisterung geriet, was ganz ohne einen Animateur, wie er sonst bei solchen Fahrten üblich war, Stimmung schaffte.
    Wenn Sie jemals begeisterte GI’s erlebt haben, dann wissen Sie, welchen Radau die machen, falls ihnen ein Vortrag wirklich durch den Tomantenketchup hindurch direkt an die Seele geht. Ein ohrenbetäubendes Gemisch aus Beifallsgebrüll, Klatschen, Pfiffen und Zurufen der feineren Art. Geschossen wurde nicht, wie das früher in Vietnam noch Mode gewesen war. Dazu waren die Waffenbestimmungen in Honolulu zu strikt. Aber ich bin überzeugt, die Veteranen hätten sonst die rosa getönten Kronleuchter von der Decke geballert.
    Ein rundum preiswertes Vergnügen, wie mir schien, während ich lauschte, wie sie das Lied von dem Mädchen am Meer sang, das von den Kreuzen bei Khe Sanh, das von Da Nang, dem Wunderbaren, auch die Ballade von der Heirat in der kleinen Kirche von Chù Quan und dem Neugeborenen, das dort die Messe für den im Delta gefallenen Vater erlebte an dem Tage, an dem es eigentlich in seinem Beisein getauft werden sollte.
    Das war alles so schön sentimental, daß selbst die etwas verfetteten Ehefrauen der Ex-GI’s, die mir als schnell eifersüchtig bekannt sind, salzige Tränen mitweinten, die erst dann versiegten, als Francis Lee etwas beiseite trat, um ein Instrumentalstück abzuwarten.
    Mir kam in dieser Pause der allgemeinen Rührung die Idee, mit Mister Thi zu sprechen, der still abseits an einem kleinen Tisch saß und den Eindruck machte, als leide er unter den Songs mindestens ebenso wie die eben noch besungene junge Mutter, deren Mann auf Flußpatrouille starb. Kurz entschlossen ging ich zu ihm hinüber.
    Â»Was wollen Sie?« waren seine ersten, nicht unbedingt freundlichen Worte.
    Dazu ein ängstlicher Ausdruck in seinem Gesicht. Als ob ich ihn mit einer abgesägten Schrotflinte bedrohen würde. Dabei konnte es höchstens eine leichte Knoblauchfahne sein!
    Â»Sie entschuldigen, Sir«, gab ich mir Mühe, meine süßeste Platte abzuspielen, »es ist eine geschäftliche Frage, die ich gern an Sie richten möchte, falls Sie mich nicht abweisen, was ich außerordentlich bedauern würde ...«
    Ich hatte mich entschlossen, auch bei dieser Sängerin, von der es eine gewisse Verbindung zu dem verschwundenen Wes Blair gab, in der Rolle des Musikverlegers aus Hongkong aufzutreten.
    Geschäft ist Geschäft, auch bei Sängerinnen, darauf kann man bauen wie auf die Bestechlichkeit

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