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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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packte er ihn an einer Stelle, die ein Gentleman gemeinhin selbst beim Boxkampf nicht mit Schlägen bedenkt. Sogar bei den Catchern ist diese Zone tabu, und bei denen ist ja eigentlich so ziemlich alles erlaubt.
    Ich mußte unwillkürlich laut lachen, als ich zusah, wie der Hawaiianer, hinter dem Flüchtenden herlaufend, mit einer Hand in dessen nasses Haar griff, das modisch lang und griffgünstiger war, als es etwa Tamasakis Igel gewesen wäre, und wie er gleichzeitig mit der anderen Hand zwischen die Oberschenkel faßte, worauf der Flüchtende einen Ton von sich gab wie ein Fischreiher in der Balz.
    Der Mann war geliefert. Kalapano wollte nicht, daß er ihm noch einmal entwischte. Er schubste ihn auf den Steg, und als sie beide an Deck waren, rief Kalapano mir zu: »Die Armbänder!«
    Ich machte ihn aufmerksam: »Drück nicht so fest zu, vielleicht will er ja bald heiraten, da gibts Sachen, die hinderlich sind ...«
    Der Mann blickte mich an wie einen Geist. Vergaß offenbar sekundenlang den Schmerz an seinem edelsten Körperteil, das dieser Hawaiianer immer noch quetschte, und stöhnte leise. Mir sagte sein tödliches Erschrecken einiges. So sieht man Leute an, von denen man nicht geglaubt hat, daß man sie noch einmal im Leben wiedersieht. Deshalb machte ich gleich einen Test, grinste ihn entwaffnend an und sagte: »Ja, ich bin es! Sie haben mich schon mal gesehen, wie? An der Kaimauer in Ala Wai, als Sie mich ins Wasser schmissen, ist das nicht so?«
    Es war auf Verdacht gesagt. Eine Provokation. Der Mann schluckte. Kalapano, der gleich begriff, worauf ich hinauswollte, drückte wieder zu, und der Mann verdrehte die Augen. Wimmerte.
    Ich versah ihn mit Handfesseln und machte ihn unter Deck neben seinem Kumpan an der Rohrleitung fest. Hinter mir zog sich Kalapano die nasse Kleidung aus und lachte dabei: »Wenn du einen ganz folgsam machen willst, mußt du ihn bloß bei seinem Familienschmuck packen, der muckt garantiert nicht mehr, bis zur Gerichtsverhandlung!«
    Ich versicherte ihm: »An dir ist ein Polizist verloren gegangen. Wenn du mal umsatteln willst ...«
    Er hängte Hemd und Hose über die Lehne einer Polsterbank, die etwa achthundert Dollar gekostet haben mochte und stellte einen Ventilator davor auf. Splitternackt ließ er sich dann in einem Sessel für etwa vierhundert Dollar nieder und besah sich, was ich aus den Taschen der beiden Männer hervorholte.
    Ich fand Ausweise der beiden, die in Hawaii geboren und doch keine Hawaiianer im eigentlichen Sinne waren, zwei sehr flache Pistolen mittleren Kalibers, Messer, abgelaufene Parkscheine und anderen Kram, der keine Schlüsse besonderer Art zuließ. Ich hielt mich an den einen, der bei meinem Anblick so sehr erschrocken war und den seine Ausweiskarte als William Brandon vorstellte.
    Â»Wer war der zweite Mann, als ich über die Kaimauer ging?« Ich hatte getroffen, das sah ich seinem Gesicht an. Aber er sagte nichts, so daß ich ihn aufmerksam machte: »Es gibt einen Zeugen des Vorfalls, also sagen Sie besser die Wahrheit!«
    Der Angesprochene warf einen verstohlenen Seitenblick zu dem anderen, der Bellows hieß, und der zeigte sich von meinem Schuß erwischt, den ich sozusagen ins Halbdunkel abgefeuert hatte.
    Er schrie aufgeregt: »Ich habe nur den Wagen gefahren, nichts sonst! Ich wußte nicht mal, was da überhaupt gespielt wurde!«
    Â»Schlimmes Spiel«, klärte ihn Kalapano auf.
    Ich stellte fest: »Also hätten wir die Täter in der einen Sache beisammen! Mister Bellows als Fahrer, das ist Mithilfe, und Mister Brandon als Täter!«
    Keiner der beiden sagte etwas.
    Ich versuchte einen anderen Trick, indem ich ganz beiläufig zu Kalapano bemerkte: »Wir müssen uns nur noch von Mister Imai die Aussagen über die Sache mit Wesley Blair bestätigen lassen, der Ordnung halber, auch damit er entlastet ist ...«
    Es war nur ein weiterer Versuch gewesen, die beiden aus der Reserve zu locken, aber er gelang. Ich hörte den unterdrückten Protestschrei des Mannes, der Brandon hieß. Aber um meinen Trick nicht preiszugeben, tat ich so, als habe ich ihn nicht wahrgenommen, und ich fragte Brandon harmlos: »Wann kommt er denn? Mittag?«
    Â»Abends«, knurrte Brandon nach langem Zögern. »Wenn er überhaupt kommt. Wegen der Abfahrt.«
    Â»Das spart uns den Weg zu seinem Bungalow«, bemerkte ich zu Kalapano. »Also

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