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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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weiß, wird er über die Konkurrenz nicht böse sein. Das hängt mit den Trinkgeldern zusammen ...«
    Â»Welch geizige Leute! So kennen wir die aber gar nicht!« log ich. »Also – die Hot Dogs, und dann betätigen wir uns für Ihr Unternehmen!«
    Als sie gegangen war, schüttelte Kalapano feixend den Kopf und versicherte mir halblaut: »Du bist doch der verschlagenste Kerl von allen Haolen, dem ich seit langer Zeit begegnet bin. Ich ahne, was du vorhast!«
    Seine Ahnung war nicht falsch. Eine Stunde später, nachdem wir unsere Hot Dogs mit etwas Cola heruntergespült hatten, brachen wir in Richtung Shikoku auf.
    Kalapano trug den mit dem Namen des Restaurants Hilo Blitz geschmückten Styroporbehälter, in dem sich die Essensportionen befanden. Ich hatte ihm die Pistole gegeben, die er in den Hosenbund steckte, über den das bunte Hemd fiel. Dafür hatte er mir die Handschellen und das Packband überlassen. Wir hatten unser Vorgehen aufeinander abgestimmt. Wenn es keine unvorhergesehenen Wendungen gab, dachte ich, müßte es eigentlich ohne Pannen abgehen.
    Ich blieb am Anfang des Steges zurück und ließ Kalapano zuerst hinüberbalancieren. Mitten auf der wackeligen Planke, die nicht viel breiter war als ein Bügelbrett von der Sorte, wie die Schneider in der Tai Wo Street es auf dem Bürgersteig benutzen, um Vorbeigehenden schnell die Hose zu bügeln, während diese dann hinter einem Paravent warteten, begann Henry Kalapano, sich anzukündigen. Er sang laut und mißtönend, aber voller echtem Eifer: »Hier ist er, der neue, blitzschnelle Bote vom Hilo Blitz , mit den delikatesten Speisen, die es auf den Inseln für Ladies und Gentlemen gibt, zarter als die Hintern der Wahinen am Strand von Waikiki, nahrhafter als pures Bullenhorn, schmackhaft wie die Herrlichkeiten auf den Tischen der Götter, und schön wie die Sünden, die unsere Vorfahren den Entdeckern beichteten, als diese in den großen Schiffen von weither übers Meer zu uns kamen ... und alles zu sehr zivilen Preisen, noch schneller als je zuvor Pete es anliefern konnte, vom Herd ins Haus ... äh, aufs Schiff der feinen Herren ...!«
    Er war längst auf den Boot, hatte das Deck überquert, während er immer noch sein Sprüchlein trompetete, und stieg nun, den Styroporbehälter mit der linken Hand jonglierend, den Kajütenaufgang hinunter.
    Ich hörte ihn noch lärmen, als er unter Deck verschwand. Dann kam da ein unwilliges Grunzen: »Spar dir den Krawall, du Schafsnase!«
    Da hatte ich ebenfalls das Deck schon überquert und lauerte vor dem Aufgang.
    Von unten kam Kalapanos Stimme, jetzt plötzlich total verändert, kühl und sachlich: »Umdrehen. An die Wand. Handflächen an die Wand, bitte. Beine spreizen. Mehr. Mehr. So bleiben ...«
    Ich hatte ihn eingehend instruiert, wie man mit gefährlichen Leuten umgeht, und er machte das hervorragend.
    Dies war der Augenblick, in dem ich hinuntersteigen mußte, um die beiden Bewohner der Kajüte mit Handfesseln zu versehen.
    Ich blickte mich vorsichtshalber noch einmal auf Deck um, ob es da auch keinen gab, der sich einmischen könnte, und just in diesem Augenblick polterte unten etwas. Gleichzeitig schoß eine Gestalt im Aufgang auf mich zu, haute mir eine respektable Faust ans Kinn und flitzte zur Reling. Ein Sprung und der Mann war weg.
    Â»Los, los!« drängte Kalapano, als ich noch etwas angeschlagen die Kajüte betrat, die eher ein Salon war, eleganter noch eingerichtet als der Salon auf Blairs LAUREEN. Nicht zu vergleichen mit der guten Stube auf meiner heimatlichen Dschunke in Hongkong, von der ich ganz fest glaube, sie ist die schönste in ganz Aberdeen.
    Eilig half mir Kalapano, den mit ausgestreckten Armen an der Wand stehenden Mann mit Handschellen an ein Leitungsrohr zu fesseln, dann schmiß er mir die Pistole zu und wirbelte den Aufgang hoch.
    Als ich oben ankam, war er schon über Bord.
    Ich wurde Zeuge des erheiternden Schauspiels, wie Henry Kalapano einem Aal gleich dicht unter der Wasseroberfläche dahinglitt, auf den Mann zu, der prustend versuchte, auf den flachen Sandstrand zu gelangen.
    Er hätte es geschafft, wenn Henry Kalapano ein schlechterer Schwimmer gewesen wäre und nicht so wütend darüber, daß der andere ihn überrumpelt hatte. Kalapano sprang beinahe gleichzeitig mit ihm auf den Sand, machte einen Satz auf ihn zu, und dann

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