Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
Vom Netzwerk:
machen können.« Tschuk fand Blicher später an den elektrischen Anlagen im Wasserhaus. Er baute sich dort auf und sah zu. Blicher sagte: »Wir beheizen den Cleaner mit Wirbelstrom«, und fuchtelte mit einer Sonde in der Luft, um die Art seines Vorhabens zu erläutern.
      »Wir?« Blicher fuhr fort zu fuchteln. »Ob das so geht?«
      »Hör auf, ich habe dich längst begriffen«, sagte Tschuk wütend. »Natürlich geht’s.«
      Die Männer arbeiteten vier Stunden. Dann rief Tschuk:
      »Guck dorthin!« Jermakow signalisierte über das BECKMESSERDisplay, daß die Temperatur im Cleaner steige. »Mensch, Blicher! Paß auf! Ein Zehntel die Minute«, sagte Tschuk, »nicht mehr!«
      »Weiß ich«, antwortete Blicher, der den Regler handhabte wie einen geöffneten Chip. Das war alles, was die Männer miteinander redeten.

    Einige Wochen danach und zu Beginn einer der planetarischen Nächte zeitigte Jermakows Starrsinn unerwartete und dankbar vermerkte Folgen. Erneut fiel eine Diarrhöe über die Leute her, und für den Moment benötigte man wirklich nichts dringlicher als Wasser. Die fünf Knäuel auf des Leutnants geheimem Diagramm flossen zu einem anderen Knoten mit höherer Anziehungskraft zusammen, zur Position der einzigen Toilette, in der Gedrängel und peinliche Eiligkeiten stattfanden.
      Die medizinische Pflicht zog aber auch die Bruceau und Poul Lampoo näher zusammen, es kam zu einer Unerfreulichkeit. Lampoo mochte Rahels Nähe als handlich vorgekommen sein, er mochte irgendwelche Umstände fehleingeschätzt haben und berührte die Frau auf eine Weise, die der mißfiel. Er erhielt eine so drastische Abfuhr, daß er sich in seine Kabine, später in das seinem Fach einschlägige Labor zurückzog. Eine Reihe von Wachen kam er kaum mehr dort heraus, Gänge zur Toilette ungerechnet, denn das Vorkommnis erschütterte ihn bis in die Tiefe seiner Immunität.
      Giron bemerkte fortan Minze im Gemisch der Gerüche an diesem Ort. Er zählte unter den dort Wartenden diejenigen ab, die nicht mehr miteinander sprachen.

    21.

    Lampoo musterte mit flinken, unauffälligen Blicken die Displays der BECKMESSER-Schirme und sagte: »Ja, bitte? Kann ich etwas für dich tun?«
      »Für mich?« Jermakow deutete an, Lampoo möge sich setzen, er selbst blieb stehen. »Wie kommt ihr alle darauf?«
      Lampoo lüftete die vom Sterilisator erzeugten Brüche an den Beinen seiner Cleanmontur und ließ sich auf einen der Glasfiberstühle nieder. Das Möbel war zu niedrig für ihn, er betrachtete den zu straffen Sitz der Montur über den Knien mißbilligend und korrigierte ihn. Danach ordnete er seine Miene zum Ausdruck dienstwilliger Aufmerksamkeit.
      Jermakow sagte: »Ich habe dich rufen müssen. Du hast dich vergraben. Die Bean sieht müde aus.«
      »So ist es«, antwortete Lampoo, indem er seine Schläfen rieb, »man hat zu tun. Wir wissen nicht, wo uns der Kopf steht.«
      »Mit Colikulturen, nicht wahr?«
      Lampoo äußerte sich mit beflissener Ausführlichkeit. Er sprach über toxikologische Standardabläufe, in denen die Mikropili der Colis, Restriktionsenzyme und der Mangel an Forschungsmitteln eine Rolle spielten.
      Jermakow ließ einige Sekunden verstreichen, als Lampoo schwieg. Plötzlich sah er dem Mann ins Gesicht und schob die Brille über die Augen. »Die Substrate, auf denen die Colis wachsen oder… auf denen sie nicht wachsen, entnimmst du dem offiziellen Depot?«
      Lampoo förderte ein Döschen aus einer Tasche hervor und entnahm ihm mit zeitraubender Umständlichkeit ein Dragee. Am BECKMESSER blinkte ein optischer Ruf, zwei Displays sprangen um.
      »Nun, Poul?«
      »Ach«, sagte Lampoo, »du erwartest eine Antwort?« Er äußerte weitere Sätze, bereitwillig und in biochemischem Fachjargon. Die Rufleuchte wechselte von Grün auf Gelb, zwei weitere grüne Leuchten riefen im Sekundentakt.
      Jermakow überflog die Displays, während er zuhörte. Dann sagte er: »Du könntest mir etwas entgegenkommen, Poul.«
      »Ja, bitte, in welcher Richtung?«
      »In der Richtung auf präzisere Antworten. In der Richtung auf unzulässiges Material, mit dem du dich befaßt. Auf diese schwarzen… Fragmente, die ihr von draußen holt. Jeder schleust hier herein, was er will, und läßt sich den Kopf verdrehen. Wir sind planmäßig bei P vier und nicht P zwölf. Wenn wir P zwölf geschafft haben, läßt sich darüber reden. Aber nicht jetzt, Poul Lampoo. Nicht jetzt!«
      »Du bist gut

Weitere Kostenlose Bücher