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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
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informiert, Andrej. Verdammt gut.«
      »Ich habe meine Mittel. Ihr zwingt mich dazu, sie zu gebrauchen.«
      Lampoos Beflissenheit erstarb. Der BECKMESSER rief schon vierfach und in Rot und drückte akustisch nach. »Du zwingst uns, die unseren zu gebrauchen«, sagte Lampoo in das Quäken der Summer.
      Jermakow gab nicht zu erkennen, ob er verstanden hatte. »Was machst du mit dem schwarzen Zeug?« fragte er, als errege ihn nicht mehr als ein Interesse.
      »Ich arbeite.«
      »Woran?« Die Finger des Leutnants flogen über ein Manual. »Jetzt nicht«, sagte er scharf und an die Maschine wie an einen Partner gerichtet, der ihn verstand. »Du kannst dich auf den Kopf stellen. Jetzt nicht!« Der Summer fuhr fort zu rufen.
      »An etwas, was dich nichts angeht, weil du es nicht verstehst«, sagte Lampoo kalt. »Das ist mein Pensum, Andrej, nicht deins. Hier gibt es nur noch einen, der es versteht, die Bruceau. Die versteht es vielleicht. Weiter niemand. Übrigens brauche ich Ruhe vor Blicher, diesem dummen Menschen. Wegen der Bean. Pfeif den zurück! Ferner brauche ich Rechenzeit am BCMS. Zwei Stunden. Gibst du mir die?« Er beobachtete Jermakows Finger. Als er sie zittern sah, lächelte er. Das Lächeln war messerdünn.

    22.

    Giron wartete. Es war nicht das behagliche Abwarten, das er liebte, sondern das des Piloten, der eine halbe Minute zu spät seinem Bordrechner mißtraut. Die Wetterstationen signalisierten anstehende Umschwünge. Weil ihn die Direktive zwang, am viel zu kleinen Radius des Beobachtungsfeldes festzuhalten, fand er nur geringfügige Gefälle. Je kleiner diese Gefälle waren, um so mehr Schlüsse ließen sie zu. Genaugenommen erlaubten sie keinen glaubwürdigen Schluß. Indessen war Giron schon zu lange Atmosphärenkinetiker, als daß er nicht über andere Quellen verfügte als Diagramme und Dosimeterindikationen. Zwar sah er sich weit entfernt von formulierbaren Gründen dafür, daß es sich um etwas Bedrohliches handeln würde, das da heraufzuziehen schien, aber gerade dieses Gefühl focht ihn an.
      Er grübelte in zwei Richtungen: Zu welchen Mutmaßungen ihn die Regeln seiner Wissenschaft hinführen müßten, zu Ioneneinbruch, atmosphärischen Beben, magnetischen Turbulenzen, zu den zahllosen Varianten sinnlich wahrnehmbaren Wetters, einer langen Liste von Graustufen zwischen Katastrophen und einem bißchen Schnee; und er grübelte, mit welchem seiner Gefährten er über diese Dinge reden konnte, wenn auch nur, um sich mit sich selbst zu verständigen. Diese Liste war kurz, zu kurz, sie war praktisch von der Länge Null. Er erschrak darüber und ging daraufhin zu Ana Reis.
      Giron fand Ana jetzt öfter mit Boris Orlow zusammen vor, und immer störte es ihn, wie gut die beiden miteinander auskamen. Die extravagante, schwer zugängliche Denkweise, die zerfasernden, vom Boden abgehobenen Ideen Orlows und der breite, freilich von plötzlichen Wirbeln unruhige Strom der Antriebe und Vorurteile Anas schienen auf sonderbare Weise Übereinstimmungen zu finden, die er nicht verstand. Einmal meinte er herausgefunden zu haben, daß es die komprimierende Wirkung der Isolation sein mochte, die die beiden zusammentrieb, ein andermal tat eisern Grübeln ab als dummen und aussichtslosen Versuch. Gefühlen war mit Grübelei nicht beizukommen. Solchen Gefühlen und diesen quälenden Bildern, in denen sich Anas braune und Orlows schwarze Haare miteinander vermischten.
      Er wußte nicht, worüber die beiden sprachen. Orlow zeigte sich scheu und pflegte alsbald zu gehen, wenn Giron kam, und Giron nahm mit überempfindlichen Sinnen wahr, daß Ana hernach gelöst und weit ruhiger zurückblieb als Boris Orlow, in dessen Augen er Zeichen merkwürdiger Erregungen zu sehen vermeinte. Auch ihn, Giron selbst, ließen diese Abschiede mit Empfindungen zurück, die er nicht wünschte und die er dennoch nicht vertrieb. Er mochte Orlow.
      »Hallo, Salman«, begrüßte ihn Ana, als Orlow gegangen war. »Mir ist scheußlich. Hast du Poul Lampoo gesehen? Die Sonne fehlt mir, und ich kann keine Bilder machen. Judy steckt bei ihm, sie arbeiten an etwas, über was sie nicht reden mögen, und Blicher ist halb verrückt, was für ein dummer Mann.«
      Giron stand vor einer der Wände und betrachtete ein kleines Bild, das ihm bisher entgangen war und das die künstliche Kabinenbeleuchtung jetzt erst hervorzuheben schien.
      »Du wirst mich mitnehmen, nicht wahr? Du siehst aus, als ob du Sorgen hast. Boris hat

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