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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Moos bewachsen, während im Wasser darunter kleine Teppiche aus Zweigen und Blättern schwammen. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich die Abtei, die wie ein abgebrochener Zahn aus der Klippe ragte. Ich blickte hinauf.
    Dort war der verlassene Wagen von Wiseman gefunden worden. Die Klippe fiel steil ab. Aus dieser Entfernung konnte man unmöglich sagen, wie hoch sie war – auf jeden Fall hoch genug. Darunter war das Meer mit Felsen übersät, die – von kleinen, weißen Strudeln umschäumt – aus dem Wasser ragten. Wer dort hinuntersprang, war, wenn er unten auftraf, mit Sicherheit sofort tot; je nach Tageszeit konnte es außerdem gut sein, dass die Strömung die Leiche sofort ins offene Meer hinaustrug. Und nicht jeder, der ins offene Meer hinaustrieb, wurde wieder an Land gespült.
    Das heißt – falls jemand hinuntersprang.
    Nur weil sein Wagen dort gefunden wurde, war man davon ausgegangen, dass sich Wiseman von der Klippe gestürzt hatte. Doch vielleicht war es ja gar nicht so gewesen. Vielleicht hatte er den Wagen aus irgendeinem Grund dort stehen gelassen, hatte sich zum Beispiel mit jemandem getroffen und war dann mit demjenigen in dessen Wagen mitgefahren. Es könnte aber auch irgendjemand Wisemans Fahrzeug da oben auf die Klippe gefahren haben, damit es so aussah, als hätte er sich das Leben genommen, während ihm in Wahrheit etwas anderes zugestoßen war. Im Moment blickte ich bei dem ganzen Wirrwarr nicht durch.
    Ich starrte noch einen Moment lang zur Abtei hinauf, dann lief ich kopfschüttelnd weiter. Ein Stück geradeaus, an den Booten vorbei, gab es in der Kaimauer eine Lücke, die eine lange, felsige Böschung füllte, an der das Wasser grün und träge bis auf die halbe Höhe schwappte. Rechts lag auf der anderen Seite der Straße das Café.
    The Fisherman’s Catch.
    Von außen sah es wie die meisten Cafés aus, die ich bereits entdeckt hatte, wenn auch deutlich älter – und viel leerer, als hätte es etwas an sich, das die Leute abhielt. Das Schild über der Glasfront war verblasst und angeschlagen. Drinnen sah ich eine einzige Kellnerin. Sie war jung, höchstens Anfang zwanzig, und sie beugte sich herunter, um wie eine Krankenhausputzfrau in einem Raum, den man eigentlich nicht sehen soll, hastig und nicht besonders gründlich einen Tisch abzuwischen.
    Es war absolut nichts Besonderes daran, und ich fragte mich, wieso Barbara Phillips es vorgeschlagen hatte. Bis ich die Promenade entlangsah und meine Antwort bekam. Dort befand sich eine offene Garagenfront, aus der bis auf den Bürgersteig der Bug eines Bootes hinausragte. Eine Ampel markierte ein Stück der Straße, auf der das Boot direkt auf den Steinhang hinausgerollt und von dort aus zu Wasser gelassen werden konnte.
    Das Gebäude der Lebensrettungsgesellschaft von Whitkirk.
    Einen Moment blieb ich wie angewurzelt stehen und starrte es an.
    Und dann war ich mir auf einmal nicht mehr ganz sicher, wo ich mich befand – ich hatte das Gefühl, als schwebte ich nicht nur zwischen Realität und Fiktion, sondern auch zwischen Vergangenheit und Gegenwart, deren Grenzen sich zu sehr verwischten, um sie noch klar zu sehen.
    Ich hörte Kinder lachen – und tatsächlich entdeckte ich ein Stück weiter vorne auf der Promenade ein paar, doch innerlich verband ich ihre Stimmen mit einer imaginären Reihe Jungen und Mädchen, die mir bei einem Klassenausflug zum Lebensrettungsboot in aufgelockerten Gruppen auf der anderen Straßenseite entgegenkamen, während ein Pädophiler auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig stand und ihnen kaum merklich mit den Fingern zuwinkte. Ich spürte den Pulsschlag von Wisemans Roman und von der Vergangenheit, auf der das Buch basierte. Das damalige Geschehen, die Geschichte, die es erzählte, war unter der Oberfläche der Welt fest versiegelt, doch an diesem Ort und in diesem Moment drängte es so gewaltig gegen die dünne Membran, dass ich die Umrisse tasten konnte.
    Ich blickte erneut die Promenade entlang.
    Natürlich war sie nicht wirklich da, doch auf eine Weise eben doch: die Erinnerung an ein kleines Mädchen, das reglos zwischen den Paaren und Familien stand, die, ohne es zu bemerken, rings um es einherspazierten. Das hier musste die Stelle sein, an der Charlotte Webb aufgetaucht war. An der die Polizei Wache gehalten hatte.
    Im Buch ebenso wie in der Realität. Denn es war alles wirklich passiert. Als ich hier stand, glaubte ich nicht mehr, dass Wisemans Buch eine erfundene Geschichte erzählte.
    Ich

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