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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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den Muskeltonus der durchtrainierten Sportlerin.
    „Wie kommt's, dass du so schnell hier bist?“
    „Ich war schon in Bordeaux, und der Brigadier hat einen Hubschrauber zur
Verfügung gestellt. Was sind das für Bücher, die du dir angesehen hast?“
    „Über den Algerienkrieg, die meisten jedenfalls“, antwortete er und
fragte sich, warum er die Maschine nicht hatte landen hören. Er musste wohl
gerade im Keller gewesen sein. „Das Haus ist voll davon - und voller Fotos.
Komm mit.“
    Er führte sie ins Wohnzimmer und zeigte ihr die gerahmten Bilder auf
dem Schreibtisch, Erinnerungen an verlorene Gebiete von Dien Bien Phu bis Bab
el-Oued, an Politiker von de Gaulle bis Giscard. Und dann ein Bild, auf dem
Hercule die Flamme am Are de Triomphe entzündete.
    „Wer ist die Frau?“, fragte sie. „Und das Kind?“
    „Keine Ahnung. Und wer ist dieser Afrikaner?“ Er zeigte auf das kleine
Foto. Sie rückte näher heran und legte ihre Hand auf seine Schulter, als wollte
sie sich daran abstützen.
    „Der Typ in dem Tarnanzug ist Rolf Steiner, ein Deutscher, früher bei
der Fremdenlegion, dann Söldner“, antwortete sie. „Der Afrikaner könnte Ojukwu
sein, der nigerianische Militärgouverneur, der in den sechziger Jahren die
Republik Biafra für unabhängig erklärt hat. Steiner kämpfte als Söldner in
seinen Truppen.“
    „Was hatte Hercule bei denen zu suchen?“
    „Wahrscheinlich hat er französische Interessen vertreten“, sagte sie
und rückte wieder von ihm ab. „Ich erinnere mich, gehört zu haben, dass sich
Total Oil um Handelsbeziehungen mit Biafra bemüht hat, um das Monopol von
Shell in Nigeria aufzubrechen. Dieses andere Foto hier zeigt Jacques Foccart,
der in den dreißiger Jahren unsere afrikanische Polizei geleitet hat. Er rangierte
unter jedem Präsidenten ganz weit oben.“
    „Das sind also die Geschichten, mit denen du dich in letzter Zeit
befasst“, bemerkte Bruno und fügte im Stillen hinzu: und zu denen du mich
überreden wolltest, damit ich nach Paris komme und mit dir zusammenlebe.
    „Ich arbeite immer noch für das Innenministerium, in einer Abteilung,
die vom Brigadier geleitet wird“, erklärte sie in geschäftlichem Ton.
    „Macht dich das auch zu einer barbouze?“
    „Ist dieses alte Wort tatsächlich immer noch in Gebrauch?“, lachte sie.
„Nein, ich gehöre nach wie vor zur Police Nationale und arbeite
vor allem als Verbindungsfrau, das heißt, ich halte ein Auge auf andere
Polizei- und Sicherheitskräfte, um zu verhindern, dass unser Ministerium böse
Überraschungen erlebt. Du kannst dir wahrscheinlich kaum vorstellen, wie ungern
sich Politiker überraschen lassen.“
    „Und warum warst du in Bordeaux?“
    „Das darf ich dir nicht verraten.“ Sie schmunzeln zu sehen freute ihn,
denn es war seit ihrem plötzlichen Auftauchen der erste echte Gefühlsausdruck,
den sie zeigte. Bislang hatten sie einander nur vorsichtig abgetastet, viel zu
scheu, um sich zu öffnen. Dieses Schmunzeln passte schon eher zu jener
Isabelle, in die er sich verliebt hatte. „Nichts Besonderes. Kontaktpflege mit
Kunden, dem Militär und Europol, nicht zuletzt auch mit unseren Nachbarn
jenseits des Kanals“, erklärte sie.
    „Den Briten?“
    Sie nickte. „Ich war vor kurzem sechs Wochen in London, habe da mit
Spezialisten der Terrorbekämpfung zusammengearbeitet, aus deren Einheit ein
Vertreter im Austausch nach Paris geschickt worden ist. Wir arbeiten eng
zusammen, wenn es um radikale Muslime geht, aber bei meinem jüngsten Einsatz
ging es um das Problem illegaler Einwanderung und organisierter Kriminalität.
Deshalb war die Marine beteiligt, deren und unsere.“
    „Und der Brigadier findet den Mord an Hercule wichtiger als das?“
    „Nun ja, vielleicht ein bisschen dringlicher. Zwar nicht die Aufklärung
der Tat als solcher, aber doch die Frage der schriftlichen Hinterlassenschaft
Hercules. Er hat früher eine wichtige Abteilung der alten sdece geleitet. Es ist also naheliegend,
dass wir uns seine Unterlagen ansehen wollen. Wie er ermordet wurde, macht
stutzig. Und du erinnerst dich: Überraschungen hat man da oben gar nicht gern.“
    „Wirst du dir die Unterlagen ansehen?“
    „Nein. Ich passe nur auf das Haus auf, bis die Experten aus Paris
eintreffen, was wohl im Laufe des Nachmittags der Fall sein wird. Sie wollten
den tgv nach Bordeaux nehmen. Hast du
vielleicht schon was Interessantes entdeckt?“
    „Nein, nur dass er Bücher über den Algerienkrieg und den

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