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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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ihm ein Buch ins Auge, dessen
aufgeschlagene Seiten mit einem altmodischen Lesezeichen aus Leder und Blei
beschwert waren - ein englisches Buch mit dem Titel soe in France, geschrieben von Michael Richard
Daniell Foot. Herausgegeben hatte es Her Majesty's Stationery Office, woraus
Bruno folgerte, dass es sich um eine von höchster Stelle beglaubigte Arbeit
über britische Geheimdiensttätigkeiten in Frankreich während des Zweiten
Weltkriegs handelte. Er notierte sich die Nummern der aufgeschlagenen Seiten,
weil sein Englisch nicht gut genug war, dass er den Text auf die Schnelle
verstand. Es schien darin um einen britischen Offizier namens Starr zu gehen,
der stellvertretender Bürgermeister der kleinen Gemeinde
Castelnausous-lAuvignon in der Gascogne gewesen war. In dieser Funktion hatte
er Mengen offiziell aussehender, aber gefälschter Dokumente liefern können. Warum
hatte sich Hercule ausgerechnet dafür interessiert?
    Auf dem Schreibtisch befand sich außerdem ein dicker Ordner voller
Notizen, Entwürfe für Memoiren, wie es schien. Die Notizen bezogen sich in der
Mehrzahl auf Hercules Zeit in Vietnam und Algerien. Von den Ereignissen nach 1965, also vermutlich jener Zeit, über die
sich der Brigadier und seine Vorgesetzten am meisten Sorgen machten, war
allerdings mit keinem Wort die Rede. Auf dem Ordner lagen zwei Hefter mit
Klarsichthülle. Der erste enthielt einen Bericht über das Internierungslager
Ferme Ameziane, einen ehemaligen Gutshof in Algerien. Es wurde geführt vom Centre de
Renseignement et d'Action, einem Geheimdienst, der
aufständische Rebellen bekämpfte und seinen Sitz im nahe gelegenen Constantine
hatte. Hercule hatte notiert, dass dort im „industriellen Maßstab“ gefoltert
worden sei, und hinzugefügt, dass in diesem Lager über elftausend Algerier
interniert und mit Elektroschocks, Schlägen, Essensentzug, Scheinertränken,
Verbrennungen durch Zigarettenglut und Vergewaltigungen misshandelt worden waren.
Auf der Kopie eines Artikels aus der Verite Libre - der letzten
Seite in diesem Hefter - war ein Abschnitt unterstrichen, in dem es hieß, dass
sich einige Gefangene ihre Freilassung hatten erkaufen können. An diese Kopie
angeheftet war ein Zettel mit einer Liste von Namen samt Dienstgrad und
Initialen.
    Der zweite Hefter trug die Überschrift „Crevettes Bigeard“, womit Bruno
spontan ein Gericht in Zusammenhang brachte. Dann aber musste er lesen, dass es
sich bei den „Garnelen“ des Generals Bigeard um Folteropfer handelte, die, auch
wenn sie noch lebten, in Hubschrauber verfrachtet und über dem Mittelmeer
abgeworfen worden waren. Nachdem einige von ihnen zufällig an Land gespült
worden waren, gingen die Folterer dazu über, ihre Opfer mit Zementeimern an
den Füßen zu beschweren und sie so ins Wasser zu werfen. Über die makabere
Bezeichnung „Bigeards Garnelen“ konnte Bruno nur den Kopf schütteln. Auch
diesem Dokument hatte Hercule eine Namensliste beigefügt.
    Bruno legte die Ordner an ihren Platz zurück. Kein Wunder, dass der
Brigadier alarmiert war. Hercules Memoiren würden viele alte Wunden aufreißen.
Bruno betrachtete die Fotos, die in ihren teuren silbernen Rahmen einen
Großteil der Schreibtischplatte beanspruchten. Dasjenige, das dem Baron
aufgefallen war, stand immer noch in der ersten Reihe, aber den Ehrenplatz nahm
das Foto einer wunderschönen Asiatin ein, die ein kleines Kind auf dem Arm
hielt. Ein anderes Foto dieser Frau zeigte sie Hand in Hand mit einem sehr viel
jüngeren Hercule. Und es gab ein drittes Foto von ihr, auf dem sie in der Mitte
einer Reihe asiatischer Mädchen zu sehen war, die alle den tabard trugen, die
traditionelle französische Schuluniform.
    Mehrere Bilder zeigten Hercule in jungen Jahren - eines in Tarnkleidung
und mit den Schulterklappen eines Hauptmanns in einem Jeep, mit einer mas 3 8 -Maschinenpistole auf den Knien und
den Blick nach oben auf Fallschirmspringer gerichtet, die vom Himmel
herabsegeln. Bruno glaubte zu wissen, wann und wo diese Aufnahme gemacht worden
war, denn er kannte ähnliche Fotos von der Schlacht von Dien Bien Phu 1954, als Luftlandetruppen der
Fremdenlegion eingeflogen worden waren, um den bedrohten französischen
Außenposten zu verstärken. Dessen Fall hatte schließlich das Ende der
französischen Herrschaft in Indochina eingeleitet. Das Foto daneben stammte
aus Hercules Zeit in Algerien, wie Bruno an den Gebäuden im Hintergrund erkannte.
Darauf war sein Freund im Kreis junger asiatischer

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