Schwarze Engel

sein Partner kaum merklich nickte.
    »Mr. Pelfry, wir müssen Sie bitten, dieses Gespräch hier vertraulich zu behandeln. Mein Partner und ich gehen einer Spur nach, die darauf hindeutet, daß der Mörder Stacey Kincaids möglicherweise auch Howard Elias umgebracht hat. Wir glauben, Elias war der Wahrheit zu nahe gekommen. Falls Sie wissen, was er wußte, könnten auch Sie sich in Gefahr befinden.«
    Pelfry lachte ihm ins Gesicht – ein kurzes, lautes Schnauben. Bosch sah Edgar an, dann wieder Pelfry.
    »Nichts für ungut, aber das ist so ziemlich die schlechteste Überleitung, die ich je gehört habe«, sagte Pelfry.
    »Wie bitte?«
    Als Pelfry wieder auf den Fernseher deutete, sah Bosch, wie weiß die Unterseite seiner Hand war.
    »Ich habe Ihnen doch gerade erzählt, daß ich mir die Nachrichten angesehen habe. In Channel Four hieß es, Sie haben schon einen brandheißen Verdächtigen. Einen Ihrer eigenen Leute.«
    »Wie bitte?«
    »Sind schon dabei, ihn auszuquetschen, drüben im Parker.«
    »Haben sie gesagt, wer es ist?«
    »Nein, haben sie nicht, aber Sie kennen ihn bestimmt. Es soll einer von den Black-Warrior-Cops sein. Der Detective, der für den Fall zuständig war.«
    Bosch war sprachlos. Der für den Fall zuständi ge Detective war Frankie Sheehan.
    »Das ist unmög– Kann ich Ihr Telefon benutzen?«
    »Natürlich. Übrigens, wissen Sie, daß Sie Glas splitter im Haar haben?«
    Während er zum Schreibtisch ging und nach dem Hörer griff, strich sich Bosch mit der Hand durchs Haar. Unter Pelfrys Blicken wählte er die Nummer von Irvings Besprechungszimmer. Es ging sofort jemand dran.
    »Geben Sie mir Lindell.«
    »Hier spricht Lindell.«
    »Hier Bosch. Was soll diese Nachricht auf Channel Four, wir haben einen Verdächtigen?«
    »Ich weiß. Ich gehe der Sache gerade nach. Jemand hat es den Medien zugespielt. Ich kann dazu nur sagen, ich habe Irving über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis gesetzt, und schon kommt es im Fernsehen. Ich glaube, diese undichte Stelle ist er, nicht Chas–«
    »Das interessiert mich jetzt nicht. Was sagen Sie? Daß es Sheehan war? Das ist un–«
    »Das sage nicht ich. Das sagt die undichte Stelle, und ich glaube, die undichte Stelle ist der verfluchte Deputy Chief.«
    »Haben Sie Sheehan schon abgeholt?«
    »Ja, wir haben ihn hier, und wir sprechen mit ihm. Bisher auf freiwilliger Basis. Er denkt, er kann sich aus allem herausreden. Wir haben viel Zeit. Mal sehen, ob es ihm gelingt.«
    »Warum Sheehan? Warum ausgerechnet er?«
    »Ich dachte, das wüßten Sie. Er war heute morgen der erste auf Chastains Liste. Elias hat ihn schon mal verklagt. Vor fünf Jahren. Erschoß einen Kerl, den er wegen einer Mordsache festnehmen wollte. Verpaßte ihm fünf Kugeln. Die Witwe klagte und bekam schließlich hundert Riesen zugesprochen – obwohl die Schüsse in meinen Augen absolut berechtigt waren. Übrigens war es sogar Ihr Freund Chastain, der in der Sache ermittelt und ihm den Persilschein ausgestellt hat.«
    »Ich kann mich an den Fall erinnern. Die Schüsse waren berechtigt. Aber das interessierte die Geschworenen nicht. Es passierte ganz kurz nach Rodney King.«
    »Jedenfalls, bevor die Sache zur Verhandlung kam, drohte Sheehan Elias. Bei einer beeideten Zeugenaussage, in Anwesenheit der Anwälte, der Witwe und, was das wichtigste ist, der Stenographin. Sie schrieb alles Wort für Wort auf, und es stand in der beeideten Aussage, die in der Akte war, die Chastain und seine Leute gestern durchsahen. Sheehan drohte Elias, eines Tages, wenn er am wenigsten damit rechnete, würde er sich von hinten an ihn heranschleichen und ihn wie einen Hund abknallen. Etwas in diesem Sinn. Und etwas, das ziemlich genau dem entspricht, was in Angels Flight passiert ist.«
    »Jetzt hören Sie aber, das war vor fünf Jahren! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
    Bosch merkte, daß ihn sowohl Edgar als auch Pelfry aufmerksam beobachteten.
    »Ich weiß, Bosch. Aber andrerseits haben wir jetzt diesen neuen Prozeß wegen der Black-Warrior-Geschichte – und wer ist der zuständige Detective? Frank Sheehan. Zu allem Überfluß hat er auch noch eine Smith and Wesson Neun-Millimeter. Und noch etwas, wir haben uns seine Personalakte angesehen. Er wurde elf Jahre hintereinander als hervorragender Schütze eingestuft. Und Sie wissen, daß der Kerl in Angels Flight verdammt gut schießen konnte. Wenn man das alles berücksichtigt, steht Sheehan eindeutig ganz oben auf der Liste der Leute, mit denen wir