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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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dafür gebraucht.«
    »Fündig geworden?«
    »Ja, einmal.«
    Er ging zu einer der Schachteln und steckte den Finger in das Bündel mit dem Pappschild, auf dem das Datum 12.6. stand.
    »Hier.«
    Pelfry zog einen Beleg heraus und kehrte damit zu Bosch zurück. Edgar kam zu ihnen und sah ihn sich ebenfalls an. Die Rechnung war für eine Tages-Spezialwäsche. Der zu waschende Wagen war als ein weißer Volvo-Kombi angegeben. Außerdem standen das Kennzeichen und der Preis der Spezialwäsche auf dem Beleg – $ 14,95 plus Mehrwertsteuer.
    »Diese Autonummer stand auf dem Zettel, den Ihnen Elias gab?« fragte Bosch.
    »Ja.«
    »Und sonst haben Sie keine der Nummern auf einem der Belege gefunden?«
    »Genau, wie ich Ihnen bereits gesagt habe.«
    »Wissen Sie, wem der Wagen mit dieser Nummer gehört?«
    »Nein. Eli hat nicht gesagt, daß ich es für ihn herausfinden soll. Aber ich habe da so eine Vermutung, wem er gehört.«
    »Den Kincaids.«
    »Langsam kommen wir uns näher.«
    Bosch sah Edgar an. Das Gesicht seines Partners verriet ihm, daß er den gedanklichen Sprung nicht vollzogen hatte.
    »Die Fingerabdrücke. Um Harris’ Unschuld zweifelsfrei beweisen zu können, mußte er erklären, wie die Fingerabdrücke seines Mandanten auf das Schulbuch des Opfers gekommen waren. Wenn es keinen Grund und keine plausible Erklärung dafür gab, daß Harris im Haus der Kincaids gewesen war und das Buch angefaßt hatte, gab es zwei andere Erklärungsmöglichkeiten. Nummer eins, die Fingerabdrücke waren von den Cops auf dem Buch angebracht worden, Nummer zwei, Harris hatte das Buch angefaßt, als es woanders war, nicht im Zimmer des Mädchens.«
    Edgar nickte, als er begriff.
    »Die Kincaids ließen ihren Wagen bei Hollywood Wax and Shine, wo Harris arbeitete, waschen. Das beweist diese Quittung.«
    »Richtig. Nun mußte Elias nur noch nachweisen, daß das Buch zu diesem Zeitpunkt in diesem Wagen war.«
    Bosch drehte sich zu den Schachteln auf Pelfrys Schreibtisch um und tippte mit dem Finger auf das Pappschild.
    »Zwölfter Juni. Das ist gegen Ende des Schuljahrs. Wenn die Kinder ihre Pulte leerräumen. Sie nehmen alle Bücher nach Hause mit. Sie bekommen keine Hausaufgaben mehr auf, und die Bücher liegen vielleicht auf dem Rücksitz des Volvo rum.«
    »Der Volvo soll saubergemacht werden«, fuhr Edgar fort. »Ich schätze mal, zu dieser Tages-Spezialwäsche gehört auch, daß er innen gesaugt wird und vielleicht etwas Armoral.«
    »Als der Autowäscher den Wagen innen saubermacht, faßt er das Buch an«, übernahm wieder Bosch. »Schon haben wir die Fingerabdrücke.«
    »Der Autowäscher war Harris«, sagte Edgar. Dann sah er Pelfry an und fuhr fort: »Der Geschäftsführer der Waschanlage sagte, Sie wären noch mal vorbeigekommen, um sich die Stechkarten anzusehen.«
    Pelfry nickte.
    »Richtig. Ich bekam eine Kopie der Stechkarte, die beweist, daß Harris zu dem Zeitpunkt, zu dem der weiße Volvo die Spezialwäsche bekam, in der Waschanlage gearbeitet hat. Eli bat mich, hinzufahren und mir diese Information möglichst ohne Durchsuchungsbeschluß zu beschaffen. Wahrscheinlich war die Stechkarte der ausschlaggebende Punkt, und er wollte nicht, daß jemand davon erfuhr.«
    »Nicht einmal der Richter, der die Durchsuchungsbeschlüsse für den Fall ausstellte«, sagte Bosch. »Offensichtlich hat er niemandem getraut.«
    »Wie es scheint, mit gutem Grund«, sagte Pelfry.
    Während Edgar Pelfry bat, ihm die Stechkarte zu zeigen, zog sich Bosch zurück, um über diese letzte Information nachzudenken. Ihm fiel wieder ein, daß Sheehan am Abend zuvor gesagt hatte, die Fingerabdrücke seien deshalb so gut gewesen, weil die Person, von der sie stammten, vermutlich stark geschwitzt hatte. Nun wurde ihm klar, daß das nicht auf die Nervosität wegen des begangenen Verbrechens zurückzuführen gewesen war, sondern weil die Abdrücke bei der Arbeit auf das Buch gekommen war, beim Staubsaugen des Wageninneren. Michael Harris. Er war unschuldig. Wirklich unschuldig. Bis zu diesem Moment war Bosch nicht davon überzeugt gewesen. Er fiel aus allen Wolken. Er machte sich keine Illusionen und wußte, Cops machten Fehler, und Unschuldige kamen ins Gefängnis. Aber das war ein kolossaler Schnitzer. Ein Unschuldiger war von Polizisten gefoltert worden, damit er etwas gestand, was er eindeutig nicht getan hatte. In dem festen Glauben, den Schuldigen zu haben, hatte die Polizei die Ermittlungen eingestellt und den wahren Mörder entkommen lassen – bis

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