Schwarze Engel
Getränkebestellungen entgegenzunehmen.
Bosch sah an Kincaid vorbei auf den Mann, der immer noch unter dem Eingangsbogen stand. Kincaid merkte es und stellte ihn seinen Besuchern vor.
»Das ist D. C. Richter, mein Sicherheitsberater. Ich habe ihn gebeten, herzukommen und uns Gesellschaft zu leisten, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Bosch wunderte sich zwar über die Einbeziehung des Sicherheitsberaters, sagte aber nichts. Er nickte, und Richter nickte ebenfalls. Er war etwa in Boschs Alter, groß und hager, und sein kurzes, ergrauendes Haar war stachlig von Gel. Außerdem hatte Richter einen kleinen, dünnen Goldring in seinem linken Ohr.
»Was können wir für Sie tun, meine Herren?« fragte Kincaid. »Ich muß gestehen, Ihr Besuch überrascht mich. Angesichts der angespannten Lage hätte ich eigentlich erwartet, Sie wären irgendwo in den Straßen der Stadt unterwegs, die Tiere in Schach zu halten.«
Darauf trat betretenes Schweigen ein. Kate Kincaid blickte auf den Teppich.
»Wir ermitteln im Mordfall Howard Elias«, sagte Edgar. »Und in dem Ihrer Tochter.«
»Meiner Tochter? Ich verstehe nicht recht, was Sie meinen.«
»Sollten wir uns nicht vielleicht erst mal setzen, Mr. Kincaid?« schlug Bosch vor.
»Sicher.«
Kincaid führte sie zu einer der Sitzgruppen. An einem gläsernen Couchtisch standen sich zwei Sofas gegenüber. Auf der einen Seite war ein Kamin, in dem Bosch fast hätte stehen können, auf der anderen war die Aussicht. Die Kincaids setzten sich auf die eine Couch, Bosch und Edgar nahmen auf der anderen Platz. Richter blieb schräg hinter der Couch stehen, auf der die Kincaids saßen.
»Wenn ich Ihnen vielleicht zunächst den Grund unseres Besuchs erklären dürfte«, begann Bosch. »Wir möchten Sie davon in Kenntnis setzen, daß die Ermittlungen, die Ermordung Ihrer Tochter betreffend, neu aufgerollt werden. Wir müssen noch einmal von vorn anfangen.«
Beide Kincaids öffneten den Mund zu einem Ausdruck des Erstaunens.
»Im Zuge der Ermittlungen, die wir in Zusammenhang mit Howard Elias’ Ermordung Freitag abends angestellt haben«, fuhr Bosch fort, »sind wir auf Beweise gestoßen, die unserer Meinung nach Michael Harris entlasten. Wir –«
»Vollkommen ausgeschlossen«, platzte Kincaid los. »Harris ist der Mörder! Seine Fingerabdrücke wurden im Haus gefunden, im alten Haus. Wollen Sie mir etwa erzählen, das Los Angeles Police Department glaubt jetzt, die belastenden Beweise wurden Harris von Angehörigen der Polizei untergeschoben?«
»Nein, Sir. Ich will Ihnen nur sagen, daß wir jetzt eine, wie es scheint, einleuchtende Erklärung dafür haben, wie dieses belastende Material dorthin gelangt ist.«
»Na, dann klären Sie mich mal auf.«
Bosch nahm zwei zusammengefaltete Zettel aus seiner Jackentasche und nahm sie auseinander. Einer war eine Fotokopie des Belegs aus der Waschanlage, den Pelfry gefunden hatte. Der andere war eine Kopie von Harris’ Stechkarte, die ebenfalls von Pelfry stammte.
»Mrs. Kincaid, Sie fahren einen weißen Volvo-Kombi mit dem Kennzeichen eins-Berta-Heinrich-sechs-sechs-acht, richtig?«
»Nein, falsch«, antwortete Richter für sie.
Bosch blickte kurz zu ihm auf und wandte sich wieder der Frau zu.
»Fuhren Sie diesen Wagen letzten Sommer?«
»Ja, ich fuhr einen weißen Volvo-Kombi«, sagte sie. »An die Nummer erinnere ich mich nicht mehr.«
»Meine Familie besitzt in diesem County elf Vertragshandelshäuser und Anteile an sechs weiteren«, sagte ihr Mann. »Chevy, Cadillac, Mazda und wie sie alle heißen. Sogar ein Porsche-Haus. Aber keine Volvo-Lizenz. Und ob Sie’s glauben oder nicht, genau so einer muß es sein. Sie meinte, das wäre sicherer für Stacey, und dann endet sie … Aber lassen wir das.«
Sam Kincaid hob eine Hand, um seinen Mund zu verdecken, und rang um seine Fassung. Bosch wartete einen Moment, bevor er fortfuhr:
»Sie können mir, was die Autonummer angeht, ruhig glauben. Der Wagen war auf Sie zugelassen, Mrs. Kincaid. Am zwölften Juni letzten Jahres wurde dieser Wagen, der Volvo, bei Hollywood Wax and Shine am Sunset Boulevard gewaschen. Die Person, die den Wagen hinbrachte, entschied sich für das Tagesangebot, zu dem auch das Saugen des Wageninneren und eine Wachspflege gehörten. Hier ist der Beleg.«
Er beugte sich vor und legte ihn vor dem Ehepaar auf den Couchtisch. Beide beugten sich darüber, um ihn anzusehen. Richter lehnte sich über die Rückenlehne der Couch.
»Kann einer von Ihnen sich daran
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