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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Paßwortdialog.
    »Humbert Humbert«, sagte Bosch.
    »Na, was willst du denn, Harry, du kannst es doch! Du stellst dich nur dümmer, als du bist.«
    Sie gab den Namen Humbert in die Felder für den Benutzernamen und das Paßwort ein, und dann wurde der Bildschirm wieder dunkel. Eine paar Sekunden später erschien eine Begrüßung.
     
    WILLKOMMEN IN CHARLOTTES WEBSITE
     
    Hinter dem Text formierte sich ein bewegliches Cartoonbild. Über den unteren Rand der Seite krabbelte eine Spinne, die schließlich kreuz und quer über den Bildschirm zu flitzen und ein Netz darüber zu ziehen begann. Als das Netz fertig war, erschienen darauf Fotos von den Gesichtern kleiner Mädchen, so, als wären sie darin gefangen. Als das Bild des Spinnennetzes und der darin gefangenen Mädchen fertig war, zog sich die Spinne an den oberen Rand des Netzes zurück.
    »Das ist ja richtig krank«, knurrte Edgar. »Was soll das denn geben?«
    »Das ist eine Pädophilen-Site.« Mit dem Fingernagel tippte Rider unter einem der Fotos in dem Netz auf den Bildschirm. »Und das ist Stacey Kincaid. Man klickt das Foto an, das einem gefällt, und bekommt eine Auswahl von Fotos und Videos. Wirklich ganz, ganz schreckliche Sachen. Dieser arme kleine Engel, vielleicht ist sie tot wirklich besser dran.«
    Rider führte den Cursor zum Foto des blonden Mädchens. Es war zu klein, um Stacey Kincaid darauf erkennen zu können. Bosch hätte sich lieber einfach auf Riders Wort verlassen.
    »Seid ihr bereit für das, was jetzt kommt?« fragte Rider. »Die Videos kann ich auf meinem Laptop nicht abspielen, aber ihr könnt euch auch schon anhand der Fotos einen Eindruck verschaffen.«
    Sie wartete nicht auf eine Antwort, und sie bekam auch keine. Sie doppelklickte, und auf dem Bildschirm erschien ein Foto von einem kleinen Mädchen, das nackt vor einer Hecke stand. Sie lächelte auf eine gezwungene, erkennbar unnatürliche Art. Trotz des Lächelns hatte ihr Gesichtsausdruck etwas sehr Verlorenes. Ihre Hände waren auf ihren Hüften. Bosch hatte keinen Zweifel. Es war Stacey Kincaid. Er versuchte zu atmen, aber es war, als kollabierten seine Lungen. Er verschränkte die Arme über der Brust. Rider begann den Bildschirm abzurollen, und es kam eine Reihe von Fotos, auf denen das Mädchen zuerst in verschiedenen Posen allein zu sehen war, dann mit einem Mann. Es war immer nur der nackte Oberkörper des Mannes zu sehen, nie sein Gesicht. Die letzten Fotos zeigten das Mädchen und den Mann bei verschiedenen sexuellen Handlungen. Schließlich kamen sie zum letzten Foto. Darauf war Stacey Kincaid in einem weißen Kleid mit kleinen Signalwimpeln abgebildet. Sie winkte in die Kamera. Obwohl es das harmloseste war, schien dieses Foto irgendwie das schlimmste zu sein.
    »Okay, dann geh mal vor oder zurück oder was du sonst tun mußt, um das da wegzukriegen«, sagte Bosch.
    Er beobachtete, wie Rider den Cursor zu einem Schaltfeld unter dem letzten Foto bewegte, auf dem HOME stand. In Boschs Augen entbehrte es nicht einer gewissen bitteren Ironie, daß man hier rauskam, indem man auf HOME klickte. Rider klickte das Icon an, und auf dem Bildschirm erschien wieder das Spinnennetz. Bosch zog seinen Stuhl an seinen alten Platz zurück und ließ sich darauf niedersinken. Plötzlich überkamen ihn tiefe Erschöpfung und Niedergeschlagenheit. Er wollte nach Hause fahren und nur noch schlafen und alles vergessen, was er wußte.
    »Die Menschen sind schlimmer als jedes Tier«, sagte Rider. »Es gibt nichts, was sie sich nicht antun. Bloß um ihre Gelüste zu befriedigen.«
    Bosch stand auf und ging zu einem der umstehenden Schreibtische, der McGrath gehörte, einem Detective des Einbruchsdezernats. Er zog die Schubladen heraus und begann sie zu durchwühlen.
    »Harry«, fragte Rider, »was suchst du?«
    »Eine Zigarette. Ich dachte, Paul hat immer welche in seinem Schreibtisch.«
    »Früher ja. Aber ich habe ihm gesagt, er soll sie lieber nach Hause mitnehmen.«
    Eine Hand immer noch an einer der Schubladen, sah Bosch zu ihr hinüber.
    »Das hast du ihm gesagt?«
    »Ich wollte nicht, daß du rückfällig wirst, Harry.«
    Bosch schob die Schublade zu und kehrte zu seinem Stuhl zurück.
    »Vielen Dank, Kizmin. Du hast mich gerettet.«
    In dem Ton, in dem er es sagte, schwang auch nicht ein Anflug von Dankbarkeit mit.
    »Du wirst es schon überstehen, Harry.«
    Bosch bedachte sie mit einem vielsagenden Blick.
    »Du hast wahrscheinlich in deinem ganzen Leben noch keine ganze Zigarette

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