Schwarze Engel
losgeschickt, der ihn abknallt.«
»Genau.«
»Das war also, glaubst du, was Elias getan hat«, fuhr Bosch fort. »Er bekam mit der Post diese Nachrichten und folgte den Hinweisen. Er stolperte in diese Website und löste einen Alarm aus. Ein Flag wurde gesetzt. Das hatte zur Folge, daß er umgebracht wurde.«
»Ja, so würde ich deuten, was wir bisher wissen – vor allem in Hinblick auf die vierte Nachricht. ›Er weiß, daß du es weißt.‹«
Verwirrt über seine eigene Auslegung der Geschichte, schüttelte Bosch den Kopf.
»Trotzdem steige ich noch nicht ganz durch. Wer sind diese ›sie‹, von denen wir hier die ganze Zeit sprechen? Die ich des Mordes beschuldige.«
»Ein Kinderpornoring. Die Benutzer der Site. Der Verwalter der Site – der Kincaid sein könnte – wurde auf den Eindringling aufmerksam, stellte fest, es war Elias, und beauftragte jemanden damit, sich der Sache anzunehmen, um zu verhindern, daß der ganze Ring aufflog. Ob er nun alle Mitglieder der Gruppe vorher darüber in Kenntnis gesetzt hat, spielt keine Rolle. Schuldig sind sie alle, weil bereits die Einrichtung dieser Website eine strafbare Handlung ist.«
Bosch hob die Hände, um sie zu bremsen.
»Langsam, langsam. Um diesen Ring und die Hintergründe des Ganzen soll sich die Staatsanwaltschaft kümmern. Wir konzentrieren uns weiter auf den Mörder und Kincaid. Wir gehen davon aus, er war an der Sache beteiligt, und irgendwie bekam es jemand heraus. Allerdings ging der Betreffende nicht zur Polizei, sondern steckte es Elias. Hört sich das logisch an?«
»Sicher. Wir kennen nur noch nicht alle Einzelheiten. Aber die Nachrichten sprechen für sich selbst. Sie deuten eindeutig darauf hin, daß jemand Elias einen Hinweis auf die Site gab und ihn dann warnte, daß man ihm auf die Schliche gekommen war.«
Bosch nickte und dachte kurz nach.
»Moment mal! Wenn bei Elias eine Flagge hochging, ging dann nicht auch bei dir eine hoch?«
»Nein. Das haben die O’Connors geregelt. Als sie im Server waren, fügten sie der Liste mit den zugelassenen Benutzern der Site sowohl meine als auch ihre IP hinzu. Deshalb gibt es keinen Alarm. Der Verwalter und die anderen Benutzer der Site werden also nicht merken, daß wir drinnen waren, es sei denn, sie sehen sich die Liste mit den registrierten Benutzern an und merken, daß sie geändert wurde. Ich glaube, wir haben auf jeden Fall genügend Zeit, um zu tun, was getan werden muß.«
Bosch nickte. Er wollte fragen, ob es legal war, was die O’Connors getan hatten, hielt es aber für besser, es nicht zu wissen.
»Und wer hat nun Elias diese Nachrichten geschickt?« fragte er statt dessen.
»Die Frau«, sagte Edgar. »Ich schätze, sie bekam ein schlechtes Gewissen und wollte Elias helfen, Sam, dem Autozaren, ein zweites Arschloch zu verpassen. Sie hat ihm die Nachrichten geschickt.«
»Das würde passen«, sagte Rider. »Der Absender der Nachrichten wußte von zwei Dingen: von Charlottes Website und von den Belegen der Waschanlage. Da fällt mir ein, sogar noch von einem dritten: daß Elias einen Alarm ausgelöst hatte. Deshalb würde ich auch auf die Frau tippen. Was hat sie heute für einen Eindruck gemacht?«
Die nächsten zehn Minuten erzählte ihr Bosch von ihren jüngsten Aktivitäten.
»Und das ist nur, was wir in Zusammenhang mit dem Fall unternommen haben«, fügte Edgar am Schluß hinzu. »Harry hat dir noch gar nicht erzählt, daß das Rückfenster meines Wagens zerschossen wurde.«
»Was?«
Edgar erzählte ihr die Geschichte, und sie hörte fasziniert zu.
»Haben sie den Schützen gefaßt?«
»Soweit wir gehört haben, nicht. Wir sind nicht so lange geblieben und haben gewartet.«
»Wißt ihr, auf mich ist noch nie geschossen worden«, sagte sie. »Muß ja eine irre Erfahrung gewesen sein.«
»Aber eine, auf die du bestimmt gern verzichten würdest«, sagte Bosch. »Ich habe noch ein paar Fragen zu dieser Internetgeschichte.«
»Ja?« sagte Rider. »Wenn ich sie dir nicht beantworten kann, dann können es die O’Connors.«
»Nein, keine technischen Fragen. Logische Fragen. Ich verstehe immer noch nicht, wie und warum dieses Material immer noch da ist, damit wir es uns ansehen können. Ich verstehe zwar, was du vorhin gesagt hast: daß die Benutzer lauter Pädophile sind, die glauben, sie hätten nichts zu befürchten. Aber mittlerweile ist Elias tot. Wenn sie ihn umgebracht haben, warum haben sie dann nicht wenigstens einen neuen Zugang angelegt?«
»Vielleicht sind
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