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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Wann würde es Ihnen passen?«
    Während sie nachdachte, sah Bosch auf seinen Pager. Die Nummer darauf war die eines Morddezernatanschlusses. Aber hinter der Telefonnummer stand eine 911. Es war eine verschlüsselte Nachricht von Kiz Rider: Sofort anrufen.
    »Äh, entschuldigen Sie mich bitte«, sagte Bosch. »Sieht so aus, als wäre der Anruf wichtig. Könnte ich hier vielleicht irgendwo telefonieren? Ich habe zwar ein Funktelefon im Auto, aber in diesen Hügeln weiß ich nicht, ob ich damit –«
    »Aber selbstverständlich«, sagte Sam Kincaid. »Nehmen Sie das in meinem Büro. Durch die Eingangshalle und dann nach links. Die zweite Tür auf der linken Seite. Dort können Sie ungestört telefonieren. Wir warten hier mit Detective Edwards.«
    Bosch stand auf.
    »Edgar«, sagte Edgar.
    »Entschuldigung. Detective Edgar.«
    Als Bosch in die Eingangshalle ging, ertönte ein anderer Pager. Diesmal war es der von Edgar. Er wußte, es war Rider mit der gleichen Nachricht. Edgar sah auf seinen Pager und dann auf die Kincaids.
    »Ich gehe lieber mit Detective Bosch.«
    »Hört sich nach einer größeren Sache an«, sagte Sam Kincaid. »Ich hoffe, es sind keine Krawalle ausgebrochen.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte Edgar.
     
    In Kincaids Arbeitszimmer hätte das ganze Morddezernat Hollywood Platz gefunden. Es war ein riesiger, hoher Raum, und die Bücherregale an zwei Wänden reichten bis an die Decke. Das Kernstück des Raums war ein Schreibtisch, gegen den selbst der von Howard Elias winzig war. Er sah aus, als könnte man sich in ihm ein geräumiges Büro einrichten.
    Bosch ging um ihn herum und griff nach dem Telefon. Edgar kam hinter ihm in den Raum.
    »Hat sich Kiz bei dir auch gemeldet?« fragte Bosch.
    »Ja. Offensichtlich tut sich irgendwas.«
    Bosch tippte die Nummer ein und wartete. Auf dem Schreibtisch stand ein goldgerahmtes Foto von Kincaid mit seiner Stieftochter auf dem Schoß. Das Mädchen war wirklich schön. Bosch mußte daran denken, was Frankie Sheehan gesagt hatte: daß sie sogar tot wie ein Engel ausgesehen hatte. Er wandte den Blick ab und entdeckte den Computer, der auf einem Arbeitstisch rechts neben dem Schreibtisch stand. Auf dem Monitor war der Bildschirmschoner zu sehen. Er zeigte verschiedene Autos, die kreuz und quer über den Bildschirm flitzten. Edgar bemerkte es auch.
    »Der Autozar«, flüsterte Edgar. »Smogscheich würde es eher treffen.«
    Rider ging dran, bevor das erste Läuten aufhörte.
    »Hier Bosch.«
    »Harry, hast du schon mit den Kincaids gesprochen?«
    »Wir sind gerade bei ihnen. Mitten drin. Was gibt’s –«
    »Hast du sie schon auf ihre Rechte aufmerksam gemacht?«
    Bosch war einen Moment still. Als er wieder zu sprechen begann, war seine Stimme sehr leise.
    »Sie auf ihre Rechte aufmerksam gemacht? Nein. Wieso, Kiz?«
    »Harry, sieh zu, daß du dich irgendwie abseilen kannst. Kommt auf schnellstem Weg hierher zurück.«
    So ernst hatte Bosch Rider noch nie erlebt. Er sah Edgar an, der nur die Augenbrauen hochzog. Er hatte nichts von dem Wortwechsel mitbekommen.
    »Okay, Kiz, wir fahren sofort los. Erzählst du mir auch, warum?«
    »Nein. Das muß ich dir zeigen. Ich habe Stacey Kincaid im Jenseits gefunden.«

26
    B osch wußte Kizmin Riders Gesichtsausdruck nicht zu deuten, als er mit Edgar den Bereitschaftsraum betrat. Sie saß allein am Mordkommissionstisch, und der Schein ihres Laptopdisplays spiegelte sich schwach auf ihrem dunklen Gesicht. Sie wirkte gleichermaßen entsetzt wie entschlossen. Bosch kannte diesen Blick, hatte aber keine Worte dafür. Sie hatte etwas Schreckliches gesehen, wußte aber zugleich, daß sie etwas dagegen tun konnte.
    »Kiz«, sagte Bosch.
    »Setzt euch! Hoffentlich habt ihr bei den Kincaids kein Haar in der Suppe gelassen.«
    Bosch zog seinen Stuhl heraus und setzte sich. Edgar folgte seinem Beispiel. Die von Rider benutzte Redewendung bezog sich auf einen verfassungsrechtlichen oder verfahrenstechnischen Fehler, der ein Gerichtsverfahren beeinträchtigen konnte. Wenn zum Beispiel ein Verdächtiger einen Anwalt verlangt, aber dann vor dem Eintreffen des Anwalts ein Verbrechen gesteht, ist das ein Haar in der Suppe. Das Geständnis ist beeinträchtigt. Ganz ähnlich ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, daß irgend etwas, was ein Verdächtiger sagt, später vor Gericht gegen ihn verwandt werden kann, wenn er vor der Vernehmung nicht auf seine Rechte aufmerksam gemacht wurde.
    »Keiner von beiden galt als Verdächtiger, als wir bei

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