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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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normalerweise immer.
    »Oh, Harry, nein. O nein. Nicht Francis!«
    Sie hob beide Hände an ihr Gesicht. Ihr Mund war offen, und sie sah aus wie die Gestalt auf diesem berühmten Gemälde, die auf einer Brücke steht und schreit.
    »Es tut mir schrecklich leid, Margie. Wirklich. Ich glaube, es ist besser, ich komme nach drinnen.«
     
    Sie trug es mit Fassung. Bosch erzählte ihr die Einzelheiten, und dann machte ihm Margie Kaffee, damit er auf der Rückfahrt nicht einschlief. So konnte nur eine Polizistenfrau denken. Bosch lehnte an der Arbeitsplatte, als sie in der Küche Kaffee machte.
    »Er hat dich heute abend angerufen«, sagte er.
    »Ja, habe ich dir doch erzählt.«
    »Was hat er für einen Eindruck gemacht?«
    »Keinen guten. Er hat mir erzählt, was sie mit ihm gemacht haben. Er fühlte sich so … verraten? Ist das der richtige Ausdruck? Ich meine, seine eigenen Leute, Kollegen, hatten ihn festgenommen. Er war sehr deprimiert, Harry.«
    Bosch nickte.
    »Er hat sein Leben in den Dienst der Polizei gestellt … und so haben sie es ihm vergolten.«
    Bosch nickte wieder.
    »Hat er was gesagt, daß er sich …«
    Er sprach nicht weiter.
    »Daß er sich umbringen wollte? Nein, das hat er nicht gesagt … Ich habe mal was über Polizistenselbstmorde gelesen. Ist allerdings schon einige Zeit her. Um genau zu sein, es war, als Elias ihn das erste Mal verklagte, wegen dieses Kerls, den er erschossen hatte. Das hat Frankie damals so zugesetzt, daß ich es richtig mit der Angst zu tun bekam. Deshalb begann ich mich darüber zu informieren. Und was ich damals gelesen habe, lief darauf hinaus, daß wenn einem jemand davon erzählt oder sagt, daß er es tut, daß er einen dann in Wirklichkeit darum bittet, ihn davon abzubringen.«
    Bosch nickte.
    »Ich schätze, Frankie wollte nicht davon abgebracht werden«, fuhr sie fort. »Er hat mir gegenüber mit keinem Wort etwas davon erwähnt.«
    Sie nahm die Glaskanne aus der Kaffeemaschine und goß etwas Kaffee in eine Tasse. Dann öffnete sie einen Küchenschrank und nahm eine silberfarbene Thermoskanne heraus. Sie begann sie zu füllen.
    »Das ist für die Heimfahrt. Ich möchte nicht, daß du auf der Wäscheleine einschläfst.«
    »Was?«
    »Auf der Grapevine, meine ich. Ich bin ein bißchen durcheinander.«
    Bosch trat auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie stellte die Kaffeekanne ab und wandte sich ihm zu, damit er sie umarmte.
    »Letztes Jahr«, seufzte sie. »Letztes Jahr wuchs uns einfach alles über den Kopf.«
    »Ich weiß. Er hat es mir erzählt.«
    Sie löste sich von ihm und machte sich wieder daran, die Thermoskanne zu füllen.
    »Margie, ich muß dich nur noch eines fragen, bevor ich wieder fahre. Sie haben ihm heute seine Waffe weggenommen, um eine ballistische Untersuchung zu machen. Er hat eine andere benutzt. Weißt du irgendwas von einer zweiten Waffe?«
    »Nein. Er hatte nur die, die er im Dienst trug. Wir hatten keine anderen Waffen. Nicht mit zwei kleinen Mädchen. Wenn Frankie nach Hause kam, schloß er seine Dienstwaffe immer in einem kleinen Safe im Boden des Kleiderschranks ein. Und nur er hatte einen Schlüssel dafür. Ich wollte nicht mehr Waffen als nötig im Haus haben.«
    Bosch war klar, daß ein Punkt ungeklärt bliebe, wenn sie auf der Feststellung beharrte, daß es keine anderen Waffen außer Sheehans Dienstwaffe gegeben hatte. Frankie könnte trotzdem eine zweite Waffe gehabt und sie vor ihr versteckt haben – an einer Stelle, wo sie nicht einmal das FBI bei der Hausdurchsuchung gefunden hatte. Vielleicht hatte er sie, in Plastik eingewickelt, im Garten vergraben. Oder er hatte sie sich erst zugelegt, nachdem Margie und die Mädchen nach Bakersfield gezogen waren. Dann konnte sie nichts davon wissen.
    »Okay.« Er beschloß, der Sache nicht weiter nachzugehen.
    »Wieso, Harry? Behaupten sie, es war deine Waffe? Machen sie dir Schwierigkeiten?«
    Bosch überlegte kurz, bevor er antwortete.
    »Nein, Margie. Mach dir meinetwegen keine Sorgen.«

31
    D er Regen dauerte den ganzen Montag morgen an, so daß Bosch auf dem Weg nach Brentwood frustrierend schleppend vorankam. Es regnete nicht stark, aber in Los Angeles kann schon ein bißchen Regen die Stadt lahmlegen. Das war etwas, was Bosch immer ein Rätsel bleiben würde. Obwohl Los Angeles eine Stadt war, in der das Leben wie in kaum einer anderen vom Automobil bestimmt war, gab es dort jede Menge Autofahrer, die nicht einmal mit der kleinsten Witterungsunbill zurechtkamen. Er

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