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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hörte beim Fahren KFWB. Es gab erheblich mehr Staumeldungen als Berichte von nächtlichen Unruhen und Gewaltakten. Leider wurde vorausgesagt, daß es bis Mittag aufklaren würde.
    Er kam zwanzig Minuten zu spät zu seiner Verabredung mit Kate Kincaid. Das Haus, aus dem Stacey Kincaid angeblich entführt worden war, war ein weitläufiges weißes Ranchhaus mit schwarzen Fensterläden und schiefergrauem Dach. Die große Rasenfläche davor reichte bis zur Straße hinunter, und die Einfahrt führte am Haus vorbei zu einer Garage. Vor dem überdachten Eingang stand ein Mercedes. Die Eingangstür war offen.
    An der Schwelle rief Bosch hallo und hörte gleich darauf Kate Kincaids Stimme, die ihn aufforderte einzutreten. Er fand sie im Wohnzimmer, wo sie auf einer Couch mit einem weißen Schonbezug saß. Alle Möbel hatten solche Überwürfe. In dem Raum sah es aus wie bei einem Treffen großer, wuchtiger Geister. Kate Kincaid sah, wie sich Bosch umblickte.
    »Beim Auszug haben wir kein einziges Möbelstück mitgenommen«, sagte sie. »Wir beschlossen, alle Brücken abzubrechen. Keine Erinnerungsstücke.«
    Bosch nickte, dann musterte er sie. Sie war ganz in Weiß gekleidet, mit einer Seidenbluse, die in einer maßgeschneiderten Leinenhose steckte. Auch sie sah aus wie ein Geist. Die große schwarze Lederhandtasche, die neben ihr auf der Couch lag, schien sich mit ihrer Kleidung und mit den weißen Tüchern über den Möbeln zu beißen.
    »Wie geht’s, Mrs. Kincaid?«
    »Bitte nennen Sie mich Kate.«
    »Dann also Kate.«
    »Danke, gut. Besser als seit langer, langer Zeit. Und Ihnen?«
    »Es könnte besser sein, Kate. Ich hatte eine schlimme Nacht. Und ich mag nicht, wenn es regnet.«
    »Das tut mir leid. Sie sehen aus, als hätten Sie nicht geschlafen.«
    »Hätten Sie was dagegen, wenn ich mich erst ein bißchen umsehe, bevor wir uns unterhalten?«
    Er hatte einen unterzeichneten Durchsuchungsbefehl für das Haus in seinem Aktenkoffer, aber er wollte ihn noch nicht herausholen.
    »Aber bitte, tun Sie sich keinen Zwang an. Sie finden Staceys Zimmer am Ende des Flurs. Die erste Tür links.«
    Bosch ließ seinen Aktenkoffer auf dem gekachelten Boden der Diele stehen und ging in die angegebene Richtung. Die Möbel im Zimmer des Mädchens waren nicht abgedeckt. Die weißen Tücher, mit denen alles abgedeckt gewesen war, lagen auf dem Boden. Es sah so aus, als wäre hin und wieder jemand – wahrscheinlich die Mutter des toten Mädchens – hier gewesen. Das Bett war nicht gemacht. Die rosafarbene Tagesdecke und die dazu passende Bettdecke waren zu einem Knäuel verwurstelt – nicht so, als hätte jemand darin geschlafen, sondern eher so, als hätte jemand auf dem Bett gelegen und das Bettzeug an seine Brust gerafft. Bosch hatte kein gutes Gefühl, es in diesem Zustand zu sehen.
    Er behielt die Hände in den Taschen seines Regenmantels, als er sich in die Mitte des Raums stellte und die Sachen des Mädchens ansah. Kuscheltiere und Puppen, ein Regal mit Bilderbüchern. Keine Kinoplakate, keine Fotos von jungen Fernsehstars oder Popsängern. Fast war es, als gehörte das Zimmer einem Mädchen, das viel jünger war, als Stacey Kincaid am Ende gewesen war. Bosch fragte sich, ob die Einrichtung von ihren Eltern stammte oder von ihr, ob sie vielleicht geglaubt hatte, die Schrecken der Gegenwart von sich fernhalten zu können, wenn sie sich an die Dinge aus ihrer Vergangenheit klammerte. Bei diesem Gedanken bekam er ein noch schlechteres Gefühl als beim Anblick des Bettzeugs.
    Er sah eine Bürste auf der Kommode liegen und stellte mit gewisser Erleichterung fest, daß sie Strähnen blonden Haars enthielt. Mit ihrer Hilfe ließe sich gegebenenfalls nachweisen, daß Beweismittel – zum Beispiel aus dem Kofferraum eines Autos – von dem toten Mädchen stammten.
    Er trat ans Fenster und sah es sich genauer an. Es war ein Schiebefenster, und auf dem Rahmen waren noch die schwarzen Flecken zu sehen, die vom Fingerabdruckpulver herrührten. Er entriegelte das Fenster und schob es hoch. An der Stelle, wo es angeblich mit einem Schraubenzieher oder einem ähnlichen Werkzeug aufgestemmt worden war, waren Teile des Holzes abgesplittert.
    Bosch blickte durch den Regen in den Garten hinter dem Haus hinaus. Der nierenförmige Pool war mit einer Plastikplane abgedeckt, auf der sich Regenwasser gesammelt hatte. Wieder mußte Bosch an das Mädchen denken. Er fragte sich, ob sie jemals in den Pool gesprungen war, um zu entkommen und auf den Boden

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