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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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noch sehen, was dabei herauskommt und was Mrs. Kincaid sagt.«
    »Wenn sie redet.«
    »Sie wird reden. Sie kann es kaum erwarten zu reden. Lassen Sie mir den Vormittag mit ihr. Sehen, was dabei herauskommt. Wenn ich keine Verbindung zwischen Kincaid und Elias feststellen kann, dann tun Sie, was Sie mit Frankie Sheehan tun müssen. Erzählen Sie aller Welt, was Sie zu wissen glauben.«
    Darüber dachte Irving ziemlich lange nach, bevor er nickte.
    »Das dürfte vermutlich das Vernünftigste sein. Bis dahin müßte uns auch der ballistische Untersuchungsbericht vorliegen.«
    Zum Zeichen des Danks nickte Bosch. Er blickte wieder durch die offene Tür auf die Veranda hinaus. Es begann stärker zu regnen. Er sah auf die Uhr und merkte, wie spät es schon war. Und er wußte, was er noch tun mußte, bevor er schlafen konnte.

30
    B osch fühlte sich verpflichtet, Margaret Sheehan persönlich aufzusuchen und ihr zu sagen, was Frankie sich angetan hatte. Es tat nichts zur Sache, daß die beiden sich getrennt hatten. Margie und Frankie waren lang zusammengewesen, bevor das hier passiert war. Sie und ihre zwei Töchter hatten zumindest soviel Rücksichtnahme verdient, von einem Freund aufgesucht zu werden, statt die schreckliche Nachricht mitten in der Nacht von einem Fremden am Telefon mitgeteilt zu bekommen. Irving hatte vorgeschlagen, das Bakersfield Police Department zu beauftragen, daß sie jemanden zu ihr schickten, aber das fand Bosch genauso plump und taktlos wie einen Anruf. Er erklärte sich freiwillig bereit hinzufahren.
    Ganz konnte Bosch auf die Dienste der Polizei von Bakersfield jedoch nicht verzichten, und sei es nur, um Margaret Sheehans Adresse herauszubekommen. Natürlich hätte er sie anrufen können, um sich den Weg erklären zu lassen. Aber damit hätte er es ihr gesagt, ohne es ihr zu sagen, ein alter Polizistentrick, um sich die Sache einfacher zu machen. Es wäre feige gewesen.
    In nördlicher Richtung war der Golden State Freeway fast vollkommen leer, denn der Regen und die späte Stunde hatten bis auf diejenigen Autofahrer, die keine Wahl hatten, jeden von den Straßen vertrieben. Die meisten davon waren Fernfahrer, die ihre Fracht in Richtung San Francisco und noch weiter nach Norden brachten oder leer zu den Gemüseplantagen in der Mitte des Bundesstaats zurückkehrten, um eine neue Ladung aufzunehmen. Entlang der Grapevine – dem steilen und kurvenreichen Streckenstück über die Berge im Norden von Los Angeles – standen immer wieder Sattelschlepper, die entweder von der Fahrbahn abgekommen waren oder angehalten hatten, weil ihre Fahrer nicht riskieren wollten, die ohnehin nicht ungefährliche Strecke im strömenden Regen zurückzulegen. Sobald er diesen Hinderniskurs bewältigt und die Berge hinter sich gelassen hatte, kam Bosch wieder schneller voran und konnte sogar verlorene Zeit wettmachen. Er beobachtete, wie sich über dem violetten Horizont im Osten Blitze verästelten. Und er dachte an seinen alten Partner. Er versuchte an alte Fälle und an die alten irischen Witze zu denken, die Sheehan immer erzählt hatte. An irgend etwas, Hauptsache, er dachte nicht an das, was Frankie getan hatte – und nicht an seine eigene Schuld und Unachtsamkeit.
    Er hatte eine selbst zusammengestellte Tonbandkassette dabei, die er im Autokassettenrecorder abspielte. Es waren Saxophonnummern, die Bosch besonders mochte. Er drückte auf den Schnellvorlauf, bis er das Stück fand, das er suchte. Es war Frank Morgans › Lullaby‹. Für Bosch war es wie ein beseelter, süßer Grabgesang, ein Lebewohl und eine Entschuldigung an Frankie Sheehan. Ein Lebewohl und eine Entschuldigung an Eleanor. Es paßte gut zum Regen. Bosch spielte es immer wieder.
    Er erreichte das Haus, in dem Margaret Sheehan und ihre zwei Töchter wohnten, vor zwei Uhr. Die Außenbeleuchtung war noch an, und durch die Vorhänge der vorderen Fenster war ebenfalls Licht zu sehen. Bosch gewann den Eindruck, daß Margie dort drinnen auf seinen Anruf – oder vielleicht auch auf seinen Besuch – wartete. An der Tür zögerte er und überlegte, wie viele Male er schon so einen Besuch gemacht hatte, schließlich klopfte er.
    Als Margie an die Tür kam, wurde Bosch daran erinnert, daß man so etwas nie planen konnte. Sie sah ihn kurz an, und er dachte, sie würde ihn nicht erkennen. Es war schon einige Jahre her.
    »Margie, ich bin’s –«
    »Harry? Harry Bosch? Wir haben doch gerade –«
    Sie verstummte und machte sich ihren Reim. Das taten sie

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