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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Riecher, und das kann ganz schön beängstigend sein. Um das wettzumachen, halte ich nach jedem noch so winzigen Anhaltspunkt oder glücklichen Zufall oder sonst etwas Hilfreichem Ausschau, dessen ich habhaft werden kann.«
    Sie schwieg einen Moment, bevor sie antwortete.
    »Ich weiß durchaus zu schätzen, was Sie für mich tun, Detective. Aber ich mache Ihnen nichts vor. Howard und ich haben tatsächlich nie über Einzelheiten seiner Fälle oder meiner Arbeit für die Polizei gesprochen. Über Einzelheiten nie. Das einzige Mal, wo er mit mir über den Harris-Fall gesprochen hat, war er so vage, daß sich nichts damit anfangen läßt. Aber wenn Sie unbedingt wissen wollen, was er gesagt hat, bitte. Er sagte, ich solle mich gut festhalten, weil er dieses Mal die ganze Polizei und mit ihr ein paar einflußreiche Persönlichkeiten der Stadt auf den Mond schießen würde. Was er damit meinte, habe ich ihn nicht gefragt.«
    »Und wann war das?«
    »Am Dienstag abend.«
    »Danke, Inspector.«
    Bosch stand auf und ging ein wenig auf und ab. Schließlich blieb er am Fenster stehen und blickte auf Anthony Quinn hinaus, der inzwischen im Dunkeln lag. Er sah auf seine Uhr und stellte fest, daß es fast sechs war. Um sieben war er mit Edgar und Rider in der Hollywood Station verabredet.
    »Sie wissen doch, was das bedeutet, oder nicht?« fragte er, ohne sich zu Entrenkin umzudrehen.
    »Was bedeutet es?«
    Er drehte sich zu ihr um.
    »Wenn Elias etwas herausbekommen hat und kurz davor stand, den Mörder – den wahren Mörder – zu identifizieren, dann kann es kein Polizist gewesen sein, der ihn erschossen hat.«
    Sie dachte kurz nach und sagte: »Sie sehen es nur von einer Seite.«
    »Was wäre die andere?«
    »Angenommen, er wollte vor Gericht gehen und dort den wahren Mörder präsentieren. Absolut zweifelsfrei. Das hätte doch die Beweise der Polizei Lügen gestraft, oder nicht? Der Beweis für Harris’ Unschuld wäre gleichzeitig der Beweis dafür, daß ihm diese Polizisten den Mord anhängen wollten. Wenn der wahre Mörder wußte, daß Howard ihm auf die Schliche gekommen war, könnte er es tatsächlich auf ihn abgesehen haben. Aber angenommen, einer der korrupten Cops erfuhr, Howard konnte durch die Überführung des wahren Mörders beweisen, daß er Harris die Tat anzuhängen versucht hatte? Dann könnte er es ebenfalls auf ihn abgesehen haben.«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Für Sie kommen immer nur die Cops als Täter in Frage. Die belastenden Beweise könnten Harris doch schon von jemandem untergeschoben worden sein, bevor die Polizei überhaupt auftauchte.«
    Er schüttelte wieder den Kopf, energischer diesmal, so als wehrte er einen Gedanken ab.
    »Ich weiß schon nicht mehr, was ich sage. Dem Mann wurde nichts untergeschoben. Das ist völlig absurd.«
    Entrenkin sah ihn lange an.
    »Wie Sie meinen, Detective. Aber sagen Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.«
    Bosch ignorierte ihre Bemerkung. Er sah die Kartons auf dem Boden an. Bei dieser Gelegenheit bemerkte er zum erstenmal die Sackkarre, die neben der Tür an der Wand lehnte. Entrenkins Blick folgte seinem.
    »Ich habe den Sicherheitsbeamten angerufen und ihm gesagt, daß wir mehrere Kartons wegschaffen müssen. Er hat sie hochgebracht.«
    Bosch nickte.
    »Schätze, ich schaffe den ganzen Kram mal ins Auto runter. Haben Sie den Durchsuchungsbefehl noch, oder hat ihn Miß Langwiser mitgenommen? Ich muß die Empfangsbestätigung ausfüllen.«
    »Ich habe ihn, und ich habe alle Akten katalogisiert. Sie brauchen nur noch zu unterschreiben.«
    Bosch nickte und ging auf die Sackkarre zu. Da fiel ihm etwas ein, und er drehte sich noch einmal um.
    »Was ist mit der Akte, die wir uns gerade angesehen haben, als Sie heute morgen aufgetaucht sind? Die mit dem Foto drin?«
    »Was soll damit sein? Sie ist in der Schachtel dort.«
    »Na ja, ich meine … äh … was halten Sie davon?«
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Wenn Sie mich fragen, ob ich für möglich halte, daß Howard etwas mit dieser Frau zu tun hatte, würde ich sagen, nein.«
    »Wir haben heute seine Frau gefragt, ob sie es für möglich hielte, daß er eine Affäre hatte, und sie sagte, nein, das wäre ausgeschlossen.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen. Trotzdem halte ich es für ausgeschlossen. Howard war sehr bekannt. Zunächst, er hätte es nicht nötig gehabt, für Sex zu zahlen. Und zweitens war er klug genug, um zu wissen, daß er sich erpreßbar machte, wenn ihn jemand

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