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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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tun, Detective«, fuhr sie fort. »Die meisten Menschen in den Minderheiten-Communities von Los Angeles haben keine Macht, kein Geld, keine Stimme. Sie müssen allein von der Hoffnung auf diese Dinge leben. Und Howard Elias hat für viele von ihnen Hoffnung bedeutet. Ein Symbol der Hoffnung auf den Tag, an dem Gleichheit herrschen und ihre Stimme Gehör finden würde. Auf den Tag, an dem sie vor den Polizisten in ihrer Community keine Angst mehr haben müßten. Wenn man den Menschen die Hoffnung nimmt, entsteht ein Vakuum. Manche Menschen füllen diese Leere mit Wut und Gewalt. Die Schuld daran nur den Medien zu geben ist falsch. Es hat viel tiefer liegende Gründe.«
    Bosch nickte.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Zumindest glaube ich zu verstehen. Was ich sagen will, ist ja nur, daß die Medien keine große Hilfe sind, wenn sie die Dinge aufbauschen.«
    Jetzt nickte auch Entrenkin.
    »Jemand hat die Medien einmal als die Geschäftemacher des Chaos bezeichnet.«
    »Also, damit hat der Betreffende den Nagel auf den Kopf getroffen.«
    »Es war Spiro Agnew. Kurz bevor er zurücktrat.«
    Darauf wußte Bosch keine Antwort und beschloß, das Gespräch zu beenden. Er nahm sein Handy aus der Ladestation zwischen den Sitzen und rief zu Hause an. Als sich nur der Anrufbeantworter meldete, hinterließ er Eleanor eine Nachricht, sie möchte ihn bitte zurückrufen. Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, daß er sich Sorgen machte. Er rief die Auskunft an und ließ sich noch einmal die Nummer des Pokerzimmers im Hollywood Park geben. Er wählte die Nummer, verlangte Jardine, den Sicherheitsbeamten, und wurde durchgestellt.
    »Jardine.«
    »Hier ist Detective Bosch von gestern abend. Ich –«
    »Sie ist nicht aufgetaucht, Chef. Zumindest nicht in meiner –«
    »Sparen Sie sich den Quatsch, Chef. Sie hat mir erzählt, daß Sie beide sich aus dem Flamingo kennen. Ich kann verstehen, wie Sie sich verhalten haben – ist völlig in Ordnung. Aber ich weiß, daß sie gerade wieder da ist, und ich möchte, daß Sie ihr was ausrichten. Sagen Sie ihr, sie soll mich auf dem Handy anrufen, sobald sie eine Pause macht. Sagen Sie ihr, es ist dringend. Haben Sie das verstanden, Mister Jardine?«
    Bosch betonte das Wort Mister, damit Jardine vielleicht merkte, es war ein Fehler, dem LAPD dumm zu kommen.
    »Ja«, sagte Jardine. »Ich habe verstanden.«
    »Gut.«
    Bosch unterbrach die Verbindung.
    »Wissen Sie, was mir von zweiundneunzig am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist?« griff Entrenkin den Gesprächsfaden wieder auf. »Ein Bild. Ein Foto in der Times. Die Bildunterschrift war etwas in der Art wie ›Vater und Sohn beim Plündern‹, und die Aufnahme zeigte einen Mann, der seinen vier- oder fünfjährigen Sohn aus der zertrümmerten Tür eines Kmart oder so was ähnlichem führte. Und wissen Sie, was die beiden bei sich hatten, was sie geplündert hatten?«
    »Was?«
    »Jeder hatte einen dieser Thigh-Master. Sie wissen schon, diese absurden Trainingsgeräte zur Straffung der Beinmuskulatur, für die damals irgendein Fernsehstar aus den achtziger Jahren im Nachtprogramm Werbung machte.«
    Bosch schüttelte den Kopf über die Hirnrissigkeit dieses Bilds.
    »Sie hatten es im Fernsehen gesehen, und deshalb dachten sie, es wäre wertvoll«, sagte er. »Wie Howard Elias.«
    Sie antwortete nicht, und er merkte, das war daneben gewesen, obwohl er überzeugt war, daß an seiner Bemerkung etwas Wahres war.
    »Entschuldigung …«
    Sie fuhren ein paar Minuten schweigend dahin, bevor Bosch wieder etwas sagte.
    »Wissen Sie, welches Bild ich mit zweiundneunzig verbinde?«
    »Welches?«
    »Ich wurde für den Hollywood Boulevard eingeteilt. Und wie Sie wissen, sollten wir an sich nicht eingreifen, solange niemand körperlich zu Schaden kam. Im wesentlichen hieß das, solange sie sich einigermaßen benahmen, sollten wir die Plünderer einfach gewähren lassen. Das war totaler Schwach – egal, ich war auf dem Boulevard, und ich erinnere mich an eine Menge verrückter Dinge. Die Scientologen umringten ihre Gebäude; sie standen praktisch Schulter an Schulter und waren mit Besenstielen bewaffnet, um sich notfalls zur Wehr zu setzen. Der Typ, der den Army Shop nicht weit von der Highland hatte, war in voller Kampfmontur, mit einem Gewehr über der Schulter. Er marschierte vor seinem Laden auf und ab, als schöbe er in Benning Wache … Die Leute drehen einfach durch, die guten wie die bösen. Plötzlich ist der Tag der Heuschrecken

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