Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
Kleinigkeit zu einem endgültigen fatalen Irrtum entwickelte. Jeder, der eine Weile geflogen war, hatte solche Geschichten gehört und hatte Respekt für diese Gefahr. Von all den Risiken, die das Reisen über unvorstellbare Entfernungen bei unberechenbaren Geschwindigkeiten mit sich trug, war der schlimmste Alptraum für die meisten Piloten der sogenannte Einbahnsprung – ein Sprung also, bei dem man nie wieder aus dem Hyperraum kam. Selbst Han und Chewie überließen das komplizierte Geschäft, einen Motivator neu zu trimmen, den Profis und neideten ihnen auch die saftigen Gebühren nicht, die sie dafür bezogen.
Aber auf diese Weise sah sich Luke auf dem Wege nach Lucazec elf Tage lang auf engstem Raum mit Akanah eingesperrt – etwas, worauf er nicht vorbereitet war. Nach Monaten der Isoliertheit fiel es ihm schwer, sich an einen so nahen Kontakt mit irgendjemandem zu gewöhnen. Luke fragte sich, wie er es wohl ertragen hätte, wenn Akanah nicht mit solcher Bereitwilligkeit Kompromisse eingegangen wäre.
Sie drängte ihm ihre Konversation nicht auf, weder Smalltalk noch ernste Gespräche. Sie vermittelte ihm auch nicht das Gefühl, beobachtet zu werden, oder dass sie darauf wartete, dass er irgendetwas tat. Ohne dass er sie je darum zu bitten brauchte, ließ sie ihm die einzige Privatsphäre, die unter den gegebenen Umständen möglich war – eine Privatsphäre für Bewusstsein und Herz. Sie vermied es, unaufgefordert dort einzudringen und verbarg ihre eigenen Bedürfnisse und ihre Neugierde in so vollkommenem Maße, dass sie eher wie vertraute alte Freunde als Fremde wirkten.
Ihrem Vorschlag folgend führten sie einen Wachplan ein, der es ihnen ermöglichte, an den entgegengesetzten Enden des Tages zu schlafen, so dass keiner von ihnen in eine vom anderen noch warme Koje zu klettern brauchte. Die Gewissheit, dass jemand wach war, während sie ausruhte, schien ihr willkommen, und dass diese Regelung die gemeinsam verbrachte Zeit auf wenige Stunden zweimal am Tag beschränkte, schien ihr nichts auszumachen.
Akanah musste es wohl gewohnt sein, alleine zu sein, dachte Luke. Sie beherrschte, wie es schien, die Kunst, die Zeit in Bewegung zu halten, ohne dass dabei rastlose Bewegung aufkam. Sie las aus einem abgewetzten alten Datapad, meditierte auf der Andruckliege des Copiloten und studierte die Bedienungsanleitung und die Systemhandbücher des Adventurer mit minutiöser Gründlichkeit.
Manchmal suchte auch sie die Einsamkeit. Akanah praktizierte ihre Fallanassi-Rituale schweigend hinter den Vorhängen der Schlafkabine und schlüpfte nur dann in ihre enge Monohaut, um gymnastische Übungen zu machen, wenn Luke in dem mit Reißverschlüssen verschlossenen Schlafsack in seiner Koje lag. Sie ging in ihrer Höflichkeit so weit, dass sie ihn ostentativ ignorierte, als er diese beiden Aktivitäten entdeckte, und enthob ihn damit der Notwendigkeit einer Entschuldigung und sich selbst der der Erklärung.
Die Mahlzeiten nahmen sie gemeinsam ein und bedienten sich dabei zweimal täglich Akanahs bescheidener Vorräte an stabilisierten Lebensmitteln – meist lange abgelaufene imperiale Expeditionsverpflegung, ein unübersehbarer Hinweis auf Akanahs verzweifelt knappen Finanzen. Aber selbst bei den Mahlzeiten kamen keine gehaltvollen Gespräche auf. Jedenfalls nicht bis kurz vor Ende der Reise, als man Lucazec bereits durch die Sichtluke erkennen konnte, und der Anlass ihrer Reise sie zu sehr beschäftigte, als dass sie ihn weiter hätten ignorieren können.
»Noch sechzehn Stunden«, sagte Luke und riss einen Beutel mit braunem Fleischbrot von Noryath auf. »Ich hasse dieses Warten. Ich würde am liebsten wieder in die Koje kriechen und schlafen, bis der Autopilot zu fragen anfängt, ob wir auf Orbit gehen oder landen wollen.«
»Wenn ich der Ansicht wäre, dass dies das Ende unserer Reise und nicht nur das Ende des Anfangs wäre, dann wäre mir vermutlich genauso zumute«, sagte Akanah und nahm einen kleinen Schluck aus ihrer Flasche mit bitterem Paweisaft.
»Könnte es deiner Ansicht nach sein, dass die Fallanassi nach dem Krieg zurückgekehrt sind?«
»Nein«, sagte Akanah. »Weißt du, das Imperium hat nicht nur unsere Macht begehrt, sondern uns auch gefürchtet. Sie sind nicht einfach mit schussbereiten Waffen heruntergekommen, um uns zusammenzutreiben, wie sie es bei so vielen anderen Völkern getan haben, die sie versklavt haben…«
»Ja, ich habe auch mit ansehen müssen, wie sie arbeiten. Aber woher
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