Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
glaube, ich bin nie ganz gewesen«, sagte Luke und wandte sein Gesicht von ihr ab. »Ein Sturm hat die einzelnen Stücke meines Lebens verstreut, ehe ich auch nur den Versuch machen konnte, das Puzzle zusammenzusetzen. Und jedes fehlende Stück, das auftaucht, verändert das Bild wieder völlig. Ich war zuerst alleine, und dann war da Leia – meine Schwester. Ich war eine Waise, und dann war da Anakin – Vader – mein Vater.«
Er lachte in sich hinein. »Ich wollte zur Schule gehen, bloß um von der Farm wegzukommen. Und dann kam der Lehrmeister meines Vaters zu mir und lehrte mich die Geheimnisse von Kräften, die – ohne dass ich das wusste – in mir ruhten. Ich war der adoptierte Sohn eines Feuchtfarmers und lebte in unmittelbarer Nachbarschaft des Nirgendwo. Und dann gab es ein Lichtschwert und Feinde – die mächtigsten Menschen in der Galaxis –, die meinen Tod wollten.«
Luke drehte sich herum und sah wieder Akanah an. »Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, dieses Bild neu zu malen. Vielleicht ist es das, was mich davon abhält, dir zu glauben. Ich möchte meine Mutter kennen. Darin hast du Recht. Aber vielleicht habe ich auch ein wenig Angst davor. Und das ist eine Empfindung, die ich schon lange nicht mehr verspürt habe.«
»Ich wusste, als ich hierher kam, dass dies ein großer Schock für dich sein würde«, sagte sie. »Aber du musst dieses Stück von dem, was du bist, zurückgewinnen.«
»Ich weiß nicht, wer du bist«, sträubte sich Luke. »Ich weiß nicht, ob auch nur ein Wort von dem, was du gesagt hast, der Wahrheit entspricht.«
»Dann will ich dir ein paar Dinge sagen, von denen du weißt, dass sie wahr sind«, sagte Akanah. »Dein Vater war der Dunklen Seite der Macht verfallen, und du warst gezwungen, den Versuch zu machen, ihn zu töten. Fast wärst du selbst der Dunklen Seite verfallen. Das muss schwer auf dir lasten – die Frage, ob du seine Schwäche in dir trägst.«
»Ich habe die Probe bestanden«, sagte Luke trotzig.
»Hättest du sie auch ohne Leia überlebt?«
Das war eine Frage, auf die Luke Skywalker keine Antwort wusste.
»Vielleicht kannst du deshalb nicht ohne Furcht lieben«, meinte Akanah mit weicher Stimme. »Vielleicht ist das der Grund, weshalb du keine eigenen Kinder hast. Dich muss die Furcht plagen, die Tragödie deiner Familie könnte sich in der nächsten Generation wiederholen. Du musst fürchten, du könntest eines Tages feststellen, dass du bereit bist, deinen eigenen Sohn zu töten, und dass er bereit ist, dich zu töten.«
»Nein…«
»Du musst dich selbst fürchten. Wie könnte es anders sein? Wie könnte jemand anders empfinden, wenn er deinen Weg gegangen ist? Das, was dich mit all den Schrecken von Darth Vaders Herrschaft verbindet, ist eine schreckliche Last. Ist das nicht auch der Grund, weshalb du hier bist?«, fragte sie. »Ist das nicht der Sinn dieses Baus? Es mag ja sein, dass du Anakin Skywalker verziehen hast – aber du weißt auch, dass die Republik Vader die Verbrechen, die er im Dienste Palpatines begangen hat, nie verzeihen kann.«
Luke konnte ihr nicht widersprechen. »Woher weißt du das alles?«, fragte er mit heiserer Stimme.
»Ich habe dich studiert – ehe ich hierher kam. Lange Zeit. Held der Rebellion, Jedi-Meister, Verteidiger der Republik«, sagte sie. »Diese Geschichten hören wir auch auf Carratos. Und in ihnen habe ich all die Dinge gesehen, die ich dir gesagt habe.«
Luke wandte sich wieder halb von ihr ab und schüttelte den Kopf. »Nein, das kann nicht sein. Ich habe diese Ängste vor niemandem ausgesprochen. Vor niemandem.«
Akanah schob sich näher an ihn heran. »Sie stehen in deinen Augen geschrieben und lasten schwer auf deinem Gemüt. Du würdest sie selbst sehen, wenn da nicht die Blindheit wäre, mit der wir alle geschlagen sind, wenn wir in einen Spiegel sehen«, sagte sie. »Aber bedenke, Luke – deine Kraft in der Ausübung der Macht ist nicht nur von deinem Vater gekommen. Die Gabe des Lichts kam von deiner Mutter – und deine Mutter gehörte meinem Volk an. Und deshalb sagt dir dein Herz, dass du mit mir kommen musst.«
Ihre Blicke trafen sich. Luke spürte ihren Blick, wie einen Scheinwerferstrahl, der in die dunklen Winkel seiner Psyche hineinleuchtete. Ihre Stimme entwaffnete ihn. Ihre Worte rissen seinen Schleier herunter. Sie hatte all seine Schilde von ihm genommen, und er war unfähig, sich zu verteidigen, weil sein Bewusstsein offen und ungeschützt vor ihr dalag. Aber das Gefühl
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