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Schwarze Fluten - Roman

Schwarze Fluten - Roman

Titel: Schwarze Fluten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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hölzernen Aktenschränke.
    Wären Cloyce und seine Leute noch im Keller gewesen, so hätte ich sie hören müssen. Die tiefe Stille wies darauf hin, dass sie Victoria Mors befreit hatten und anschließend nach oben gestürmt waren, um einen ahnungslosen Ticker zu erledigen, der nicht wusste, was sich hier gehörte.
    Ich drehte mich nach Timothy um, der brav im Treppenhaus stand, und winkte ihn zu mir. Er sollte direkt neben mir bleiben, damit ich ihn packen und mit mir ziehen konnte, falls es nötig war, rasch in einen Raum links oder rechts zu schlüpfen.
    Lange Flure sind gefährliche Orte. Wenn gut bewaffnete Leute nach dir suchen, gibst du auf der gesamten Strecke ein ausgezeichnetes Ziel ab. Dem Schützen wiederum bieten sich alle Vorteile eines überdachten Schießstands.
    Am besten ist es also, die vor einem liegende Strecke rasch zu überwinden. Allerdings ist es nicht leicht, sich flink und gleichzeitig leise fortzubewegen. Deshalb neigt man dazu, sich auf ein Hochgeschwindigkeitstrippeln einzulassen wie der Kater Sylvester, wenn er Tweety schnappen will. Natürlich schafft er das nie, und wenn man ihn nachahmt, sieht man ziemlich lächerlich aus.
    Ich hob klugerweise den Finger an die Lippen, damit Timothy sich still verhielt. Dann gingen wir Seite an Seite rasch auf den Weinkeller am anderen Ende des Flurs zu. Die Waschküche war der vorletzte Raum auf der rechten Seite, und als wir daran vorbeikamen, sah ich, dass ihre Tür offen stand. Ich hatte sie zugemacht, was bedeutete, dass der Suchtrupp hier gewesen und wieder verschwunden war.
    Auch die Tür zum Heizungsraum war offen, aber bevor wir sie ganz erreicht hatten, trat Jam Diu heraus. Er pflanzte sich vor uns auf und richtete seine Schrotflinte auf mich.
    Meine Pistole zielte auf den Betonboden. Verwunden konnte ich meinen Gegner also nur mit einem kalkulierten Querschläger, wie ihn nicht einmal Annie Oakley sich zugetraut hätte.
    »Fallen lassen!«, befahl Jam Diu scharf, während wir stehen blieben.
    Es bestand kein Zweifel, dass er den Abzug der Flinte betätigen und uns mit Schrot durchsieben konnte, bevor ich es schaffte, die Beretta zu heben und abzudrücken. Wenn ich die Waffe jedoch fallen ließ, waren wir auf jeden Fall erledigt. Dann steckte man Timothy wieder in seinen Kerker, und wenn Cloyce nichts Schlimmeres einfiel, würde er mich zumindest aufschlitzen wie die Frauen im Keller des Mausoleums und mich zu ihnen legen, obwohl ich eigentlich das falsche Geschlecht hatte.
    »Fallen lassen, hab ich gesagt! «, erinnerte mich Jam Diu, a ls dächte er, ich hätte die kürzeste Aufmerksamkeitsspanne der Welt.
    »Tja«, sagte ich.
    Er runzelte die Stirn. »Ist das etwa meine Beretta?«
    Eine Unterhaltung war immer besser, als sich gegenseitig zu beschießen. Schließlich wusste man nie, ob selbst die unangenehmste Konversation nicht eine positive Wendung nehmen konnte.
    »Ja, Sir. Das stimmt. Es ist Ihre Beretta.«
    »Du hast meine Beretta gestohlen?«
    »Nein, Sir. Ich bin kein Dieb. Ich hab sie nur geborgt.«
    »Das ist eine wunderbare Pistole«, sagte er mit rauer Zuneigung. »Ich liebe sie.«
    »Also, ehrlich gesagt, ich mag Schusswaffen eigentlich gar nicht. Aber so, wie es in letzter Zeit gelaufen ist, hab ich gedacht, ich brauche früher oder später eine. Jetzt zum Beispiel.«
    »Du bist in meine Wohnung eingebrochen«, sagte er, sichtlich gekränkt, dass ich so wenig Achtung vor seiner Privatsphäre hatte.
    »Nein, Sir. Ich habe einen Schlüssel verwendet.«
    »Constantine ist ein verfluchter Idiot.«
    »Die Meinung hat Mr. Sempiterno heute auch schon geäußert.«
    »Wie ist er bloß auf die Idee gekommen, dich und diese … diese Frau hierher zu holen?«
    Ich verriet ihm eine meiner Haupttheorien: »Unterbewusst hat er das Ganze vielleicht satt und will es irgendwie zu Ende bringen.«
    »Komm mir bloß nicht mit irgendwelchem freudianischen Schwachsinn, du Trottel. Auf so was stehe ich gar nicht.«
    »Mag sein, aber da wäre auch noch die Tatsache, dass Annamaria unheimlich überzeugend wirkt.«
    »Ich finde dieses Miststück absolut nicht überzeugend.«
    »Nichts für ungut, Sir, aber Sie haben noch nicht mit ihr gesprochen. Geben Sie ihr eine Chance, dann werden Sie schon sehen!«
    »Leg die Pistole schön langsam und vorsichtig auf den Boden.«
    Da er die Waffe als sein Eigentum erkannt hatte, sollte ich sie nicht mehr einfach fallen lassen. Offenbar hingen selbst extrem reiche Unsterbliche sehr an ihrem Kram.
    »Tja«, sagte

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