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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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geworden.«
    »Und was passiert, falls einer von Ihnen sterben sollte? Was geschieht dann mit dem anderen?«
    Majeur zog einen goldenen Trauring vom Ringfinger seiner linken Hand und balancierte ihn nachdenklich auf den Spitzen seiner schlanken Finger. »Wenn man den ersten Schritt auf einem Weg getan hat, Seňor, ist einem oft nicht klar, was einen am Ende erwarten könnte. Ich glaube, das muß so sein, um einen Menschen voranzutreiben.«
    Das Sonnenlicht spiegelte sich auf dem goldenen Ehering, während Majeur gemächlich damit spielte. »Das Leben besteht in der Hauptsache aus Opfern, Sir, kleinen und großen. Manchmal ist eines so schwerwiegend, daß es fast unmöglich ist, sich die Konsequenzen bewußt zu machen.« Er hielt den goldenen Trauring hoch. »Sie sehen diesen Ring, Seňor. Er steht für neun Jahre meines Lebens. Neun Jahre, die mir jetzt wie die Fantasie eines Unbekannten vorkommen.« Er schnippte den Ring hoch. Er flog durch die flimmernde Morgenluft und versank unter der weißgrünlichen Brandung im Sand. »Jetzt hat sich der Traum wie diese Wellen verflüchtigt, und ein anderer ist an seine Stelle getreten.«
    »Ich sage Ihnen was, Majeur«, antwortete Croaker »Es ist verdammt hart, Sympathien für einen Mann zu entwickeln, der einen erpreßt.«
    Der Rechtsanwalt lachte, und Croaker hörte wieder dieses hohe, seltsam feminine Geräusch. »Ich stimme Ihnen zu. Übermäßiger Champagnerkonsum übersäuert nicht nur meinen Magen, er macht mich auch sentimental. Und wie sie offenbar auch mag ich keine sentimentalen Menschen.« Majeur schenkte ihm ein verzerrtes Lächeln. »Aber mein Gefasel weist auf etwas Seltsames hin.« Er zog eine Zigarre hervor, die in eine Aluminiumhülle gewickelt war, und blickte sie einen Augenblick lang an. Dann überlegte er es sich offensichtlich anders und ließ die Zigarre wieder in seinem Smoking verschwinden. »Im Gegensatz zu Ihnen habe ich begriffen, daß sich eine Beziehung zwischen uns entwickelt hat.«
    »Sie gleicht der zwischen Folterer und Gefoltertem.«
    Majeur lachte erneut. »Ich will damit sagen, Seňor, daß sie, obwohl sie kein Anwalt sind, mit Worten umzugehen wissen.« Er rieb die Stelle an seinem Finger, wo sich zuvor der Ehering befunden hatte. »Aber wer kann schon sagen, wer der Folterer und wer der Gefolterte ist?«
    Croaker schwieg einen Moment, weil er sich der Tatsache bewußt war, daß Majeur ihm etwas Wichtiges mitteilen wollte. »Majeur ….«
    »Ich glaube, Sir, daß die Zeit aus uns allen Narren macht.« Majeur schüttelte den Kopf, als würde er versuchen, seinen Kopf von den Nachwirkungen des Champagnergenusses zu befreien. »Zur Sache, Seňor. Wir müssen ein Versprechen einhalten.« Die Pause hatte fatale Konsequenzen. Das zarte Band, das sie noch vor einem Augenblick zu verbinden schien, war zerrissen. »Und wir müssen dieses Subjekt erledigen, bevor wir uns ins Bett legen können.«
    Majeur öffnete seine Aktentasche und zog einen kleinen hellbraunen Umschlag, zwei zusammengefaltete Skizzen und ein Bündel von Papierblättern hervor, die von einer weißen Klammer zusammengehalten wurden. Er reichte Croaker die Unterlagen.
    Die Papierblätter waren mit einfachem Zeilenabstand auf der Schreibmaschine geschrieben worden, der Umschlag enthielt ein Dutzend Schwarzweißfotos. Auf der Rückseite stand jeweils ein Name.
    Die Fotos stammten offensichtlich von Aufnahmen mit einer Überwachungskamera. Es waren grobkörnige Momentaufnahmen, die Personen darauf unscharf, in Bewegung, ohne zu posieren.
    »Es ist alles da, Seňor. Alles, was sie brauchen.«
    Croaker betrachtete das oberste Foto. Er sah einen bemerkenswert jungen Mann mit dichtem pechschwarzem Haar. Der Mann hatte Grübchen und ein entwaffnendes Lachen, und sein Blick war so scharf wie der eines Falken. Er war kein schöner Mann, aber in diesem Fall machte das keinen Unterschied. Sein Gesicht war männlich und in jedem Sinn stark. Juan Garcia Barbacena.
    »Das Objekt hat eine Vorliebe für exotische Speisen, Gewürze, Motorräder und Sex. In diesem Land reist er in einem Konvoi.« Majeur war immer vorsichtig und hätte Barbacenas Namen in der Öffentlichkeit nie ausgesprochen. »Er wird in einem kugelsicheren grauen Rolls-Royce chauffiert. Vor ihm und hinter ihm fahren je zwei schwarze Mercedes-Limousinen. Er hat die ganze Zeit neun Leute bei sich - professionelle Leibwächter.
    Vier fahren die Limousinen, vier passen mit gezückten Waffen auf, einer steuert den Rolls-Royce.

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