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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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das Haus mit dieser Nummer lag.
    Croaker fuhr zu einer Tankstelle und fand im Verkaufsraum ein Regal mit Stadtplänen der Region. Er kaufte einen, zusammen mit zwei billigen Strandhandtüchern, und ging zum Wagen zurück. Er blieb einen Augenblick lang stehen und ließ sich von der Sonne rösten. Noch immer spürte er den Nachhall des Schreckens, den Heitor ihm bereitet hatte.
    Er entfaltete den Stadtplan und suchte von der Stelle, wo er sich befand, den Weg zum Biscayne Boulevard. Und da erinnerte er sich. Pablo Leyes hatte ihm erzählt, daß seine Frau Estrella am Biscayne Boulevard arbeitete. In einer Chemischen Reinigung, die einem Jiffy Tyme gehörte.
    Das News Café hatte vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet. Croaker stand unter der grünen Markise im Schatten und blickte auf das an das Rosa eines Austerngehäuses erinnernde Licht über dem Strand, der hinter dem Ocean Drive lag. Es war zehn nach elf. Ihm blieben keine dreizehn Stunden mehr, bevor er Barbacena ins Visier nehmen mußte. Obwohl es für das Mittagessen noch zu früh war, War das Restaurant alles andere als leer. Langbeinige Models mit Sonnenbrillen, die frühmorgendliche Fototermine hinter sich gebracht hatten, rauchten eine Zigarette nach der anderen, während sie ein Frühstück mit hohem Cholesteringehalt verschlangen. Zwischen den Bissen zogen sie über andere Models her.
    Croaker trug eine olivfarbene Hose, ein blaßgrünes Hemd aus knittrigem Naturleinen und dünne Socken mit weißem Karomuster. Er hatte die Sachen eben in einer nahegelegenen Boutique gekauft. Aber seine Schuhe quietschten immer noch. Sie würden ein paar Tage brauchen, um völlig zu trocknen.
    Als Majeur kam, überquerte Croaker die Straße, während der Anwalt den Lincoln parkte und ausstieg. Er trug einen eleganten dunkelblauen Versace-Smoking. An einem der Satin-Revers war eine weiße Rose angesteckt, deren zerquetschte Blütenblätter mit etwas gefärbt waren, das wie Lippenstift aussah. Die dunkle Farbe erinnerte an getrocknetes Blut. Er ließ seine schmale Aktentasche mit einer Unbekümmertheit gegen die Oberschenkel baumeln, als wollte er sein bevorzugtes Pferd ermuntern, sein Bestes zu geben.
    Das scharfgeschnittene Gesicht hatte nichts von seiner vollen Mahagonifarbe verloren, aber einige Strähnen seines glatten rötlichen Haars klebten an seiner schweißnassen Stirn. Croaker war offensichtlich nicht der einzige, den man um den Schlaf betrogen hatte. Aber die Kleidung paßte nicht zu einem Mann, der angeblich bis tief in die Nacht hinein Informationen über Juan Garcia Barbacena und seinen beeindruckenden Sicherheitsapparat überprüfte. Majeur blickte auf seine goldene Patek Philippe. »Pünktlichkeit sagt viel über einen Mann. Guten Morgen, Sir.«
    »Ich habe nicht den Eindruck, daß der Tag schon begonnen hat«, sagte Croaker.
    »Das wird sich ändern«, entgegnete Majeur. »Ich verspreche es Ihnen.« Seine Augen hatten das leicht wäßriget Aussehen, das man von Menschen kennt, die zuviel getrunken hatten.
    Sie schlenderten über den Strand. Der Sand war glühend heiß.
    »Sie sehen aus, als hätten sie eine harte Nacht hinter sich«, sagte Croaker.
    »Für einige Leute muß man sich einfach in einen Smoking werfen.« Majeur bot Croaker ein mit Schokolade überzogenes Pfefferminzbonbon an und schob sich dann selbst eines in den Mund. »Ich nähere mich traurigerweise einem Alter, wo zuviel Champagner den Magen übersäuert.«
    »Das passiert allen. Aber wenn man jung ist, achtet man nicht darauf.«
    Majeur schien auf diesem Gedanken herumzukauen wie auf dem Pfefferminzbonbon. »Da haben sie recht. Die Zerstörung beginnt schon früh. Die des Körpers und der moralischen Prinzipien - beide leiden unter den Zumutungen des Lebens.«
    Croaker erschauerte leicht, als ihm bewußt wurde, daß der Anwalt über sich selbst sprach. »Der Körper hat die Schwerkraft als Orientierung«‚ sagte er. »Aber was die moralischen Prinzipien angeht ….«
    »Was die moralischen Prinzipien angeht«, vollendete Majeur, »so leiden sie mit jedem Schicksalsstreich. Das Leben ist ein Glücksspiel, Sir, ein sprunghafter Tanz ohne Aussicht auf Erfolg. Dabei ist noch nie etwas dauerhaft Gutes herausgekommen.«
    Croaker hatte das Gefühl, daß sich das Leben für Majeur auf die Beziehung zu einem Menschen reduziert hatte: seinem Klienten. »Haben sie in der letzten Nacht den Spieler besucht?«
    »Ich weiche nie weit von seiner Seite. Er und ich sind fast siamesische Zwillinge

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