Schwarze Heimkehr
einander berührende Herzen aussah, in die Nacht. Er öffnete die Fliegentür und trat ins Haus.
Er sah Horden von singenden Fans, während die Spieler den Ball hin und her kickten. Ein Mann, der von den Aktionen auf dem Bildschirm gefesselt war, saß auf einem großen aufgepolsterten Stuhl. Aus seiner Position konnte Croaker nur den oberen Teil des Kopfes des Mannes über der Rückenlehne sehen. Es schien sich um Pablo Leyes’ kahlköpfigen Schädel zu handeln.
Es roch streng nach Kräutern und Gewürzen, und Croaker erinnerte sich an die Heilmethoden, die Estrella Sonias Freund Nestor, dem ehemaligen Tänzer, hatte angedeihen lassen. Ein Schatten fiel auf die Wand jenseits der geöffneten Küchentür. Er verdunkelte das Foto einer jungen Frau inmitten tropischen Laubwerkes. Kein Zweifel, es zeigte Estrella Leyes im Urwald außerhalb von Asunción. Das wunderschöne Mädchen starrte mit unheimlichem Blick auf den Betrachter, als hätte sie diesen Augenblick schon vorausgeahnt, da ein Fremder ihr Bild ansehen würde.
Normalerweise hätte Croaker sich bemerkbar gemacht Aber irgend etwas stimmte hier nicht. Die offene Haustür die Lautstärke des Fernsehers, die durch die Stille der Straße draußen noch verstärkt wurde, der gespenstische Schatten in der Küche Croaker wurde von dem unheimlichen Eindruck übermannt, daß die flackernden Bilder auf dem Bildschirm ihre angespannte Energie in einen statisch aufgeladenen Raum warfen. Er starrte auf die Rückenlehne des Stuhls.
Croaker erinnerte sich an das erste Mal, als er Psycho gesehen hatte. Gegen Ende des Films gab es eine Szene, wo Marion Crane zur Mansarde des Hauses der Bates hochstieg und den Schaukelstuhl herumdrehte, in dem die mumifizierte Leiche von Norman Bates’ Mutter saß. Bis dahin war man sicher gewesen, daß Mrs. Bates lebte, weil Norman gelegentlich zu ihr gesprochen hatte. In diesem Augenblick offenbarte sich alles: ihr Tod und Normans Wahnsinn.
Nachdem Croaker in Kühlschränken und auf Büroregalen menschliche Köpfe gefunden hatte, bedurfte es keiner besonderen Fantasie, um sich eine weitere Leiche vorstellen zu können, deren erloschene Augen auf ein Fußballspiel starrten. Aber wessen Schatten bewegte sich in der Küche, wenn Pablo Leyes tot war?
Er berührte den Zauberstein in seiner Hosentasche. Als er sich entschlossen hatte, sich zu bewegen, hörte er im selben Augenblick eine Stimme.
»Mr. Croaker. Ein unerwartetes Vergnügen.« Der Stuhl schwang herum, und Pablo Leyes lächelte ihn an. »Nicht erschrecken, mein Sohn.« Er zeigte mit seinem riesigen Daumen über seine Schulter. »Ich habe Ihr Spiegelbild auf dem Bildschirm des Fernsehers gesehen.« Die hektischen Fernsehbilder verzerrten sich auf seiner Glatze zu seltsamen Lichtstreifen, die den Konstellationen an der Decke eines Planetariums glichen.
Croaker entspannte sich und ließ seine Hand baumeln. »Ich hoffe, daß sie mein Eindringen nicht stört, aber ich muß mit Ihnen sprechen.«
Leyes strahlte. »Zum Teufel, mein Sohn, mit einem Anliegen wie diesem sind sie Tag und Nacht willkommen.« Er tätschelte seinen Arm. »Scheint eine Ewigkeit her zu sein, daß ich für irgend jemanden wichtig genug war, mich nach Feierabend zu besuchen.« Er gestikulierte. »Möchten sie einen Drink oder irgendwas anderes? Wir haben noch etwas von Estrellas mörderischer Paella. Sie kann sie Ihnen aufwärmen. Dauert nur eine Minute.«
»Danke, nein. Ich habe sehr wenig Zeit.«
»Bestimmt genug, daß sie sich setzen können.« Leyes wartete, während Croaker sich auf die Armlehne eines billigen Sofas setzte. »Also, was ist so dringend, mein Sohn?«
»Mir fiel ein, daß sie für Southern Bell gearbeitet haben.«
Leyes nickte. »Stimmt. Als Telegrafenarbeiter. Das waren Zeiten, sage ich Ihnen. Ich bin wie ein verdammter Cowboy auf den Masten herumgeritten. Yahoo!«
»Aber sie waren auch Supervisor.«
Der Blick von Leyes’ wäßrigen Augen verdüsterte sich. »So lange ich es aushalten konnte. Und das war nicht besonders lang. Ich habe mit dem verdammten Papierkram nichts am Hut, darauf können sie wetten.«
Croaker beugte sich vor. »Ich brauche ein paar Informationen darüber, wie jemand in das Computersystem von Southern Bell eindringen kann.«
»Als Hacker, meinen Sie?« Leyes verzog das Gesicht. »Zum Teufel, mein Sohn, ich könnte das von hier mit meinem Notebook erledigen.« Er schielte zu Croaker hoch. »Wollen sie meine alte Firma ein bißchen ärgern?« Die Idee schien ihm zu
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