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Schwarze Herzen

Schwarze Herzen

Titel: Schwarze Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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schwächer geworden. Harpyien konnten nur essen, was sie stahlen (oder verdienten, aber hier oben gab es keine Möglichkeit, sich auch nur den kleinsten Krümel zu erarbeiten). Und nein, das war keine Regel, die sie mal für eine Weile außer Acht lassen konnte. Es war ein Fluch. Ein Fluch der Götter, den ihr Volk seit Jahrhunderten ertragen musste. Verhasst wie die Harpyien waren, hatten die Götter sich zusammengefunden und bestimmt, dass keine Harpyie ein Mahl genießen konnte, das ihr aus freiem Willen gegeben oder von ihr selbst zubereitet worden war. Wenn sie es doch versuchten, mussten sie sich aufs Übelste übergeben. Was die Götter damit hatten erreichen wollen? Ihre Vernichtung.
    Stattdessen hatten sie allerdings dafür gesorgt, dass Harpyien von Geburt an lernten zu stehlen. Und fürs blanke Überleben würde selbst ein Engel sündigen.
    Das würde Lysander am eigenen Leib erfahren. Dafür würde sie sorgen. Arschloch.
    Hatte er das geplant, um sie zu foltern?
    In diesem Palast musste Bianka nur ein Wort sagen und das Gewünschte materialisierte sich direkt vor ihr. Ein Apfel – leuchtend rot und saftig. Truthahnbraten – üppig gefüllt und mit knuspriger Haut. Doch nichts davon konnte sie essen, und das brachte sie um. Wortwörtlich, verfluchte Scheiße.
    Zu Beginn hatte Bianka versucht auszubrechen. Mehrmals. Nur leider konnte sie im Gegensatz zu Lysander dem Grausamen nicht einfach von der Wolke springen. Wohin sie auch trat, breitete der Boden sich unter ihren Füßen aus, hart wie Marmor.Alles, was sie tun konnte, war, von einem traumartigen Zimmer ins nächste zu wandern und zu betrachten, wie sich auf den Fresken an den Wänden ganze Schlachten zutrugen. Einmal glaubte sie sogar Lysander entdeckt zu haben.
    Natürlich hatte sie im selben Augenblick „Stein“ befohlen und ein angenehm großer Felsbrocken war in ihrer Hand erschienen. Sie hatte ihn auf Lysanders Abbild geschleudert, aber das blöde Ding war einfach zur Erde gestürzt, statt Schaden anzurichten.
    Wo war er? Was machte er? Hatte er vor, sie auf diese Art umzubringen, trotz seiner Verneinung? Langsam und qualvoll? Wenigstens hatte sie keine Hungerkrämpfe mehr. Jetzt erfüllte sie nur noch ein zittriges Gefühl der Leere.
    Sie wollte ihn abstechen, sobald er ihr wieder unter die Augen kam. Und dann in Brand stecken. Und dann seine Asche auf einer Weide verstreuen, auf der richtig viele Tiere unterwegs waren. Er hatte es verdient, unter mehreren dicken, dampfenden Haufen erstickt zu werden. Wenn er allerdings noch länger wartete, wäre sie diejenige, die verbrannt und verstreut werden würde. Nicht einmal ein Glas Wasser konnte sie trinken.
    Außerdem – Kämpfen war nicht die richtige Art, ihn zu bestrafen. Das hatte sie schon an ihrem ersten Tag hier erkannt. Er ließ sich nicht gern berühren. Also war Berührung die beste Strafe für ihn. Und sie würde ihn berühren. Überall, von Kopf bis Fuß. Bis er sie anflehte, aufzuhören. Bis er sie anflehte, weiterzumachen.
    Sie würde ihn dazu bringen, es zu lieben , und es ihm dann wieder wegnehmen.
    Wenn sie solange durchhielt.
    Im Augenblick konnte sie sich kaum aufrecht halten. Aber warum versuchte sie es überhaupt?
    „Bett“, murmelte sie mit schwacher Stimme. Direkt vor ihr erschien ein großes Himmelbett. Seit ihrer Ankunft hier hatte sie nicht geschlafen. Normalerweise machte sie es sich auf einem Baum gemütlich, aber jetzt hätte sie es nicht nach oben geschafft,selbst wenn die Wolke damit vollgestanden hätte. Also ließ Bianka sich auf die dicke Matratze plumpsen, spürte die samtene Tagesdecke weich an ihrer Haut. Schlafen. Sie würde ein kleines bisschen schlafen.
    Schließlich hielt Lysander es nicht länger aus. Neun Tage. Er hatte neun Tage lang durchgehalten. Neun Tage, in denen er ununterbrochen über die Frau nachgedacht und sich gefragt hatte, was sie tat, woran sie dachte. Ob ihre Haut so weich war, wie sie aussah.
    Das konnte er nicht länger ertragen. Er würde nach ihr sehen, das war alles. Er würde vor Ort herausfinden, was sie machte. Dann würde er sie wieder allein lassen. Bis er sich unter Kontrolle hatte. Bis er aufhörte, an sie zu denken. Aufhörte, sich nach ihrer Nähe zu sehnen. Irgendwann musste ihr Unterricht beginnen.
    Auf und ab glitten seine Flügel, als er auf seine Wolke zuflog. Sein Herzschlag war ein wenig … seltsam. Schneller als sonst. Ein bisschen spürte er ihn sogar an seinen Rippen. Außerdem schoss ihm das Blut wie

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