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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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rumkreischst wie eine Schwuchtel.«
    Pinn. Wie er Pinn hasste. Von all den Männern und Frauen und kleinen Pelztieren, die ihn verspotteten und demütigten, war Pinn am schlimmsten. Nun ja, außer dem Kater. Pinn war ihm immer noch lieber als der.
    »Was gibt’s denn da nachzudenken? Schieß ihn einfach ab!«, schrie Harkins. Er verdrehte sich in seinem Sitz und versuchte, seinen Verfolger ausfindig zu machen.
    Keine Spur von ihm. In so einem Unwetter war es schwer, überhaupt etwas zu sehen. Wahrscheinlich war die Equaliser ohnedies irgendwo in seinem blinden Fleck. Er zog die Maschine steil nach oben und rollte
nach Steuerbord. Ein paar vereinzelte Kugeln folgten ihm durch den Regen.
    »Pinn? Pinn? Hör auf, dir den fetten Arsch zu kratzen, und hilf mir!«
    Ein dumpfes Krachen ertönte, und der Widerschein von Flammen erhellte das Windglas seines Cockpits. Er schaute sich um und sah die erblühende Blume einer Explosion in der Luft, gelb vor der Nacht. Die Skylance schoss an ihm vorbei, ihr Pilot jauchzte trumphierend.
    »Macht fünf für mich!«, rief Pinn. »Wie viele hast du schon erwischt, hm?«
    Harkins sank in seinen Sitz zurück und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Sein Herz trat ihm gegen die dünnen Rippen, und die Galle war ihm gefährlich hoch gekommen.
    »Drei, glaube ich«, sagte er matt.
    »Hah!«
    Es interessierte ihn nicht im Geringsten, wie viele Maschinen er abgeschossen hatte. Ihn interessierte nur, dass er noch atmete. Sein Leben war im Grunde genommen eine erbärmliche Angelegenheit; er huschte durch die Schatten anderer Männer, von allen ignoriert und verlacht. Und trotzdem klammerte er sich mit aller Macht daran fest. Der Tod war noch furchteinflößender als das Leben.
    Blitze flammten auf und rissen das Moor unter ihm aus der Dunkelheit. Harkins suchte den Himmel nach potenziellen Gefahren ab. Er sah jedoch nur das buntscheckige Durcheinander der Flugzeuge, aus denen das Begleitjäger-Geschwader der Storm Dog bestand.
    »Die Delirium Trigger zieht sich zurück!«, schrie Pinn plötzlich. »Schau! Dracken haut ab, diese feige Schlampe mit ihrer Kreidevisage!«

    Harkins legte sich in die Kurve, bis die Fregatten in seinem Blickfeld auftauchten, und sah, dass Pinn recht hatte. Die Delirium Trigger hatte sich von der Storm Dog gelöst und stieg zu den Wolken hinauf. Ihre Gegnerin machte keine Anstalten, sie zu verfolgen. Beide Schiffe waren zerbeult und lädiert, Rauch und Flammen leckten aus ihnen hervor. Die Equaliser verstreuten sich über die Ebene; sie rasten in verschiedene Richtungen, zweifellos um sich an einem vorher festgelegten Ort mit ihr zu treffen.
    Bei dem Anblick legte sich ein breites Lächeln auf Harkins’ Gesicht. Die Schlacht war vorbei! Er hatte sie überlebt!
    »Käpt’n! Käpt’n, haben Sie das gehört?« Keine Antwort. »Jez?«, erkundigte er sich zaghaft. Seine Stimme wurde weicher.
    »Jez? Jez?«, äffte ihn Pinn mit säuselnder Stimme nach. »Die hören dich nicht. Wahrscheinlich haben sie ihre Ohrclips abgenommen. Haben’s wahrscheinlich satt, einen erwachsenen Mann kreischen zu hören.«
    Harkins biss sich auf die Lippe. Geh nicht darauf ein. Das will er doch nur. Aber es tat dennoch weh.
    Früher einmal war er Marine-Flieger gewesen, und er hatte ebenso starke Nerven gehabt wie alle anderen. Was, wenn Jez ihn damals kennengelernt hätte, in Uniform und stolz? Er war zwar schon immer linkisch und reizbar gewesen und hatte sich in seiner Haut nie so recht wohl gefühlt, aber damals war er noch so was wie ein richtiger Mann gewesen. Zumindest bis die ersten seiner Kameraden in den Aerium-Kriegen gestorben waren. Bis er zum ersten Mal und dann noch zwei weitere Male abgeschossen worden war. Bis sich die wundersamen Rettungen zu summieren begannen.

    Wäre Harkins ein Optimist gewesen, hätte er sich für einen glücklichen Menschen halten können. Er hatte Dutzende von Luftkämpfen überlebt und war aus Bredouillen herausgekommen, in denen seine Kameraden den Tod gefunden hatten. Aber er war kein Optimist. Stattdessen fragte er sich besorgt, wie viel Glück ihm wohl noch blieb, und wann es ihn endlich im Stich lassen würde.
    Heute aber nicht. Heute nicht.
    Fliegen war das Einzige, was er konnte, aber wenn es nach ihm ginge, würde er nie mehr kämpfen. Er wollte nichts als ein eigenes Flugzeug und den weiten blauen Himmel als Tummelplatz. Um bis in alle Ewigkeit darin herumzusegeln. Dort würde es niemanden geben, der dafür sorgte, dass er sich

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