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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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doch nicht Jez. Sie sah seltsam aus. Ihr ohnehin schon blasses Gesicht war noch blasser geworden. Die Haare hingen schlaff herab, die Augen waren dunkel, die Lippen zu einem Zähnefletschen verzogen. Etwas Animalisches in der Art, wie sie sich bewegte: leicht geduckt. Wild.
    Der Imperator richtete sich auf. Die Kugeln hatten ihn nicht verletzt. Jez drückte erneut auf den Abzug, aber die Waffe war leer. Sie warf sie weg, und dabei flimmerte sie. Im einen Moment war sie dort, im nächsten einen halben Meter weiter links, und dann wieder an der vorherigen Stelle. So schnell, dass es eine optische Täuschung sein konnte. Aber Crake sah es.
    Ich wusste es, dachte er. Ich wusste es die ganze Zeit.
    Des Imperators Gewalt über Crakes Geist war schwächer geworden. Die Paranoia, der namenlose Schrecken schrumpften auf ein erträgliches Maß. Er kannte dieses Gefühl des Schreckens, das der Imperator ihm einflößte, stellte er in einem entlegenen, rationalen Teil seines Bewusstseins fest. Auf eine seltsame Art war es ihm vertraut. In einem geringeren Grad war er schon früher darauf gestoßen, bei seinen Experimenten. Es war das Gefühl, nah
an etwas Falschem zu sein. Die instinktive Reaktion des Körpers auf etwas, was nicht von dieser Welt war.
    Was ist das für ein Mensch?
    Der Imperator wich vor Jez zurück, die Klinge in der Hand. Frey kroch dankbar davon und kauerte sich in ein neues Versteck. Jez schlich sich näher an den Imperator heran, den Blick auf ihn gerichtet. Körperlich hatte sie sich nicht verändert, aber ihr Erscheinungsbild war anders. Anstelle einer zierlichen Frau in einem ausgebeulten Overall sah Crake jetzt etwas Furchterregendes vor sich. Etwas Unmenschliches, Fremdes. Ein Geschöpf, das die Gestalt ihrer Navigatorin trug.
    Der Imperator hatte Angst von ihr, seine dunkle Erhabenheit war geschwunden. Er hob das Messer, als sie näher kam. Dann, als sie nah genug war, stürzte er sich auf sie.
    Jez flimmerte. Auf einmal schien sie an drei Orten zugleich zu sein: vor ihm, neben ihm, hinter ihm, und sie flirrte binnen eines Lidschlags von einer Position zur nächsten. Der Stoß des Imperators ging ins Leere; Jez sprang ihn von links an, ihre Hände umfassten das maskierte Haupt. Ihr Gewicht warf ihn nieder. Sie schlug seinen Schädel zweimal auf den Boden, das zweite Mal begleitet von einem grotesken Knacken. Dann riss sie ihm den Kopf ab.
    Die Wirkung trat unverzüglich ein. Es war, als hätte die unsichtbare Hand, die ihn gepackt und ihm die Brust zusammengedrückt hatte, plötzlich losgelassen. Er keuchte wie ein Ertrinkender, der an die Oberfläche kam. Neben ihm schien Silo eine ähnliche Befreiung zu erleben.
    Es blieb auch nicht ohne Wirkung auf Jez. Sie stand auf und taumelte zurück; der Kopf des Imperators baumelte
von einer Hand. In ihrem Gesicht standen Verwirrung, Schock und Furcht. Sie war nicht mehr das wilde Geschöpf, das sie gerade eben noch vor sich gesehen hatten. Jetzt war sie klein und ängstlich. Sie taumelte ein paar Sekunden, dann drehten sich ihre Augen nach oben, und sie stürzte zu Boden.
    Crake hielt sich an einem Träger fest und ließ die Kraft wieder in seinen Körper sickern. Die erstickenden Rauchschwaden wurden mit jedem Moment dicker, aber er atmete sie trotzdem ein und hustete. Es lohnte sich: Er war noch am Leben.
    Frey und Malvery kamen auf die Beine. Sie näherten sich Jez vorsichtig, als wäre sie ein gefährliches Tier, das aufspringen und sich auf sie stürzen könnte. Sie fürchteten sich bereits vor ihr. Sie hatten die andere Seite ihrer Navigatorin gesehen, und nun würde nichts mehr so sein wie zuvor.
    Verdammt, Jez, dachte er. Früher oder später mussten sie’s rausfinden. Aber ich wünschte, sie hätten dich nicht so gesehen. Ich wünschte, du hättest es ihnen vorher gesagt.
    Dann wanderten seine Gedanken zu Bess, die reglos auf dem Schlachtfeld lag, und er rappelte sich hoch, um ihr zu helfen.

EINUNDZWANZIG
Ein Rückzug – Ungewissheiten – Der Deuter – Frey gibt nicht nach – Unfreiwillige Landung
    »Schaff ihn mir vom Hals! Schaff mir den Kerl vom Hals!«
    Das Schnattern von Maschinengewehren, und die Nacht war voller Leuchtspurgeschosse, die an Harkins’ Cockpit vorbeizischten. Pausenlos schreiend, legte er sich in die Kurve und tauchte weg, und wie durch ein Wunder blieb er unversehrt.
    »Hältst du jetzt endlich mal die Fresse, Harkins?«, sagte die Stimme in seinem Ohr. »Ich kann nicht nachdenken, verdammt noch mal, wenn du dauernd

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