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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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waren, hatten sie das Schiff wohl aus dem Hangar geholt, um Platz für ein anderes zu schaffen.
    Über so etwas nachzudenken hielt ihn davon ab, über andere Dinge nachzudenken.
    »Gute Idee«, sagte Trinica. »Das mit Crake.« Sie klang müde und lustlos, aber das war immer so, wenn sie deprimiert war.
    Frey ließ die Schultern kreisen. »Wäre schön, wenn wir Bess wieder bei uns hätten, falls wir auf dem Boden kämpfen müssen. Niemand kann Leuten so gut den Schädel eintreten wie Bess.«
    »Komm schon. Es geht nicht um Bess. Auch du vermisst Crake. Gib’s zu.«
    Frey scharrte mit der Stiefelspitze am gefrorenen Boden herum. »Ja«, sagte er. »Jedenfalls weitaus mehr als Pinn.« Er schaute zu ihr hinüber. »Du gehst nicht auf die Jagd nach Grist, solange ich weg bin?«
    »Ich warte auf dich, Darian«, sagte sie. Aber es klang nicht besonders überzeugend, vermutlich, weil sie so müde wirkte. Frey wollte mehr Gewissheit.
    »Trinica.« Er zwang sie, ihn anzusehen. Er wollte ihr klar machen, dass es ihm ernst war. »Ich kann dir doch vertrauen,
oder? Denn wenn du dich noch mal gegen mich wendest …« Er ließ den Satz in der Luft hängen, weil er nicht wusste, wie er ihn beenden sollte.
    »Du kannst mir vertrauen«, sagte sie, diesmal mit festerer Stimme.
    Damit gab Frey sich zufrieden. Sie standen eine Weile schweigend beieinander und beobachteten die Aktivitäten in den Docks unter ihnen. Luftschiffe und Flugzeuge hoben ab, Ingenieure bastelten an Maschinen herum, Vorarbeiter leiteten den Transport schwerer Gerätschaften.
    »All das wird anders sein, weißt du«, sagte sie schließlich.
    Er wusste, was sie meinte. Sie meinte das, was zwischen ihnen war. Sie meinte sich selbst. Nach diesem Spaziergang würde sie auf die Ketty Jay zurückkehren. Sie würde ihre schwarze Kleidung anlegen und auf ihre Haare einhacken, die während ihrer gemeinsamen Zeit gewachsen waren. Sie würde ihre weiße Schminke und ihren grellen Lippenstift auftragen und diese Kontaktlinsen einsetzen, die ihre Augen monströs machten. Sie würde wieder zur Piratenkönigin werden.
    »Es muss nicht so sein«, sagte er unbeholfen.
    »Doch. Ich kann nicht gleichzeitig hier bei dir und dort bei ihnen sein. In dieser Welt ist keine Schwäche erlaubt.«
    Er wandte sich ihr zu und machte eine Handbewegung, die sie von Kopf bis Fuß umfasste. »Das …« Er rang um die Worte. »Das ist keine Schwäche. Wenn du diese Maskerade anlegst und dich in das Obermiststück der Lüfte verwandelt, das ist Schwäche.«
    Sie nickte kaum merklich. »Vielleicht hast du recht«, sagte sie. »Aber ich lebe in einer Welt, in der mich Männer
nach meinem Äußeren beurteilen. Wenn ich so zu ihnen käme, wie ich jetzt bin, sähen sie eine Frau. Trinica Dracken – Kapitänin Trinica Dracken – muss mehr sein als das.«
    Frey verspürte eine Aufwallung von Frustration. Warum musste sie bloß so dumm sein? Wie konnte sie ihm zustimmen und trotzdem die Augen davor verschließen, was er von ihr wollte?
    Im vergangenen Monat hatte er kaum einen Gedanken an jenes hohle Gefühl der Wertlosigkeit verschwendet, das sich auf ihn herabgesenkt hatte. Tatsächlich quälte es ihn nicht mehr – vielleicht, weil er mit dem Versuch, Grist zu schnappen und eine Katastrophe zu verhindern, ausnahmsweise einmal etwas halbwegs Edles und Selbstloses getan hatte. Vielleicht auch, weil er es mit Trinica an seiner Seite getan hatte.
    Doch nun änderten sich die Dinge, und das machte ihm Angst. Er hatte sich daran gewöhnt, sie um sich zu haben. Er wollte nicht, dass es aufhörte.
    Plötzlich verspürte er den Wunsch, sie irgendwie aufzuhalten. Es konnte nicht so enden, mit einem schwachen und bitteren Adieu. Sobald sie fort war, wieder bei ihrer Crew, würde all dies in ihrem Bewusstsein langsam verblassen. Er wollte nicht, dass sie ihn vergaß. Das wäre das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte. Selbst wenn sie ihn zu hassen begann, er konnte es nicht ertragen, vergessen zu werden.
    Er zog seine Handschuhe aus und nahm den silbernen Ring an seinem kleinen Finger ab. Dann hielt er ihn ihr auf der offenen Hand hin.
    »Oh, Darian, bitte«, sagte sie. »Dein Ring? Ist dir mein Wort nicht gut genug? Willst du mich auch überwachen?«

    Das war nicht ganz die Reaktion, die er erwartet hatte. »Ich möchte nur …«, sagte er, doch wie üblich ballten sich die Worte in seinem Mund zusammen, und es kam nicht viel heraus. »Ich möchte, dass du ihn hast.«
    Sie sah ihn seltsam an.

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