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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Versuche, zu seiner Liebsten zu gelangen, mit Absicht durchkreuzen. Wenn es wirklich eine Allseele gab, dann schien sie jedenfalls irgendwas gegen ihn zu haben.

    Unglücklich drehte er sich eine Zigarette. Er erwog, dem Barmann eine anzubieten – es wäre gut, sich mit ihm anzufreunden, weil er ihn später um Drinks anschnorren würde –, aber er hatte nur noch wenig Tabak, und den brauchte er für sich selbst. Er leckte gerade am Papier, als jemand sich in einer Woge starken Parfüms auf dem Barhocker neben ihm niederließ.
    »Hast du auch eine für mich, Fremder?«, fragte sie.
    Sie war mollig, hatte reichlich Rouge aufgelegt und trug ein beängstigend gewaltiges Dekolleté zur Schau. Rotes Haar ergoss sich in Locken über eine leberfleckige Fläche weißer Haut. Ihre Schneidezähne standen leicht übereinander. Sie war mindestens zwanzig Jahre älter als er, kleidete sich jedoch, als wäre sie halb so alt.
    Wie benommen reichte er ihr seine Selbstgedrehte und gab ihr mit einem Streichholz Feuer. Sie nahm einen Zug und lächelte ihn an. Es mochte am Schnaps liegen, aber Pinn hielt sie für das schönste Geschöpf, das er je gesehen hatte.
    »Seltsam und rätselhaft sind die Wege unseres Herzens«, sagte der Barmann weise. Doch niemand hörte ihm zu, also verzog er sich zur anderen Seite des Tresens, wo eine weitere betrunkene Seele eines mitfühlenden Ohres bedurfte.

ZWEIUNDDREISSIG
Plomes Geständnis – Gespräche im Sanktum – Eine Art Abschluss
    Der Sommer hatte Tarlock Cove fest im Griff, und Jez freute sich, die Sonne auf ihrem Gesicht zu spüren. Nach all der Zeit im arktischen Norden war es schön, daran erinnert zu werden, dass nicht jeder Tag feindselig war. Sie stieg auf gewundenen Wegen bergauf, vorbei an Straßen, auf denen das Leben in der Hitze fast zum Stillstand gekommen war. Das ferne Rauschen brechender Wellen wehte zu ihr empor: das Meer, das geduldig gegen die Küste tief unter ihr anbrandete.
    Die Adresse, die Crake beim Käpt’n hinterlassen hatte, erwies sich als ein hohes, schmales Haus, das sich in einer gepflegten Kopfsteinpflastergasse verbarg. Auf dem Weg zur Tür nahm sie sich zusammen. Jetzt, wo sie hier war, war sie nervös. Sie hatte Crake seit jenem Tag auf der All Our Yesterdays nicht mehr gesehen, an dem ihre Manen-Seite die Macht übernommen hatte. Als sie aus der Krankenstube herauskam, war er längst weg gewesen. Sie wusste nicht, was sie von ihm zu erwarten hatte.
    Würde er sie willkommen heißen oder wütend sein? Würde er es ihr übel nehmen, dass sie gekommen war, und ihre Versuche, ihn zur Rückkehr auf die Ketty Jay zu
bewegen, mit Verachtung strafen? Würde er sie verabscheuen, weil sie zum Teil Manin war? Oder würde er ihr – wie sie hoffte – seine Hilfe anbieten? Deshalb war sie schließlich gekommen.
    Ja, sie wollte, dass er zur Crew zurückkehrte, um ihrer aller willen. Ja, sie sorgte sich um sein Wohlergehen und befürchtete, dass er in irgendwelchen Schwierigkeiten stecken könnte. Aber zuallererst brauchte sie sein Fachwissen. Sie trug nämlich einen Dämon in sich, und wer vermochte den auszutreiben, wenn nicht ein Dämonist?
    Wenn jemand ihr helfen konnte, damit zurechtzukommen, was sie war, dann er. Aber sie hatte ihm noch nie von ihrem Zustand erzählt. Er hatte in der Vergangenheit angedeutet, dass er wusste oder zumindest vermutete, was hinter ihren einzigartigen Fähigkeiten steckte. Aber sie war trotzdem nicht mit der Sprache herausgerückt. Und dann, an jenem Tag, als es für alle sichtbar geworden war und sie es nicht länger verheimlichen konnte, beschloss Crake, die Crew zu verlassen. Gerade als sie ihn am meisten brauchte. Gerade als sie ihm gegenüber endlich zugeben konnte, dass sie zum Teil Manin war.
    War es nur ein ungünstiges zeitliches Zusammentreffen? Oder ist er meinetwegen gegangen? Hat er Angst vor mir? Oder Angst davor, worum ich ihn bitten könnte?
    Jez wusste es nicht. Sie hätte schon vor langer Zeit mit ihm reden sollen. Hätte ihn bitten sollen, sie von dem Dämon zu befreien, der sie plagte. Doch stattdessen hatte sie gelitten, weil sie es nicht wagte, ihr Geheimnis zu offenbaren.
    Zumindest in diesem Punkt verstanden sie einander.
    Sie klopfte an die Tür und wartete. Bald darauf hörte sie
Schritte, und die Tür wurde von einem abgespannt aussehenden, korpulenten Mann mittleren Alters mit schütterem Haar geöffnet. Das war Plome, vermutete sie, der Besitzer des Hauses.
    »Ja?«, sagte er und musterte sie mit

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