Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
Vom Netzwerk:
intelligenter machen könnte, weißt du, so dass sie ihrem früheren Ich etwas ähnlicher wäre. Spucke und Blut, das wäre zumindest etwas gewesen. Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich das anstellen soll! Ich weiß ja nicht mal, wie ich sie dort hinein versetzt habe!« Er marschierte jetzt auf und ab, mit wilden Gesten, so erregt, dass er sich kaum noch im Zaum halten konnte. »Und dann dachte ich … ich dachte, was, wenn ich sie wirklich von dort zurückholen würde, wo sie jetzt ist? Wenn ich sie wirklich wiederherstellen würde, und meine hübsche kleine Nichte würde aufwachen, sich ansehen,
diese Metallhände hochheben und erkennen, was sie ist? Kannst du dir so etwas Schreckliches vorstellen? Bis ans Ende ihrer Tage in einer empfindungslosen Metallhülle gefangen zu sein, ihr einziger Gefährte der Mann, der sie dort hineingebracht hat? Es ist … es ist absolut makaber! Genau die Art von Eingriff, die überhaupt erst zu all dem geführt hat!«
    Er brach ab, starrte sie an, und auf einmal geriet der zornige Ausdruck in seinem Gesicht ins Wanken, seine Lippen zitterten, und Tränen schimmerten in seinen Augen. »Ich kann sie nicht zurückholen«, sagte er.
    »Nein«, sagte Jez. »Das kannst du nicht.«
    Er tat ihr leid. Blind vor Schuldgefühlen, verzweifelt darauf aus, die Verbrechen seiner Vergangenheit wiedergutzumachen, wollte er das Unmögliche bewerkstelligen. Aber Bess’ Körper war nicht mehr vorhanden. Er mochte einen Teil von ihr geborgen haben, aber er würde das Mädchen, das er gekannt und geliebt hatte, nie mehr zurückbekommen. Ihre Haut, ihr Haar, ihr Lächeln – sie waren im Grab verwest. Er konnte nur eins tun, nämlich ihre Essenz von dem Gefäß, in dem sie sich befand, in ein anderes übertragen. Und das war ganz und gar keine Lösung.
    Aber er hatte es versuchen müssen. Er hatte sich beweisen müssen, dass es nicht ging, dass es keine Möglichkeit gab, Bess zu retten. Er hatte scheitern müssen, bevor man ihm die Augen öffnen konnte.
    »Es ist nicht so simpel wie Leben und Tod, Crake«, sagte sie. »Das solltest du wissen. Eigentlich bin ich tot. Mein Herz schlägt nicht. Aber ich bin Jezibeth Kyte. Ich bin jetzt ebenso sehr Jezibeth Kyte wie an dem Tag, an dem mich die Manen erwischt haben.« Sie sah Bess an: eine leere Hülle, ihre Essenz dorthin verschwunden, wohin sie immer
verschwand, wenn Crake Bess in Schlaf versetzte. »Alles, was du von deiner Nichte weißt, all die Dinge, deretwegen du sie geliebt hast … sie sind fort. Endgültig fort. Und was in diesem Anzug lebt, ist nicht jenes Mädchen.«
    Tränen hatten zu fließen begonnen. Crake fing an zu schluchzen. Er wischte sich die Nase ab. »Warum erzählst du mir das, Jez?«
    »Weil du die Dinge nicht ändern kannst, Crake. Du musst dir darüber klar werden, dass deine Nichte in jener Nacht gestorben ist. Dieser Golem ist nur eine Erinnerung an sie. Aber er ist nicht deine Nichte. Deine Nichte ist tot.«
    Crake schüttelte den Kopf.
    »Sag es, Crake!«, drängte sie ihn. »Es hat dich jeden Tag ein kleines Stückchen getötet, und das wird erst aufhören, wenn du es akzeptierst.«
    »Sie ist dort!«, beharrte er und zeigte mit einem Finger auf den gepanzerten Anzug. »Ich habe sie dort hinein versetzt! Es ist meine Aufgabe, sie wieder herauszuholen!«
    »Das kannst du nicht!« Jez packte ihn an den Schultern. »Das da, das ist etwas anderes. Es liebt dich, und du musst dich um es kümmern, aber es ist nicht deine Nichte.«
    Crake stöhnte gequält auf und stieß sie weg. Er fuhr herum und fegte ein ganzes Sortiment chemischer Apparate von einem Tisch in der Nähe, dann schnappte er sich das Buch, aus dem er abgeschrieben hatte, und schleuderte es nach Jez. Sie wich mühelos aus.
    »Was weißt du schon? Was weißt du denn davon?«, schrie er sie an. Speichel fleckte seinen Bart, und seine blutunterlaufenen Augen quollen hervor.
    »Ich kenne den Unterschied zwischen leben und tot sein«, sagte sie ruhig. »Besser als sonst jemand, glaube ich.«

    Crake tobte durch das Sanktum, warf alles um, was ihm vor die Augen kam. Als er alles zerschlagen oder durch die Gegend geschleudert hatte, was er in die Finger bekommen konnte, taumelte er wie betrunken gegen die Wand und lehnte dort, schwitzend, mit rotem Gesicht und erschöpft.
    »Sag es, Crake«, wiederholte sie erbarmungslos. »Du kannst sie nicht retten. Du hast nicht die Macht dazu. Sie ist tot. Sag es.«
    »Na schön!«, sagte er. »Sie ist tot! Ich habe sie

Weitere Kostenlose Bücher