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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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dem Grab und Crakes Golem nicht entgangen sein konnte, wusste er, dass sie die Wahrheit niemals erraten würden. Sie war zu schrecklich, zu unglaublich. Es war leichter anzunehmen, dass er den Golem in ihrem Andenken so getauft hatte.
    Als er eingehender darüber nachdachte, gelangte Crake zu dem Schluss, dass sie recht hatten.
    Bess selbst – der Golem Bess – stand etwas abseits, ihren Ball in den massiven Händen, und trat unruhig von einem Bein aufs andere. Sie hatte die Stimmung gespürt und traurige gurrende Laute von sich gegeben, aber er war nicht sicher, ob sie wirklich begriff, was hier geschah. Wenn seine Nichte wirklich in dieser gepanzerten Haut wäre, hätte er bestimmt eine stärkere Reaktion zu sehen bekommen. Schließlich nahm sie an ihrer eigenen Beerdigung teil. Aber sie verhielt sich nicht viel anders, als man es vielleicht von einem treuen Hund erwarten würde.
    Der warme Wind kräuselte das Gras, und die Sonne brach durch die Wolken und ließ große Lichtflecken über die Hügel wandern. Harkins hielt seine Mütze zusammengeknüllt in den Händen. Malverys Kopf war gesenkt.
Jez hatte Tränen in den Augen. Frey und Silo standen ernst und grimmig da. Selbst die in der Nähe sichtbare Ketty Jay war Zeugin des Geschehens.
    Sie ist tot, sagte er sich. Es fühlte sich trotzdem nicht so an, als ob es wahr wäre. Aber auf irgendeiner Ebene hatte sich etwas verändert. Er hatte jetzt das Gefühl, dass er es glauben würde, wenn er es nur oft genug wiederholte. Das war immerhin etwas. Ein Funken Hoffnung.
    Niemand sagte ein Wort. Sie standen einfach da und blickten auf die Gedenktafel. Teilten schweigend die Leere des Todes.
    Nach einer Weile bückte sich Crake und legte ein kleines Spielzeug an den Fuß der Gedenktafel. Eine Puppe, die er in Tarlock Cove gekauft hatte. Bess war immer entzückt gewesen von den Spielsachen, die er ihr schenkte. Meist gab er vor, er hätte sie selbst gemacht, in seinem geheimen Keller. Es war eine Erklärung dafür, was er im Weinkeller ihres Elternhauses Nacht für Nacht trieb. Ihr sehnlicher Wunsch, seine mythische Spielzeugwerkstatt zu sehen, hatte sie dazu gebracht, sich in jener Nacht, die ihr Leben beenden sollte, in sein Sanktum zu schleichen.
    Er hörte das Knarzen und Rasseln von Leder und Metall und spürte, wie Bess neben ihn trat. Sie blickte auf die Gedenktafel hinab. Winzige Lichtpünktchen glitzerten hinter ihrer Gesichtsplatte. Dann bückte sie sich und legte ihren Ball neben die Puppe.
    Crake erstickte ein plötzliches Schluchzen. Er rieb sich mit den Fingerspitzen die Augen und lächelte sie an, so gut er konnte.
    Er legte die Hand auf die kalte Panzerplatte ihrer Schulter und tätschelte sie.

    »Braves Mädchen, Bess«, sagte er.
    Dann wandte er sich von dem Grab ab und stellte sich den mitfühlenden Blicken seiner Freunde. Er holte tief Luft, hob den Kopf und nickte.
    »Ich bin bereit«, sagte er. »Holen wir uns Grist.«

DREIUNDDREISSIG
Viele Aspekte – ›Fingerspitzengefühl ist nicht gerade Bess’ Stärke‹ – Eine Konfrontation
    Sakkan war eine Stadt der Geometrien, nichts als schiefe Ebenen und Winkel. Tief im eiskalten Herzogtum Marduk gelegen, verbarg sie sich weder unter der Erde wie viele Siedlungen im Norden, noch suchte sie Schutz im Windschatten eines Berges. Stattdessen stand sie ebenso unnachgiebig und unverwüstlich da wie das Felsgestein des Plateaus, auf dem sie erbaut worden war. Eine sommerliche Morgendämmerung brach an; dunstige Wolken verstopften einen trüben, entfärbten Himmel. Kein Wind wehte, und es fiel auch kein Schnee. Die Kälte hing in der reglosen Luft und sickerte wie eine Flüssigkeit in die Knochen.
    Ein Traktor rumpelte tuckernd durch die stillen Straßen, umringt von einer wachsamen Eskorte aus fünfzehn Männern und zwei Frauen. Er zog einen Anhänger mit einem großen, klobigen Gebilde hinter sich her, das sich unter einer Plane verbarg. Die Männer und Frauen bewegten sich schnell, mit raschen Schritten; ihre Blicke zuckten hierhin und dorthin, und die Hände waren nie weit von ihren Schusswaffen entfernt.
    Zeit war hier von entscheidender Bedeutung. Die Nachricht
von der Ankunft der Delirium Trigger und der Ketty Jay würde sich bald herumsprechen. Dann war das Überraschungsmoment dahin. Das durfte nicht sein. Sie mussten ihr Ziel hart und schnell treffen.
    Frey ließ den Blick über die Gesichter seiner Leute schweifen. Harkins war bei den Schiffen geblieben, aber Jez, Malvery, Silo und Crake waren

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