Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)
umgebracht, und sie ist tot und begraben! Bist du nun zufrieden?«
Seine Worte hallten in die Stille, und dann verzog sich sein Gesicht, und er begann zu weinen. Er schlang die Arme um den Körper und rutschte an der Wand herunter, bis er auf dem Boden saß. »Sie ist tot«, wiederholte er.
»Du musst das akzeptieren«, sagte Jez. »Akzeptiere es. Mach es zu einem Teil von dir. Und dann schlag ein neues Kapitel auf.«
»Du hast leicht reden«, murmelte er. Er kam unsicher auf die Beine, das Gesicht hart vor Abscheu. »Ich weiß, warum du hier bist. Ich weiß, worum es dir geht. Du hast einen Dämon in dir, und der soll raus.«
»Nun ja, ich …«
»Nun gar nichts! Denkst du, ich hätte nicht darüber nachgedacht? Die ganze Zeit, in der ich den Verdacht hatte, dass du eine Manin bist? Ich war dein Freund, Jez. Denkst du, ich hätte mich nicht gefragt, ob ich dich heilen könnte?«
Jez hatte ein flaues Gefühl im Magen. »Kannst du?«
»Nein!«, krähte er. »Nein! Niemand kann das! Weil du gestorben bist, Jez! Weil dein Herz nicht schlägt! Ich
könnte diesen Dämon austreiben, aber nur er verhindert, dass du wirklich tot bist. Ohne diesen Dämon bist du bloß eine Leiche. Akzeptiere das! Mach das zu einem Teil von dir!«
Sein gehässiger Ton schockierte Jez, der Hass in seinem Gesicht, die Schadenfreude, mit der er ihre Hoffnungen zunichte machte. Tränen brannten in ihren Augen. Sie rang um Fassung. Sie hatte ihn verletzt, und nun wollte er sie ebenfalls verletzen. Das verstand sie. Aber darum tat es nicht weniger weh.
Kein Wunder, dass er die Crew sofort verlassen hatte, als feststand, dass sie eine Manin war. Vielleicht hatte er diesen Ansporn gebraucht. Er wollte nicht, dass sie ihn um Hilfe bat. Er wollte ihr nicht sagen, dass es keine Hilfe für sie gab. Dass sie dazu verurteilt war, sich langsam in etwas anderes zu verwandeln.
Sie versuchte, sich irgendein Argument einfallen zu lassen, ihn irgendwie davon zu überzeugen, dass er sich irrte. Aber seine Argumentation war unwiderlegbar. Wäre Jez nicht so verzweifelt darauf aus gewesen, sich von dem Eindringling in ihrem Körper zu befreien, hätte sie es vielleicht sogar selbst erkannt. Auch jemand, der nichts über Dämonismus wusste, hätte es sich denken können. Aber genau wie Crake hatte sie geglaubt, was sie glauben wollte, was nötig war, damit sie weitermachen konnte. Und genau wie er war auch sie damit von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Manche Dinge konnte man nicht ändern, so sehr man es sich auch wünschte.
Doch nun, wo sie sich damit abzufinden begann, stellte sie fest, dass die Enttäuschung, der Kummer oder die Seelenqualen, mit denen sie gerechnet hatte, ausblieben. Stattdessen verspürte sie eine trostlose, traurige Resignation.
Den Frieden eines Gefangenen auf dem Weg zum Galgen, im Wissen, dass es keinen Aufschub und keine Fluchtmöglichkeit mehr geben würde. Vielleicht hatte sie tief im Innern immer gewusst, dass es keinen Weg zurück gab.
»In Ordnung«, hörte sie sich sagen. »Ich glaube dir.«
»Gut«, sagte er.
Sie wanderte in dem Raum umher. »Es gibt keine Chance.«
»Keine.«
»Ich bin, wie ich bin.«
»Genau.«
Sie schüttelte sich, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und nickte. »Dann ist es so«, sagte sie leise.
Crake blickte voller Trauer auf die leere Hülle des Golems. »So ist es«, stimmte er zu.
Sie hob den Kopf. »Wir möchten, dass du zurückkommst, Crake.«
Der Dämonist ließ den Blick durch den Raum schweifen, in dem die Trümmer seiner Forschungen herumlagen. »Ja«, sagte er. »Ich bin hier fertig.«
Auf dem Rückweg nach Iktak hielten sie an einem Hang eine kleine Versammlung ab. Es gab nichts zu begraben, also stellten sie einfach nur eine Gedenktafel auf: eine Metallplatte, in die sie mit einem von Silos Schraubenziehern etwas eingeritzt hatten.
Bessandra Crake
geliebte Nichte von Grayther Crake
DJ 138/32–147/32
Die gesamte Crew nahm teil, außer Pinn, der nicht mehr bei ihnen war. Crake war froh darüber. Er hätte nur schwachsinnige Fragen gestellt. Die anderen verstanden es jedoch recht gut. Sie hatten das tote Mädchen nicht gekannt und wussten nicht, warum Crake ihr jetzt die letzte Ehre erwies, obwohl sie schon vor zwei Jahren gestorben war. Aber sie kamen trotzdem und hielten den Mund. Weil er sie darum gebeten hatte. Weil er sie dabei haben wollte, und weil sie seine Freunde waren.
Und obwohl ihnen die Ähnlichkeit zwischen dem Namen auf
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