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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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kümmerten, nahm Frey Grist ins Visier. Aber ein Dutzend Meter war keine leichte Distanz für ihn, und Grist war schnell für einen so großen und schweren Mann. Frey schoss dreimal, aber irgendwie schlüpfte Grist zwischen den Kugeln hindurch, und Frey traf ihn nicht.
    Trinica hatte die Situation nicht so schnell erfasst wie Grist. Überrascht von Freys Anblick, verschwendete sie einen Moment für den Schock. Dann stürzte Grist auf sie zu. Zu spät hob sie ihre Pistole, um auf ihn zu schießen. Er prallte mit ihr zusammen und schlug die Waffe beiseite. Sie rollten zusammen über den Boden, und am Schluss hatte er einen riesigen Arm um ihren Hals geschlungen und drückte ihr seine Waffe an den Kopf. Er rutschte rückwärts, bis er gegen die Barrikade stieß, und blieb dort liegen, wobei er sie als Schutzschild über sich zog.
    Grist grinste. Patt. Schon wieder.
    Diesmal nicht.
    Frey hob seine Pistole und zielte auf Grists Kopf, der ein kleines Stück hinter Trinicas Kopf vorstand. Sie wehrte sich gegen den Griff des Kapitäns, besaß aber nicht seine Kraft.

    In diesem Moment ertönte ein triumphierendes Geheul, das rasch um ein Vielfaches an Lautstärke zunahm. Die Tür öffnete sich. Die Manen kamen herein.
    »Wir müssen weg, Käpt’n«, sagte Malvery.
    Ich könnte sie treffen, dachte er, während er über den Lauf seiner Pistole hinweg zielte. Seine Hand begann zu zittern. Ich könnte sie töten.
    »Wir müssen weg!«, schrie Malvery ihn an, als das Kreischen der Manen noch lauter wurde.
    Riskiere den Schuss, drängte er sich.
    Ihre Blicke begegneten sich. Vielleicht war es pure Einbildung, aber er glaubte, ein Flackern in ihren Augen zu sehen. Einen Riss in der Fassade. Angst. Es hatte eine Zeit gegeben, als es ihr wirklich egal gewesen war, ob sie lebte oder starb. Doch nun hatte sich etwas geändert. Sie wollte leben. Er sah es ihr an.
    Verlass mich nicht. Lass mich nicht sterben.
    Malvery und Silo wichen jetzt zu den Stufen zurück. Die Schreie der Manen hatten eine ohrenbetäubende Tonhöhe erreicht. Er hörte das Klatschen ihrer Füße, als sie in den Raum stürmten. Jeden Moment würden sie um die Ecke des Antriebsaggregats geflutet kommen, um ihn zu verschlingen.
    Riskiere den Schuss oder lauf weg!, befahl er sich. Aber er konnte keines von beidem tun. Er konnte den Blick nicht von ihrem losreißen. In ihren Augen lag eine Sehnsucht, davon war er überzeugt. Reue.
    Ich wünschte, dies wäre anders, sagte sie zu ihm.
    Die Manen kamen in Sicht, eine schmutzige Flut aus Zähnen und Nägeln, und er wusste, es spielte keine Rolle mehr, ob er den Schuss riskierte oder nicht.
    Dann bewegte sich etwas. Sprang wie eine Katze von
einem oberen Gerüst herab und landete direkt im Weg der Manen. Eine Gestalt im Overall mit einem dunkelbraunen Pferdeschwanz. Sie warf den Kopf in den Nacken und heulte. Die Horde blieb wie ein Mann vor ihr stehen.
    Jez.
    Jez, und doch nicht Jez.

ZWEIUNDVIERZIG
Die Einladung – Sprachrohr – Das letzte Gefecht
    Schwester.
    Kameradin.
    Geliebte.
    Der Hurrikan der Freude, der sie empfing, riss sie beinahe mit sich fort. Tausend Stimmen, zur Begrüßung erhoben. Endlich ergab ihr misstönendes Lied einen Sinn. Sie waren nicht mehr furchteinflößend, sondern wundervoll. Sie hießen sie willkommen. Willkommen als eine der ihren.
    In den langen Jahren seit dem Tag ihres Todes hatte sie unablässig gegen den Dämon in ihrem Innern angekämpft. Voller Angst vor der Versuchung, die er darstellte. Voller Angst davor, geschluckt zu werden. Verzweifelt darauf bedacht, die Kontrolle über sich zu behalten.
    Doch als sie die Manen in den Maschinenraum der Storm Dog eindringen sah, als sie sah, wie ihre Leute – ihre Freunde  – von dieser wilden Wut überrollt zu werden drohten, gab sie ihren Widerstand schließlich auf. Diesmal war es keine feindliche Macht, die in ihren Geist eindrang und sie gegen ihren Willen unterwarf. Diesmal war es eine Kapitulation.
    Kraft brandete in ihren Körper. Verwirrung wurde durch
Klarheit der Gedanken ersetzt. Sie sprang von dem Steg, auf dem sie unbemerkt und wie betäubt verweilt hatte, während ihre Freunde Grists Männer niederschossen. Und die Manen machten halt vor ihr.
    Doch diese Manen waren nicht die Horrorgestalten, die sie kannte. Sie sah an Haut, Muskeln und Knochen vorbei zu der Kaskade der Harmonien im Innern, einer Musik, die man in all ihrer wundersamen Finesse sehen und spüren konnte. Jeder Mane war eine Sinfonie für sich, und doch hatten

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