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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)
Autoren: Chris Wooding
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Gewölk.
    Hör nicht auf sie, befahl sie sich. Du gehörst nicht zu ihnen. Du bist ein Mensch.
    Aber ihre Stimmen waren zu furchterregend. Sie musste sich zurückziehen. Gleich darauf war die Trance vorbei.
    Sie glitt jetzt leicht und oft in diesen seltsamen Zustand hinein und wieder aus ihm heraus. Sie hatte gelernt, mit der Flut von Sinneseindrücken fertig zu werden und ihre Faszination zu genießen. Aber die Manen waren immer da, warteten auf sie und lockten sie. Jez hatte Angst vor ihrem Ruf. Sie wusste nicht, ob sie ihm auf Dauer widerstehen konnte.
    Während ihrer abgebrochenen Verwandlung hatte sie
für einen kurzen Moment erlebt, wie es war, eine Manin zu sein. Sie hatte deren Verbundenheit gespürt, die Glückseligkeit ihrer Gemeinschaft. Die Verbindung zwischen ihnen, ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. Danach fiel es ihr schwer, sich nicht einsam zu fühlen. Sie wollten sie haben, nicht um ihr etwas anzutun, sondern um sie bei sich aufzunehmen.
    Deshalb hatte sie Angst. Sich zu den Manen zu bekennen, würde bedeuten, ihre Menschlichkeit endgültig aufzugeben. Eine von ihnen zu werden wäre gleichbedeutend mit Kapitulation. Und sie würde nicht kapitulieren.
    Frey bewegte sich in seinem Sitz, schaute zu Jez hoch und blickte dann wieder auf die Insel vor ihnen. »Da ist sie«, sagte er.
    »Da ist sie«, stimmte Jez zu.
    »Hast du dich mal gefragt, ob auch nur die Hälfte von dem, was man sich über diesen Ort erzählt, wahr ist?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte sie. »Aber die Koalition würde trotzdem lieber Neu-Vardia kolonisieren – auf der anderen Seite der Welt und jenseits des Sturmgürtels – als eine Landmasse, die nur einen angenehmen halbtägigen Flug von ihrer Küste entfernt liegt.«
    »Hmm«, machte Frey. »Kein gutes Zeichen, oder?«
    »Nicht so recht.«
    »Wenn ich gefressen werde, kannst du die Ketty Jay haben, okay?«
    »Das ist ganz reizend von Ihnen. Was ist, wenn Sie zertrampelt oder vergiftet werden oder elendiglich an einer unbekannten Seuche verrecken?«
    Frey warf ihr einen Blick zu. »Warum verschwindest du nicht wieder zu deinen Karten?«
    Sie grinste und salutierte. »Jawohl, Käpt’n!«

SECHS
Die Expedition bricht auf – Regen – Jez übernimmt die erste Wache – Silos Geschichte
    Crake klappte den Mantelkragen nach oben und zog die Schultern gegen die Kälte hoch. Heutzutage schien es immer kalt zu sein. Ob er sich nun auf der Ketty Jay oder außerhalb des Schiffes befand, ihm saß eine Kälte in den Knochen, die nie ganz verschwand.
    Die Wolken über ihm waren eisengrau, und eine arktische Brise aus dem Norden bahnte sich ihren Weg durch den Regenwald. Die Ketty Jay stand auf einer kahlen, felsigen Lichtung, die zu allen Seiten von bewaldeten Bergen umgeben war. Crake stand unter ihrem Heck, die Laderampe lag offen hinter ihm. In der Ferne stürzte ein Wasserfall Dutzende Meter tief von einem Felsrücken. Wenn der Wind richtig stand, konnte Crake sein dumpfes, verdrossenes Brausen hören.
    In der Nähe setzte die Storm Dog zur Landung an. In der Luft lag der beißende Geruch von Aerium-Gas, als sie ihre Tanks entleerte.
    Die Storm Dog war zerfurcht und rechteckig wie ein schwarzer, versteinerter Holzbalken. Ihr Bug war stumpf, ihr Rumpf zernarbt und unregelmäßig geformt, gefleckt von Wolkeneis und Frostbrand. Mit einem kunstlosen
Knirschen sank sie auf ihre Landebeine und ließ sich auf der Lichtung nieder. Die Luft flirrte und kräuselte sich, als sie den letzten Rest ihres Aeriums in einer unsichtbaren Wolke ausstieß, dann schalteten sich ihre Maschinen ab.
    Einen Moment lang herrschte Stille. Eine Ehrfurcht gebietende, lastende Stille. Nur das Pfeifen des Windes übertönte die unablässige Emsigkeit des Wasserfalls. Crake legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und badete im Nichts.
    »Hey, Crake!«, brüllte Pinn aus dem Laderaum. »Fass mal mit an! Die Hälfte davon ist dein Zeug!«
    Crakes Augen öffneten sich flatternd. Die Vögel und Insekten des Regenwaldes, die von der Störung zum Schweigen gebracht worden waren, begannen erneut mit ihrem Gesang. Hydraulik surrte, als die Storm Dog ihre Laderampe öffnete. Der Moment war vorbei.
    Zu kurz. Allzu kurz.
    Die anderen kamen die Rampe der Ketty Jay herunter, beladen mit Rucksäcken und Ausrüstungsgegenständen. Zelte, Waffen, Nahrung und Crakes Dämonisten-Ausrüstung, die sie brauchen würden, wenn sie ihr Ziel erreichten. Bess kam mit einem Arm voll Sachen heruntergestampft und legte sie mit der
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