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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)
Autoren: Chris Wooding
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übertriebenen Sorgfalt eines Kindes zu dem anderen Gepäck. Dann flitzte sie zu Crake herüber – soweit ein gepanzerter Anzug von einer halben Tonne Gewicht flitzen konnte  – und hockte sich vor ihm hin.
    »Gut gemacht«, sagte er und tätschelte ihr die Flanke. »Was für ein hilfsbereites Mädchen du bist.«
    Bess beugte sich vor und schob ihr Gesichtsgitter näher an ihn heran. Lichtpunkte funkelten im Dunkel dahinter.
Augen wie Sterne. Sie gab ein fragendes Gurren von sich: ein ätherischer Laut, nicht von dieser Welt.
    »Mit mir ist alles in Ordnung, Bess. Mach dir keine Sorgen«, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln.
    Bess ließ sich nicht täuschen. Sie streckte eine behandschuhte Hand aus und strich ihm ungeschickt über den Arm. Metall, Kettenpanzer und Leder zerrten ihm den Mantel herunter und rissen beinahe den Ärmel ab. Crake spürte, wie ihm auf einmal Tränen in die Augen stiegen. Er schluckte und nahm den Golem unbeholfen in den Arm. Bess war so groß, dass seine Arme nicht um sie herumreichten. »Mach dir keine Sorgen«, wiederholte er.
    »Hörst du jetzt endlich mal auf, mit deiner Freundin zu flirten, und trägst irgendwas?«, brüllte Pinn von der Laderampe aus, während er wieder hineinging, um einen weiteren Rucksack zu holen.
     
    Sie versammelten sich an einer Stelle zwischen den Schiffen: sechs Mann von der Ketty Jay, sechs von der Storm Dog, darunter auch Hodd. Frey wollte, dass Silo mitkam, und Harkins hatte sich mit großer Begeisterung freiwillig bereit erklärt, mit Bess auf der Ketty Jay zu bleiben. Bess war der Wachhund der Ketty Jay; sie bot die Gewähr dafür, dass niemand außer den Besatzungsmitgliedern mit heiler Haut und sämtlichen Gliedmaßen an Bord gelangte. Aber der Käpt’n brauchte noch jemanden, der nach dem Rechten sah, während sie fort waren, und er ließ Harkins nur zu gern zurück. Falls es eine Schießerei gab, war der Flieger lediglich eine Last, und er hatte bestenfalls einen nervösen Finger am Abzug. Im Regenwald würde er eine Katastrophe sein. Eher schoss er sich in den Fuß, als dass er einen Feind tötete.

    Außer Hodd und Kapitän Grist waren der ausgemergelte, glotzäugige Bootsmann der Storm Dog, Edwidge Crattle, und drei Besatzungsmitglieder namens Gimble, Tarworth und Ucke mit von der Partie. Sie waren ein ziemlich zweifelhaftes Trio, aber Crake hatte kaum etwas anderes erwartet.
    Gimble war ein dünner, finster dreinschauender Bursche, der wenig sprach. Tarworth war ein kleines, übereifriges Milchgesicht. Ucke hatte ein exzentrischeres Äußeres. Er war ein massiger Mensch mit überall hervorquellenden Haaren, und in seinem Mund saßen abstoßend schlechte Zähne in allen Formen, Größen und Winkeln. Als Pinn ein paar rüde Bemerkungen darüber machte, erklärte Ucke der Gruppe, dass es falsche Zähne waren: ein künstliches Gebiss, von ihm selbst angefertigt aus Zähnen, die er bei einer Vielzahl von Wirtshausschlägereien eingesammelt hatte.
    Nachdem sie miteinander Bekanntschaft geschlossen hatten, schulterten sie ihre Rucksäcke, kontrollierten ihre Waffen und machten sich bereit zum Aufbruch.
    »Ihr habt vermutlich eine Menge Geschwätz über Kurg gehört, aber keiner von euch sollte das alles glauben«, erklärte ihnen Grist. »Sicher gibt es hier wilde Tiere, aber wahrscheinlich nicht halb so schreckliche wie in den Geschichten.« Er klopfte Hodd auf die Schulter. »Dieser Mann war dort drin und ist ohne einen Kratzer herausgekommen. Wenn er das kann, sollten wir rumgestählte Hurensöhne das auch schaffen. Was da drin ist, sollte Angst vor uns haben, nicht umgekehrt!«
    Ja, er ist ohne einen Kratzer herausgekommen, dachte Crake. Nur die anderen Mitglieder seiner Expedition sind alle gestorben.

    Crake konnte Hodd auf Anhieb nicht leiden. Frey hatte ihm von seiner ersten Begegnung mit dem Forscher erzählt, und das genügte, um Crake davon zu überzeugen, dass sie es bei ihm mit einem unfähigen Sohn aus reichem Hause zu tun hatten, der sein Leben lang von Vaters Geld gelebt hatte, ohne jeden Kontakt zu den Realitäten der Welt. Crake war selbst unter Aristokraten aufgewachsen und fürchtete sich nicht vor Klischees. Seiner Erfahrung nach erwiesen sie sich meistens als zutreffend.
    Außerdem erinnerte Hodd ihn an sich selbst, und das passte ihm erst recht nicht.
    Crake war auch einmal so gewesen wie er. Ein privilegiertes Leben, durch das Geld seines Vaters vor jedweden Schwierigkeiten geschützt, Umgang nur mit seinesgleichen.
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