Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
Vom Netzwerk:
wie ist das so?«, brachte er schließlich heraus.
    Malvery grinste. »Ehrlich gesagt, mir gefällt’s. Ich hab nicht das Geringste dagegen.«
    »Hmm.«
    Sie tranken beide aus ihren Bechern. Crake argwöhnte, dass da noch mehr im Busch war, aber er würde Malvery nicht die Stichworte liefern.

    »Hör zu«, sagte Malvery. Er beugte sich vor. Die Brille mit den grünen Gläsern saß schief auf seiner breiten Nase, und Rumtröpfchen hingen von seinem großen weißen Schnurrbart.
    Crake wartete. Als Malvery nach mehreren Sekunden immer noch nichts gesagt hatte, sagte er: »Ähm …«
    Malvery hob einen dicken Finger in die Luft, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Weißt du noch …«, sagte er. »Weißt du noch, dass ich dir erzählt habe, was ich getan habe?«
    Er konnte nur eines meinen. Vor etlichen Jahren hatte er in betrunkenem Zustand einen Freund operiert und ihn dabei getötet. Das hatte ihn seine Verdienstquelle, die Frau und seinen gesamten Besitz gekostet.
    »Ja, weiß ich noch«, sagte Crake.
    Malverys Blick verschwamm. »Ich dachte immer … an diesem Tag hätte es zwei Möglichkeiten gegeben.« Er nahm die Rumflasche und hielt sie zwischen sie. »Verstehst du, ich hätte sagen können: ›He, Kumpel, weißt du, wer deinen Freund getötet hat? Diese Flasche in deiner Hand! Bloß weg damit.‹ Und ich wäre trocken geworden. Das wäre vernünftig gewesen.« Er stellte die Flasche ab. »Stattdessen hab ich jedoch einfach noch mehr getrunken. Ich wollte es so. Ich wollte das Ganze verdrängen. Vergessen.«
    Crake betrachtete das hypnotisierende Spiel des Kerzenlichts in der Rundung der Flasche. »Das verstehe ich«, sagte er.
    Malvery wischte sich mit dem Handrücken den Schnurrbart ab. »Lass dir’s gesagt sein: Es klappt nicht.« Er tippte mit einem Finger gegen die Flasche. »Diese Flasche wird dir nicht vergeben, Crake. Das musst du schon selber tun.«

    Crake sah Malvery in die Augen. »Manche Dinge können nicht vergeben werden«, sagte er.
    »Dann können sie auch nicht vergessen werden«, erwiderte Malvery.
    »Vermutlich nicht«, gab Crake zu.
    Malvery lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Du kannst dir also nicht vergeben und du kannst nicht vergessen. Na schön. Was nun?«
    Das verwirrte Crake, und die Wendung des Gesprächs irritierte ihn. »Es gibt kein ›Was nun‹«, sagte er.
    »Aber natürlich. Man lebt doch weiter, oder nicht?«
    Crake zuckte die Achseln.
    »Sieh mal, Kumpel. Du hast mich überredet, nach all diesen Jahren wieder ein Skalpell in die Hand zu nehmen. Wir beide haben Silo gerettet. Weißt du noch?«
    »Natürlich.«
    »Also, ich werde nie wieder der Chirurg sein, der ich mal war, und meine Leber ist immer noch schwärzer als gepökelte Scheiße, aber ich weiß, wie man ein Leben rettet. Vielleicht bleiben mir noch zehn Jahre, vielleicht auch bloß eins, aber in dieser Zeit kann ich vielleicht jemand anderen retten. Zum Beispiel dich.«
    »Was soll das heißen? Dass du rausgefunden hast, wie du wieder Arzt werden kannst? Malvery, du säufst immer noch.«
    »Für mich ist es viel zu spät«, sagte er. »Außerdem bin ich ein verdammt guter Alkoholiker.« Zum Beweis dafür kippte er seinen Rum hinunter, dann drohte er Crake mit dem Finger. »Aber ich bin kein Vorbild für irgendwen. Weshalb willst du diesen Weg einschlagen?«
    »Ich bin nicht dein verdammter Schüler, Malvery«, sagte Crake. »Hier geht’s nicht um dich.«

    Aber Malvery ließ sich nicht beirren. »Du bist ein schlauer Bursche. Umsichtig. Höflich. Du durchdenkst die Dinge. Aber in letzter Zeit bist du ein ziemliches Ekel, wenn du trinkst, mein Freund. Das bist nicht du.«
    Es war lächerlich. Crake hatte das Gefühl, dass ihm eine Predigt gehalten wurde, und das machte ihn wütend. »Und wie lautet die Diagnose, Doc?«, sagte er mit vor Verachtung triefender Stimme. »Wie möchtest du mich kurieren?«
    »Ich hab mich meinen Dämonen gestellt, Kumpel. Du hast mich dazu gezwungen. Jetzt musst du dich deinen stellen.«
    »Was weißt du denn von meinen Dämonen?«, fragte Crake höhnisch.
    Malvery zuckte die Achseln. »Nicht viel, nicht viel. Aber ich weiß, dass es sie gibt und dass sie obendrein auch noch große, hässliche Mistviecher sind. Sonst würdest du nicht die Hälfte deines Lebens im Suff verbringen.«
    »Mehr als die Hälfte«, sagte Crake und schenkte sich nach. »Na und?«
    Malvery musterte ihn einen Moment. »Wie hat sich das angefühlt, als du diese Tür für uns in Ordnung gebracht

Weitere Kostenlose Bücher