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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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war intelligent, und er war in ihr. Keine blinde Kraft der Verwandlung, sondern ein bösartiger Eindringling, der ihre Gedanken kannte und sie in die Knie zwingen wollte.
    Sie hob die Hand vor die Augen und sah sie an. Die Pfeilwunde, die sie auf Kurg davongetragen hatte, hatte sich bereits wieder geschlossen. Es war keine Narbe zu sehen, und ihre Finger funktionierten gut. Früher hatte sie ihre Fähigkeit zur schnellen Selbstheilung als nützlichen Nebenaspekt ihres Zustands betrachtet; jetzt war sie nur ein weiteres Indiz für die Anwesenheit des schrecklichen Wesens in ihrem Innern.
    Ihre Haut fühlte sich nicht mehr wie ihre eigene an. Sie war vergewaltigt worden. Irgendwie musste sie den Eindringling loswerden.
    So kann das nicht weitergehen, dachte sie.
    Jahrelang hatte sie in Furcht vor sich selbst gelebt, hatte sich vor ihren Mitmenschen versteckt und Angst davor gehabt, Freundschaften zu schließen oder an einem Ort zu bleiben. Sie hatte dem unmerklich wachsenden Einfluss der Manen zu widerstehen versucht, hatte gehofft, ihn allein durch Willenskraft zurückdrängen zu können. Sie hatte sich gesagt, dass sie sonst schon längst vernichtet worden wäre.
    Vielleicht stimmte das, vielleicht auch nicht. Aber der Einfluss der Manen wuchs trotzdem. Die Trance-Zustände kamen jetzt immer öfter und befielen sie immer leichter.
    Sie hatte nicht gesiegt. Sie hatte nur die Geschwindigkeit ihrer Niederlage verringert.
    Es muss etwas geschehen, dachte sie. Und zwar bald.

     
    Die Schenke Zum Schlachtblock lag in einer schmuddeligen Durchgangsstraße, eingeklemmt zwischen einer Pfandleihe und einem Hurenhaus. Sie war ein zusammengestoppeltes Wirrwarr von windschiefen Metallblechen und flatternden Planen. Die Fassade kippte nach vorn, als wäre das gesamte Gebäude drauf und dran, betrunken auf die Straße zu fallen. Von der heimtückischen Asche in der Luft verschmutzte Straßenlaternen leuchteten im Dunkeln. Die meisten Passanten trugen Schutzmasken und Schutzbrillen; alle anderen hatten rotgeränderte Augen und einen quälenden Husten.
    Drinnen ersetzte Rauch die Asche als Schadstoff der Wahl. Die Tische und Hocker passten ebenso wenig zueinander wie die Kundschaft. Ein elektrischer Eisenkandelaber hing von der Decke. Durch die Außenwand war das Rattern eines mit Öl betriebenen Generators zu hören.
    Frey schob sich durch die Tür hinein und nahm dabei das Halstuch ab, das er sich um den Mund gebunden hatte. Pinn, Malvery und Crake folgten ihm hustend. Keiner der verhärmt aussehenden Gäste schenkte ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit.
    »Kann mir mal jemand was zu trinken besorgen?«, krächzte Malvery. »Ich hab einen Geschmack im Mund, als wär’s ein Kamin.«
    »Darian Frey!«, rief der Wirt, als er sie hereinkommen sah. »Pest und Verderben! Wie geht’s Ihnen?«
    Frey ging hinüber und schüttelte ihm die Hand. Er hieß Ollian Rusk und war der Eigentümer – massig, fett, ständig verschwitzt und kahl wie ein Ei. Mit einer Schrotflinte auf einem Gestell über dem gepanzerten Tresen versuchte er die Aufmerksamkeit von der größeren abzulenken, die er darunter verborgen hatte.

    »Na, wie läuft’s im Aschenbecher der Welt, Rusk?« Frey grinste.
    »So lala, so lala. Was zu trinken für Ihre Jungs?«
    »Glaub schon. Was empfehlen Sie?«
    »Bier ist am besten, wenn man sich das Zeug in der Luft von der Zunge spülen will.«
    »Dann Bier.«
    »Kommt sofort.«
    Während Rusk das Bier zapfte, ließ Frey den Blick auf der Suche nach bekannten Gesichtern durch den Raum schweifen. In Marlen’s Hook herrschte stets reges Kommen und Gehen. Jede zwielichtige Gestalt, der Frey jemals begegnet war – und das waren nicht wenige –, kam irgendwann einmal hier durch. Doch an diesem Abend hatte er kein Glück.
    »Ziemlich ruhig in letzter Zeit«, sagte Rusk, der seine Gedanken erriet. »Die Marine war hier und hat ihre Nase in alles reingesteckt. Wenn sich so was mal rumspricht, sind die Leute nicht mehr so scharf darauf, hierher zu kommen.«
    »Ist denn gar nichts mehr heilig?«, sagte Frey mitfühlend.
    »Die Marine ist nervös. All diese Geschichten über verschwindende Kolonien in Neu-Vardia. Und dann diese Gerüchte, dass die Sammies dort, wo früher mal Murthia war, Aerium gefunden haben. Jedermann fürchtet, dass sie sich mit einer neuen Marine ausrüsten. Ganz zu schweigen davon, dass die Erwecker angepisst sind, weil der Erzherzog sie in die Schranken zu weisen versucht.« Er stellte die Biergläser

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