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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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an. »Jetzt erzähl nicht, du hast eine Idee, wie das alles zusammenhängt?«
    »Nein. Das hab ich ja versucht rauszufinden.«
    »Und?«
    »Die Kruggers schweigen wie die Sizilianer.« Kreuthner faltete die Karte wieder zusammen. »Wir müssten da mal a Hausdurchsuchung machen.«
    Wallner war nicht abgeneigt. Aber ihm war klar, dass das bei Staatsanwalt Tischler auf wenig Begeisterung stoßen würde. »Abgesehen davon, dass es schwierig sein wird, unser Gefühl Herrn Tischler zu vermitteln …« Er zögerte.
    »Abgesehen davon?«
    »Muss ich Tischler natürlich sagen, dass sich Krugger beim Landrat beschwert hat. Ich möchte nicht, dass er’s selber rausfindet. Ich denke, du verstehst mich.«
    »Ja und?«
    »Damit kriegt der Fall für Tischler eine politische Dimension. Das bedeutet, er will Gewissheit, bevor er sich in die Nesseln setzt. Gewissheit können wir ihm aber nicht geben.« Wallner nahm Kreuthner die Karte aus der Hand. »Die bleibt hier. Und vergiss nicht, zu Höhnbichler zu gehen.«
    Als Kreuthner die Tür hinter sich geschlossen hatte, erhielt Wallner einen Anruf. Er kam aus Herrsching.

[home]
    49
    D ie Gemeinde Herrsching verdankte vieles ihrer Lage am Ammersee unterhalb des Klosters Andechs. Der Ammersee hatte zahlreiche Vorzüge. Die Landschaft war weitläufiger als am kleineren Tegernsee, der in den Bergen lag. Dennoch waren die Alpen in Sichtweite, bei Föhn sogar zum Greifen nah. Und trotz Tourismus und der Nähe zu München hatte sich der Ammersee etwas Ursprüngliches bewahrt, das dem benachbarten Starnberger See von manchem Kenner Oberbayerns abgesprochen wurde, galt der doch als vom Geld verdorben.
    Der Ort war verschneit und von Weihnachtsdekorationen erleuchtet, als Wallner und Janette gegen fünf Uhr nachmittags eintrafen. Es war bereits dunkel. Mike war in Miesbach geblieben, um die Suche nach dem Mann zu organisieren, der Annika Plungauer alias Tiffany fast umgebracht hätte. Auf der Fahrt an den Ammersee hatte Wallner Staatsanwalt Tischler wegen eines Durchsuchungsbeschlusses für die Krugger-Häuser angerufen. Tischler hatte sich in Anbetracht des von Kreuthner bereits zerschlagenen Porzellans über die Dreistigkeit des Vorschlags echauffiert: Das sei mit ihm auf gar keinen Fall zu machen. Jedenfalls nicht ohne konkretere Hinweise.
    Das zweistöckige Mietshaus, vor dem sie hielten, stammte aus den siebziger Jahren und bestand aus acht Wohnungen, die entweder einen hölzernen Balkon oder einen Gartenanteil besaßen. Der Balkon von Annette Schildbichler im ersten Stock ging nach Westen auf den See hin und gewährte einen weiten Blick, denn das Anwesen lag am Hang. Nachdem sich die Miesbacher Kommissare einen Weg durch die Schaulustigen gebahnt und dem uniformierten Beamten, der hinter der Absperrung für Ordnung sorgte, ihre Ausweise gezeigt hatten, wurden sie von einem Kommissar der Kripo Fürstenfeldbruck empfangen, welche aus Gründen, die nur ein Verwaltungsfachmann begreifen konnte, für Herrsching zuständig war, obwohl der Ort im Landkreis Starnberg und Starnberg deutlich näher an Herrsching lag als an Fürstenfeldbruck.
    In Annette Schildbichlers Wohnung war im Augenblick die Spurensicherung tätig. Tina war vorausgefahren und hatte die Kollegen unterstützt, insbesondere durch ihre Kenntnis der zwei vorangegangenen Morde. Wallner und Janette trafen sie im Treppenhaus.
    »Das gleiche Muster«, sagte Tina. »Pulsadern aufgeschnitten und verblutet. Sieht wieder aus wie Selbstmord. Aber ich schätze, die werden bei der Obduktion GHB finden.«
    »Gibt’s andere Gemeinsamkeiten – ich meine, außer der Todesart?«, fragte Wallner.
    »Die Tote sitzt in einem Gartenstuhl und sieht auf den See hinaus. Vielleicht kam es dem Täter darauf an.«
    »Kein Foto?«
    »Ach so, ja! Natürlich. Wieder das Foto von der exhumierten Leiche mit der Handtasche.«
    »Die Opfer sehen so aus, als hätten sie Selbstmord begangen, sie blicken auf einen See – jeweils von oben –, und sie tragen ein Foto in ihrer Kleidung, auf dem die exhumierte Leiche einer verschwundenen Frau zu sehen ist«, fasste Janette die Sachlage zusammen. »Gibt’s schon eine OFA ?« OFA stand für operative Fallanalyse, bekannter unter der Bezeichnung Profiling, und war Aufgabe einiger Spezialisten beim Landeskriminalamt.
    »Die sind dran«, sagte Wallner. »Aber du weißt ja, wie lang das dauert.« Bei den Profilern wurde in Wochen und Monaten gerechnet.
    »Gibt’s Zeugen?«, fragte Janette.
     
    Die Zweizimmerwohnung

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