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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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entschied sich schließlich schweren Herzens, ihren Besuch bei den Chrestles aufzugeben. Schließlich hatte sie Grace einiges abzubitten.
    „Ich folge dir schon, seitdem du die Warwick Street verlassen hast“, beschwerte sich Grace seufzend und beugte sich vor, um dem Kutscher eine Anweisung zu geben. „Ein paar Mal habe ich aus der Kutsche heraus nach dir gerufen – aber du warst so in Gedanken versunken, dass du gar nichts gehört hast.“
    Der Hansom setzte sich in Bewegung, und Violet warf noch einen kurzen Blick zurück auf das Haus der Chrestles. Einer der Vorhänge im ersten Stock bewegte sich – stand dort am Ende Mrs. Chrestle und sah auf die Straße hinunter? Doch das Gesicht, das sich für einen kurzen Moment zwischen den Vorhängen zeigte, war das eines Mannes. Es war nicht Mr. Chrestle, und doch hatte Violet das Gefühl, diesen Menschen von irgendwo her zu kennen. Was natürlich nur eine Verwechslung sein konnte, denn sie kannte niemanden, der mit den Chrestles verkehrte.
    „Also hör zu, meine Kleine“, schwatzte Grace dicht neben ihr. „Wir werden jetzt eine kleine Stadtrundfahrt machen, denn ich habe dir einiges mitzuteilen. Danach kannst du dich entscheiden, ob du wirklich bei diesem Menschen bleiben willst, oder ob du wieder zu mir zurückkehren möchtest. Du weißt, dass ich nicht nachtragend bin, Violet. Du kannst bei mir einziehen, wann immer du willst und ich werde jederzeit deine Freundin sein.“
    Violet seufzte und rutschte auf ihrem Sitz herum, während die Kutsche in Richtung Hyde Park fuhr.
    „Es tut mir alles sehr Leid, Grace. Ich wünschte, er hätte mir die Zeit gegeben, mich von dir zu verabschieden …“
    „Geschenkt, Mädel“, wehrte Grace ab. „Er wird dir vermutlich eine Menge Versprechungen gemacht haben, er hat viel Geld, ein Haus, Angestellte, du hast neue Kleider von ihm bekommen … Nun ja, da wäre so manche von uns schwach geworden.“
    „Nein, es war unverzeihlich“, meinte Violet zerknirscht. „Ich hätte dir wenigstens hin und wieder eine Botschaft schreiben müssen. Auch wenn Mr. Marlow …“
    „Er hat dafür gesorgt, dass du jeden Kontakt zu mir abbrichst, nicht wahr? Dazu hatte er guten Grund.“
    „Nun ja … er ist eifersüchtig und bildete sich ständig ein, dass ich Umgang mit deinen Kunden haben könnte.“
    Grace stieß ein kurzes verächtliches Lachen aus. Dann fasste sie Violet am Arm und ihre Miene war ungewohnt ernst.
    „Hör zu, Violet: Du musst Marlow auf der Stelle verlassen.“
    „Aber Grace! Weshalb sollte ich das tun?“
    „Weil du dich in Lebensgefahr befindest. Nicholas Marlow ist der Mörder von Whitechapel.“
    Violet sah sie entsetzt an, konnte aber nicht sofort antworten, da ein Wagen voller Bierfässer mit lautem Gerumpel an ihnen vorbeizuckelte. O Gott, dachte sie. Ist es schon so weit, dass man Marlow öffentlich beschuldigt? Würde man vielleicht sogar versuchen, ihre Abreise zu verhindern?
    „Du bist verrückt, Grace“, sagte sie energisch.
    „Ich bin verrückt?“, rief Grace aufgeregt. „Du, meine Liebe, bist diejenige, die sich unbedacht und leichtsinnig einem Unbekannten anvertraut hat. Weißt du, dass alle Frauen, die ermordet wurden, mit Marlow bekannt waren?“
    „Nein, das wusste ich nicht“, gab Violet unsicher zurück.
    „Aber dass er das Zeichen des Mörders am eigenen Körper trägt, wirst du ja wohl inzwischen bemerkt haben. Oder etwa nicht?“
    „Du meinst … die Narbe an seinem Handgelenk? Aber Grace, das war ein Unglücksfall. Ein Spiegel ist herabgefallen.“
    Grace verzog den Mund zu einem überlegenen Lächeln.
    „Er hat dich also belogen, das habe ich mir gedacht. Marlow bekam diese Wunde von seiner Frau verpasst. In einem Streit hat sie ihn mit einer Scherbe verletzt. Möglich, dass es ein Spiegel gewesen ist. Sie muss eine ganze besondere Nummer gewesen sein, diese Clarissa.“
    „Sie ist tot, Grace. Die Ärmste hat sich selbst das Leben genommen.“
    „Das hat er dir also immerhin erzählt“, fuhr Grace unbeeindruckt fort. „Hat er auch davon berichtet, dass Clarissa ihn betrogen hat?“
    Violet stöhnte. Sie wäre gern aus der Kutsche gestiegen und davongelaufen, denn Grace’ Eröffnungen taten ihr weh. Sie wollte nichts Böses über Nicholas hören, sie liebte ihn und sie wusste, dass er sie liebte.
    „Er hat es dir verschwiegen. Weißt du nicht, dass es Gerüchte gab, Clarissa sei gar nicht durch eigene Hand gestorben, sondern Marlow habe seine Frau erstochen? Aus Hass und

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