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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Tür.
    „Miss Burke! Ich möchte mit Ihnen reden!“
    Sein Ton klang zwar entschlossen, aber keineswegs drohend. Dennoch wich sie erschrocken zurück und wäre fast gegen die Kommode gestolpert. Er ließ sich nicht so einfach abwimmeln, das hätte sie sich denken können.
    „Ich … ich bin im Begriff, zu Bett zu gehen, Mr. Marlow.“
    „Es dauert nur wenige Minuten. Lassen Sie mich hinein, oder kommen Sie in die Bibliothek hinunter.“
    Was hatte er vor? Wollte er gar wieder eine seiner halbherzigen Entschuldigungen vorbringen? Sie mit seiner schlauen Überredungskunst versöhnen? Ich darf jetzt nicht nachgeben, fuhr es ihr durch den Kopf. Nicht wieder sein Spiel mitspielen.
    „Kommen Sie herein.“
    Sie hatte die Tür in ihrer Aufregung nicht abgeschlossen, so brauchte er nur den Türknauf zu drehen, um bei ihr einzutreten. Ruhig ging er einige Schritte in den Raum hinein, überflog die Einrichtung mit raschem Blick und blieb dann neben dem Kamin stehen. Sein Gesicht wirkte im Schein der Gaslampe noch bleicher als gewöhnlich, der Mund war sehr schmal und seine Augen flackerten unruhig, als er Violet ansah. Er stand einen Moment lang unbeweglich und schien Mühe zu haben, das Gespräch zu beginnen.
    „Ich höre, Mr. Marlow“, sagte Violet schließlich ungeduldig. Ihr wurde unter seinem intensiven Blick unbehaglich, denn ihm war ohne Zweifel aufgefallen, dass sie geweint hatte.
    „Sie haben vorhin ziemlich heftig reagiert“, sagte er. „Hätten Sie besser zugehört, dann hätten Sie bemerkt, dass ich kein einziges Wort über ihr Spiel verloren habe. Meine Kritik galt ausschließlich dem Werk, das mir momentan etwas abgedroschen erscheint.“
    Es war eine einfache Feststellung und Violet erkannte verblüfft, dass er recht hatte. Er hatte Beethoven kritisiert und nicht ihr Klavierspiel. Immerhin – es war schlimm genug.
    „Die Appassionata ist ein großartiges Werk voller Kraft und Emotionen“, sagte sie aufgeregt. „Wie können Sie da von abgedroschen sprechen?“
    Er kniff die Augen zusammen, als müsse er gegen den Wind laufen und wandte den Kopf ein wenig zur Seite.
    „Vielleicht stört mich gerade diese außerordentliche Gefühlsaufwallung. Die Menschen empfinden nicht alle gleich, Miss Burke.“
    Seine Züge waren jetzt so abweisend, dass sie fast starr wirkten. Er hatte die Augenbrauen gesenkt und sah an Violet vorbei auf eine Stelle an der Wand, wo nichts, aber auch gar nichts zu erkennen war. Plötzlich begriff sie, dass seine Maske bröckelte, dass er seine kalte Gleichgültigkeit nur noch mit großer Mühe bewahren konnte. Er log, wenn er behauptete, diese Musik nicht zu lieben. Er wagte nicht einzugestehen, wie sehr ihn diese Klänge im Innersten berührt hatten. Sie hatte erreicht, was sie sich vorgenommen hatte.
    „Ich verstehe, Mr. Marlow.“, sagte sie leise.
    Der weiche Klang ihrer Stimme stand einen Augenblick lang im Raum und sie sah, dass seine Wangenmuskeln zuckten. Dann wandte er abrupt den Kopf und sah sie mit grauen, kühlen Augen an.
    „Hören Sie zu, Miss Burke: Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass Sie nicht die Richtige für diese Aufgabe sind. Deshalb schlag ich vor, dass wir uns unverzüglich trennen.“
    Violet war auf alles Mögliche gefasst gewesen, aber nicht darauf. Er wollte sie fortschicken. Gerade jetzt, da sie schon geglaubt hatte, einen Schritt weiter zu sein. Vielleicht tat er es gerade deshalb.
    „Aber … wir haben einen Monat Probezeit verabredet.“
    „Das weiß ich. Ich mache Ihnen deshalb ein Angebot: Sie behalten alle Kleider und ich zahle Ihnen zusätzlich das Honorar für ein ganzes Jahr. Allerdings nur unter einer Bedingung.“
    Es war ein unglaubliches Angebot. Hundert Pfund für nur vier Tage, an denen sie eigentlich kaum gearbeitet hatte.
    „Was für eine Bedingung?“
    „Sie werden London verlassen und sich irgendwo in der Provinz einrichten. Mit dem Geld werden Sie eine Weile zurechtkommen – was Sie dann unternehmen, ist Ihre Sache.“
    „Aber weshalb sollte ich das tun?“, wunderte sie sich.
    „Das liegt doch auf der Hand“, gab er gelassen zurück. „Ich habe Sie überall als meine Nichte vorgestellt. Es wäre ziemlich unpassend, wenn jemand Sie in naher Zukunft in der Stadt treffen und daraufhin ansprechen würde. Vor allem, falls Sie vorhätten, wieder bei Ihrer Freundin Grace Unterschlupf zu suchen.“
    Sie kniff die Lippen zusammen und wurde zornig. So also war das. Sie hatte sein Spiel mitgemacht und nun, da er es sich

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